Hauptbahnhof Heidelberg: Stadt will das ganze Umfeld neu gestalten
Auslöser ist die Haltestellenverlegung ab Dezember 2016 - Bürgerbeteiligung läuft an

Die Haltstelle am nördlichen Bahnhofsausgang (unterer Bildrand) rückt ab Ende des nächsten Jahres näher an das Empfangsgebäude heran. Das gab den Ausschlag, dass die Stadt nun nach einem Gesamtkonzept für die Neugestaltung des gesamten Areals (plus südlichem Platz zur Bahnstadt hin) sucht - und die Zeit drängt. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Zum ersten Mal seit dem "Burelli-Desaster" wagt die Stadt einen ernsthaften Anlauf, das reichlich triste Bahnhofsumfeld neu zu gestalten. Genau genommen geht es um drei Areale: den südlichen Platz zur Bahnstadt (4530 Quadratmeter) und dann die beiden Teile des bisherigen Willy-Brandt-Platzes, den zentralen zur Lessingstraße hin (3030 Quadratmeter) und den nördlichen an der Kurfürstenanlage (3870 Quadratmeter). Und dieser gab auch den Anstoß dazu, dass die Stadt sich nun unerwartet schnell um ein Gesamtkonzept bemüht.
Denn hier rollen im Dezember 2016 die Bagger an, um die Straßenbahnhaltestelle zu verlegen, sie rückt näher ans Bahnhofsgebäude heran. "Jetzt haben wir noch einmal eine Chance, das alles gut zu gestalten, später haben wir es vertan. Insofern jetzt oder nie", sagt die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Annette Friedrich. Damit greift Friedrich die Kritik aus dem Gemeinderat, vor allem aber von Stadtplanern auf: Es könne doch nicht sein, dass es direkt am Bahnhof eine Großbaustelle gebe, in der sich die Verkehrsplaner austobten, während sich niemand der ansprechenden Gestaltung der verwahrlosten Plätze annehmen wolle.
Da alles rasch gehen muss, hat sich Friedrich einen ambitionierten Zeitplan gegeben: Erster Schritt ist die Bürgerbeteiligung samt Informationsveranstaltung am Dienstag, 20. Oktober (18 Uhr, Kantine der Stadtwerke, Kurfürstenanlage 42-50). Dann werden auf der Basis dieser Anregungen mehrere Planungsbüros beauftragt, und Friedrich hofft, dass die Siegerentwürfe dann im nächsten Sommer dem Gemeinderat vorgestellt werden können - um sich dann, mehr oder weniger nahtlos, in die dann ab Winter laufenden Bauarbeiten an der Nordseite einzufügen. Zumindest dieses Vorgehen hat am Dienstag im Grundsatz der Bauausschuss gebilligt, der Gemeinderat folgt am 8. Oktober.
Schon jetzt ist die Bürgerbeteiligung angelaufen - und zwar zunächst mal ausschließlich als eine Art Internet-Umfrage: Hier kann jeder, der sich per E-Mail vorher registriert hat, seine Erwartungen und Wünsche einbringen: Will man am liebsten eine möglichst freie Fläche? Und mehr Grün? Oder doch genügend Platz, um kurz parken zu können?
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Friedrich geht es vor allem um ein schlüssiges Gesamtkonzept für die drei Areale - und eine sinnvolle Aufgabenteilung. Schon jetzt ist einigermaßen klar, dass der Platz zur Bahnstadt hin der Standort für die Fernbusse wird und dass nach der Verlegung der Haltestelle an der Nordseite die Parkplätze dort wegfallen. Aber es gibt noch jede Menge offene Fragen: Wo soll geparkt werden? Wo ist der Taxistand? Soll es ein Fahrradparkhaus geben? Und wenn ja, sollte es nicht besser unterirdisch sein? Und wenn ja, wo? Und wie soll die geplante Fahrradbrücke von der Bahnstadt (mit Anschluss in Richtung Neuenheimer Feld) in den nördlichen Platz integriert werden? Sollen oder können alle Bäume erhalten werden? Und was passiert mit der erst 2011 umgebauten Touristeninformation, die ja infolge der Haltestellenverlegung auch "umgesetzt" werden soll - was immer das heißt.
Man ahnt es schon: Die Neuordnung des ganzen Umfeldes - immerhin 11430 Quadratmeter - wird wahrscheinlich nicht in einem Rutsch möglich sein, sondern eher schrittweise. Zumal bisher zwar 250 000 Euro an Planungskosten und die Bürgerbeteiligung im Haushalt bereitstehen, aber natürlich noch nichts für die Umgestaltung an sich. Und das wird nicht ganz billig, die Stadt rechnet mit rund vier Millionen Euro allein für eine neue Oberfläche, dazu käme noch das Fahrradparkhaus, das, je nach Ausführung zwischen 700 000 und drei Millionen Euro kosten kann. Hinzu kämen dann noch Aufwendungen für neue Bänke, Abfalleimer und Laternen.
Und wenn dann noch eine neue Touristeninformation gebaut werden müsste, hätte Heidelberg sein nächstes Großprojekt - und eines der wenigen, das sich ausschließlich der Verbesserung eines bisher verkommenen öffentlichen Raums widmet. Und doch: Hier geht es nicht, wie vor 13 Jahren bei "Burelli", um den ganz großen städtebaulichen Wurf, sondern um eine Reparatur des Vorhandenen.
Info: Die Internet-Befragung findet man unter: www.heidelberg-bahnhofsvorplatz.buergerbeteiligungen.de.



