Interessierte Turmfalken und Mauersegler können in Heidelberg gleich einziehen

Natürlicher Kampf gegen Tauben und Mäuse: Acht neue Nistkästen für Turmfalken und Mauersegler im Zentralbetriebshof

30.08.2016 UPDATE: 31.08.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Die neuen Nistplätze sind für Turmfalken (oben) und Mauersegler gedacht. Fotos: privat

Von Werner Popanda

Mit jeweils vier neuen Nistkästen will die Stadt auf dem 64.000 Quadratmeter großen Areal des Amts für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung am Kirchheimer Weg die Wiederansiedlung von Turmfalken und Mauerseglern unterstützen - vor allem um die Tauben- und Mäusepopulation auf dem Betriebsgelände in einem natürlichen Gleichgewicht zu halten. Doch bevor der Startschuss für das Aufhängen dieser Nistkästen gegeben wurde, wurde die eine oder andere Erinnerung wach. Amtsleiter Rolf Friedel berichtete nämlich, sein Vater habe früher, als es noch Falken in der Altstadt gegeben habe, immer gesagt, dass es damals "mit der Taubenpopulation noch im Gleichgewicht war". In Berlin wiederum würden heute "Tauben eingesammelt und ans Ende der Stadt transportiert".

Das hält der ehrenamtliche städtische Naturschutzwart Hans-Martin Gäng für Quatsch: "Die Tauben sind sicher wieder schneller in der Stadt als die sie befördernden Mitarbeiter." Zugleich blickte er auf den "Taubenkrieg in Heidelberg" in den sechziger Jahren zurück, bei dem Zehntausende dieser Vögel den Bismarckplatz und die Altstadt ruiniert hätten.

Im Gegensatz zu den größeren und kräftigeren Wanderfalken würden laut dem passionierten, mit der Heidelberger Bürgerplakette ausgezeichneten Gäng Turmfalken zwar keine Tauben erlegen, sie sind ihnen als Beutetiere schlicht zu groß. Doch seien Turmfalken dann, wenn sie nisteten, so aggressiv, dass sie auch angestammte Tauben verjagten. Der Fall gewesen sei das beispielsweise im Hexenturm im Gebäudekomplex der Neuen Universität sowie im Dicken Turm im Schloss.

Bislang seien, zog Gäng eine Zwischenbilanz, im Stadtgebiet gut 20 Nistkästen für Turmfalken aufgehängt worden, wobei er sich sicher sei, dass diese "andere Wohninteressenten aus der Wohnung vertreiben werden". Andere gewiss, aber ebenso gewiss nicht alle, denn nach seinen Worten ist die im Vergleich zum Turmfalken noch aggressivere Nilgans ein harter, vom Turmfalken nicht zu besiegender Konkurrent.

Daher habe man nach den einschlägigen Erfahrungen die Öffnungen der Nistkästen auf eine Größe reduziert, die der Nilgans ein Eindringen unmöglich macht. Das trifft auch auf die vier nagelneuen, in der Amtsschreinerei gefertigten Turmfalken-Nistkästen an den Silotürmen für Streusalz und den Dächern der Fahrzeughalle des Betriebshofs zu.

Die vier Nisthilfen für Mauersegler zieren hingegen künftig ein Verwaltungsgebäude. Für Gäng sind diese sicheren Brutplätze durchaus in Ordnung, doch sollte aus seiner Sicht auch daran gedacht werden, dass in Heidelberg der Erhalt der traditionellen Niststätten des Mauerseglers "zwingend notwendig ist". Denn die vielen Abrisse und Umbauten machen ihn zu einer gefährdeten Art - da er seinem Brutplatz ein Leben lang treu bleibt. Das Brüten ist auch die einzige Zeit, die die Vögel nicht in der Luft verbringen.

Ob nun aber Mauersegler oder Turmfalke, beide Vogelarten lädt Friedel so in die Nistkästen ein: "Interessierte Mieter können ohne mit uns zu reden sofort einziehen."

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