Hochwasser in Heidelberg: Für die Schwanen-Eier kam jede Rettung zu spät
Ein Mann holte sie am Montag beherzt aus dem Hochwasser - Doch die Embryos waren bereits tot

Das Schwanenpaar suchte in den vergangenen Tagen nach seinen Eiern unter der Alten Brücke. Dort ist ihr Stammbrutplatz. Fotos: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Die Altstädter sind aufgewühlt. Denn seit dem Hochwasser am vergangenen Montag machen sich einige Bewohner des Stadtteils große Sorgen um fünf Schwaneneier, die im Bereich der Alten Brücke am Neckar gerade ausgebrütet wurden. Den Nistplatz an dieser Stelle kennen die Altstädter gut. Schon mehrfach haben zwei Schwäne dort ihren Nachwuchs zur Welt gebracht. So sollte es auch jetzt wieder sein.
Doch die Eier wurden vom Hochwasser mitgerissen. Nur dank des beherzten Einsatzes eines Altstädters konnten sie am Montag gegen 6 Uhr aus dem Wasser gefischt werden. "Der Mann sagte, das Gelege sei gerade weggeschwemmt worden", berichtet Carola Hornung vom städtischen Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie. Dort sind die Eier letztlich gelandet. Mitarbeiter des Umweltamtes haben sie bei dem Mann, der offenbar in unmittelbarer Nähe des Schwanennests wohnt, am späteren Morgen bei ihm abgeholt. "Er hat sie an sich genommen und mit Kissen und Decken gewärmt", berichtet Hornung. Gemeinsam mit einem Kollegen kontaktierte sie schließlich den Heidelberger Zoo, der sich bereit erklärte, die Eier an sich zu nehmen. Also stiegen die beiden Mitarbeiter des Amtes ins Auto - und brachten die Eier in den Heidelberger Tiergarten. Gut eine halbe Stunde habe man im morgendlichen Hochwasser-Chaos von der Altstadt ins Neuenheimer Feld gebraucht, "ich habe die Eier während der Fahrt so gut es geht gewärmt", sagt Hornung.
Doch die Mühe war vergebens. Im Zoo wurden die Eier schließlich mit einem Spezialgerät durchleuchtet. Das Ergebnis: Alle fünf Embryos waren bereits tot. "Die Eier haben sich komplett mit Wasser vollgesogen", erklärt Hornung. Man habe nichts mehr tun können. Aber sie sagt auch: "Das ist der Lauf der Natur. Wir konnten das Hochwasser nicht vorhersehen. Und selbst wenn, hätten wir nicht eingegriffen." Schließlich verbiete das auch das Bundesnaturschutzgesetz. Demnach dürfe man keine wilden Tiere aus der Natur entnehmen. "Es ist also besser, man hält sich da raus." Sobald der Mensch eingreife, sei das oft das Todesurteil für die Tiere.
Zudem ist Hornung überzeugt: "Manchmal passieren tragische Dinge - aber beim zweiten Anlauf wird es klappen mit dem Nachwuchs." Einer der Schwäne sei bereits in den vergangenen Tagen wieder an seinem angestammten Brutplatz gesessen - ein Indiz dafür, dass bald wieder gebrütet wird. "Ein paar Tage lang waren die Schwäne verwirrt und haben nach den Eiern gesucht, jetzt werden sie es erneut versuchen", ist sich Hornung sicher.
Den Vorwurf einer Altstädterin, das Umweltamt habe die Eier absichtlich untergehen lassen, da es zu viele Schwäne in der Stadt gebe, weist Hornung aufs Schärfste zurück. Das Gegenteil sei der Fall: "Erst vor wenigen Wochen haben wir den Nistplatz durch das städtische Tiefbauamt absperren lassen, damit die Schwäne in Ruhe brüten können."



