Heidelberg bekommt zwei neue Großhotels

Im Gewerbegebiet Weststadt wird ein "Star Inn" gebaut - Low-Budget-Herberge "Meininger" in Planung - Sorge um Altstadthotels

30.10.2016 UPDATE: 31.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

An der Speyerer Straße entsteht ein Drei-Sterne-Hotel der deutsch-österreichischen Gruppe "Star Inn". Daran angeschlossen ist ein Boardinghaus in der Gottlieb-Daimler-Straße, das ebenfalls von "Star Inn" betrieben wird. Fotos: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Nicht nur in der Bahnstadt wird gerade viel gebaut. Auch direkt an der Speyerer Straße im Gewerbegebiet Weststadt stehen Baukräne: Dort entsteht an der Ecke zur Gottlieb-Daimler-Straße - nachdem die Bestandsgebäude in den letzten Monaten abgerissen wurden - ein "Star Inn"-Hotel samt angeschlossenem Boardinghaus. Jetzt wurde bekannt, dass in direkter Nachbarschaft ein weiteres Hotel geplant ist: In der Carl-Benz-Straße 4-6 will die "Meininger"-Gruppe aus Berlin spätestens 2019 ein Low-Budget-Hotel eröffnen.

"Wir haben uns für den Standort entschieden, weil er nahe am Hauptbahnhof und an der Innenstadt sowie an der Haupteinfallstraße in die Stadt liegt", sagt Reiner Bauch, Geschäftsführer von "Star Inn". Die deutsch-österreichische Gruppe will dort ein Drei-Sterne-Premium-Haus mit 200 Zimmern und Boardinghaus betreiben. "Die Fläche an der Speyerer Straße ist ein absoluter Glücksgriff", so Bauch. Zur Standortentscheidung habe auch das geplante Konferenzzentrum in der Bahnstadt beigetragen: "Wir sehen uns als gute Erweiterung und Alternative für Kongressgäste." Das Tagungszentrum soll am Czernyring entstehen, ein Hotel könnte in dem Hochhaus untergebracht werden, dass auf dem Baufeld B 1 geplant ist. Aktuell laufen an der Speyerer Straße die Arbeiten an den beiden Kellergeschossen sowie in Teilen auch an der Bodenplatte. "Die Fertigstellung ist für den 31. März 2018 vorgesehen", sagt der für die Projektsteuerung zuständige Günter Berlo.

Hintergrund

Die neuen Großhotels im Gewerbegebiet sollen beide von relativ jungen Unternehmen betrieben werden. Die deutsch-österreichische "Star Inn"-Gruppe betreibt derzeit 16 Hotels, neun davon in Deutschland, eines in Ungarns Hauptstadt Budapest und sechs in Österreich. Fünf weitere

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Die neuen Großhotels im Gewerbegebiet sollen beide von relativ jungen Unternehmen betrieben werden. Die deutsch-österreichische "Star Inn"-Gruppe betreibt derzeit 16 Hotels, neun davon in Deutschland, eines in Ungarns Hauptstadt Budapest und sechs in Österreich. Fünf weitere Häuser, die alle 2017 und 2018 fertiggestellt werden sollen, sind derzeit im Bau - eines davon in Heidelberg an der Speyerer Straße. Das ist für das Unternehmen eine Premiere: Erstmals wird hier ein Hotel mit einem Boardinghaus in dieser Größenordnung verbunden. Den 200 Hotelzimmern stehen 83 Appartements im Boardinghaus gegenüber. Das Hotel bewegt sich im gehobenen Drei-Sterne-Bereich.

Das "Meininger" in der Carl-Benz-Straße ist hingegen ein Low-Budget-Hotel, das laut Eigenwerbung die Vorteile aus Hotel und Hostel vereint. Neben klassischen Zimmergrößen werden hier auch Mehrbettzimmer angeboten. Die Gruppe betreibt derzeit 16 Herbergen in zehn europäischen Städten. Verträge für zehn weitere Hotels - darunter auch Heidelberg - sind unterzeichnet.

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Das "Star Inn"-Grundstück grenzt im nordöstlichen Teil direkt an das Areal, auf dem das "Meininger"-Hotel gebaut werden soll. Das Haus mit 100 Zimmern und 336 Betten auf fünf Etagen hat das Unternehmen für 20 Jahre gepachtet, der Bauantrag ist eingereicht. Projektentwickler ist - wie an der Speyerer Straße - die Berliner Hirotani-Projektgesellschaft. "In Hinblick auf die internationale Bedeutung als Universitätsstadt ist dieser Standort eine hervorragende Ergänzung unseres Portfolios", so "Meininger"-Geschäftsführer Hannes Spanring.

Wenig erfreut über die Neubauten zeigt man sich beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): "Kapazitäten im Zwei- bis Drei-Sterne-Bereich können nicht unbegrenzt weiterwachsen, ohne dass die Auslastung leidet", sagt Daniel Ohl von der Dehoga Baden-Württemberg. Zwar habe Heidelberg mit einem Wert von über 50 Prozent unbestritten einen guten Wert bei der Bettenauslastung, durch die beiden neuen Häuser stiegen die Kapazitäten aber um zehn Prozent. Die einfache Rechnung geht so: Bei gleichbleibender Auslastung müssen dann knapp 75.000 Nächte zusätzlich verkauft werden.

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"Wir befinden uns zwar gerade in einer Phase erfreulich guter Hotelkonjunktur", sagt Ohl, "doch es wird auch wieder andere Zeiten geben und dann reagiert der Markt bei hohen Kapazitäten empfindlich." Steigt der Preisdruck, könnte das zulasten der mittelständischen Hoteliers in der Altstadt gehen. "Dabei steht es einer Tourismushochburg wie Heidelberg gut an, eine starke Privathotellerie zu haben, die dem Gast etwas Unverwechselbares bietet", so Ohl. Allerdings berichtet er von einem landesweiten Trend, dass verstärkt in Hotelkapazitäten investiert werde.

Möglichkeiten, die beiden Neubauten zu verhindern, hat die Stadt offenbar nicht: "Es gibt einen bestehenden Bebauungsplan", so ein Stadtsprecher. Und die Planungen stimmten mit dessen Zielen überein. "Dann haben wir keinen Ermessensspielraum." Außerdem habe man nur einen begrenzten Einfluss darauf, welche Hotelkapazitäten geschaffen würden: "Wir unterstützen derzeit aber nicht aktiv weitere Hotelansiedlungen", so der Stadtsprecher.

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