Man will wieder Hausarzt werden
200 Nachwuchskräfte lassen sich zum Allgemeinmediziner weiterbilden - und würden aufs Land ziehen
Diese positive Bilanz zogen Experten des Kompetenzzentrums bei einer Fachtagung in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Seit 2008 bietet Verbundweiterbildung plus angehenden Hausärzten eine strukturierte und kontinuierliche Weiterbildung mit regelmäßigen Begleitseminaren an.
Insbesondere im ländlichen Raum ist die hausärztliche Versorgung zukünftig gefährdet. An der Motivation der angehenden Allgemeinmediziner, liege das aber nicht, machte Dr. Stefanie Joos, Projektleiterin des Kompetenzzentrums Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum, deutlich. Von den 528 Teilnehmern einer Online-Befragung von 2010, die sich deutschlandweit in der Weiterbildung zum Allgemeinmediziner befanden, konnten sich 89 Prozent eine Niederlassung als Hausarzt vorstellen, 77 Prozent auch in ländlichen Gebieten. Doch viele Motivierte erreichen dieses Ziel nicht: Bisher mussten sich die Ärzte passende Weiterbildungsstellen selbst zusammensuchen und häufig wechseln, um die Anforderungen zu erfüllen. Die Weiterbildung war kaum planbar, schlecht bezahlt und die Lerninhalte nicht unbedingt relevant für die spätere hausärztliche Tätigkeit.
Verbesserung verspricht das deutschlandweit erste kompetenzbasierte Curriculum zum Allgemeinmediziner, das das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin maßgeblich erarbeitet hat. "Das Curriculum bietet als "roter Faden" den Ärzten in Weiterbildung schon früh eine Orientierung, welche Lerninhalte für ihre spätere Tätigkeit als Hausarzt relevant sind", sagte Dr. Jost Steinhäuser, der die Entwicklung des Curriculums von Heidelberg aus koordiniert und es bei der Tagung erstmals vorstellte. Wichtig seien auch zusätzliche Schulungen, die unternehmerischen Fähigkeiten eines selbstständig arbeitenden Praxisinhabers vermitteln. "63 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie das unternehmerische Risiko einer Niederlassung schrecke", so Joos.
Damit Ärzte in Weiterbildung und Bürgermeister ländlicher Gemeinden sich austauschen können, gibt es seit 2011 die sogenannten "Landtage". Dabei lernen die Vertreter der Gemeinden die Bedürfnisse der angehenden Hausärzte kennen und die Ärzte die Möglichkeiten und Strukturen ihrer vielleicht künftigen Wirkungsorte.