Heidelberger Betriebshof: Die Standortsuche geht weiter
Entscheidung über Zukunft des Betriebshofs vertagt - Stadträte wollen mehr Informationen zu den zehn geprüften Alternativen

Für den Betriebshof im Großen Ochsenkopf - die Fläche liegt nördlich der Gleise der Deutschen Bahn und wird im Osten von der Gneisenaustraße begrenzt - müsste die OEG-Trasse zwischen Hauptbahnhof und der Haltestelle "Berufsschule" verlegt werden. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Eine Verlagerung des Betriebshofes der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (RNV) von der Bergheimer Straße an den Großen Ochsenkopf wird es nicht geben - zumindest vorerst. Denn im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss haben die Stadträte mit großer Mehrheit diese Entscheidung vertagt und weitere Informationen zu den zehn Standorten eingefordert, die Stadt und RNV bislang geprüft haben. In der nächsten Sitzung des Ausschusses im Februar will man dann über die Ergebnisse beraten und eine Machbarkeitsstudie für den Großen Ochsenkopf und mögliche weitere Alternativstandorte beauftragen.
Zunächst hatte Sebastian Olschewski vom Naturschutzbund (Nabu) für das Aktionsbündnis Bergheim West die Gründe dargelegt, warum die 40.000 Quadratmeter große Grünfläche im Westen Bergheims nicht bebaut werden dürfe. "Der Große Ochsenkopf ist ein Naherholungsgebiet und Freizeit-Treffpunkt, ein wichtiger Ausgleichsraum zu Siedlungs- und Verkehrsflächen mit hoher Aufenthaltsqualität und hat eine wichtige bioklimatische Ausgleichsfunktion", so Olschewski. Das Areal sei das letzte Kleinod in Bergheim und habe eine Arche-Funktion als wichtiger Lebensraum für Fledermäuse, Brutvögel und Insekten. Deshalb fordert das Aktionsbündnis, die Nutzung des Großen Ochsenkopfs im Flächennutzungsplan als Grünfläche festzuschreiben. Dort wird er bislang als Gewerbegebiet ausgewiesen. Für den Betriebshof soll eine andere Fläche gefunden werden. "Wir brauchen eine echte Bürgerbeteiligung, bevor die Filetstücke des Stadtteils vergeben werden", so Olschewski.
Martin in der Beek, technischer Geschäftsführer der RNV, erläuterte noch einmal, warum das Verkehrsunternehmen einen modernen Betriebshof benötigt: Neben der Reinigung und Wartung der Fahrzeuge benötigt die RNV auch Sozialräume für das Personal und zeitgemäße Werkstätten. "Früher waren die Fahrzeuge 15 Meter lang, heute sind sie bis zu 40 Meter lang", machte in der Beek deutlich. Weil die Reparaturstände zu kurz seien, müssten Bahnen immer wieder rangiert werden, was die Arbeitsabläufe deutlich komplizierter mache. Auch die Arbeitssicherheitsbestimmungen könnten nicht an allen Stellen eingehalten werden, man arbeite hier mit befristeten Ausnahmegenehmigungen. "Der Betriebshof Heidelberg brennt uns unter den Nägeln", so in der Beeks Fazit. Für die RNV ist vor allem ein zentraler Standort von großer Bedeutung: "Leerkilometer steigern das Defizit, sie sind rausgeworfenes Geld: Weil wir mehr Geld ausgeben, aber gleichzeitig nicht mehr Fahrgäste befördern."
Die Fraktionen reagierten unterschiedlich: "Wir sehen die Vorteile beim Standort Bergheimer Straße, weil hier Synergien genutzt werden", sagte Irmtraud Spinnler (SPD). Es gebe nämlich Fahrer, die sowohl Straßenbahnen als auch Busse fahren dürften. Am Großen Ochsenkopf ist das Abstellen von Bussen nicht vorgesehen. "Es ist augenscheinlich, dass der Betriebshof da, wo er ist, nicht bleiben kann und andere Flächen wesentlich besser geeignet sind", so Michael Eckert (FDP). Vom Betriebshof einmal abgesehen könne es sich Heidelberg nicht leisten, ein ausgewiesenes Gewerbegebiet in eine Grünfläche umzuwandeln. Er zweifelt auch an den Nutzungen des Ochsenkopfs, die Olschewski aufgeführt hatte: "Ich weiß nicht, wie viele Bergheimer wirklich in diesen Park gehen." Für eine Entwicklung des Stadtteils sei das heutige Gelände wesentlich wichtiger als der Ochsenkopf, meint der FDP-Mann.
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Der CDU fehlt noch eine Entscheidungsgrundlage, deshalb forderte Alexander Föhr eine genaue Analyse aller Punkte für die Standorte. "Ich finde es relativ gewagt", sagte Föhr in Richtung SPD, "ohne Kenntnis der Analyse den Ochsenkopf auszuschließen".Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) könnte sich beim Verbleib auf dem heutigen Gelände auch eine Erweiterung in Richtung Alte Feuerwache vorstellen. Denn ihn störe, dass die kritische Arbeitsplatzsituation erst im zweiten Bauabschnitt im Ochsenkopf verbessert würde.
"Wir haben ein Interesse daran, die beste Lösung zu finden. Deshalb brauchen wir bis zur nächsten Sitzung eine Nutzwertanalyse", sagte Manuel Steinbrenner (Grüne). Danach soll ein unabhängiges Gutachten Klarheit darüber bringen, ob der Betriebshof an der Bergheimer Straße verbleiben oder wohin er umziehen kann.



