Gedenkfeier für Klaus Tschira: "Einen wie ihn, den kann man nicht vergessen"
In der Heidelberger Stadthalle gedachte am Montag ein ausgewählter Kreis von 500 Personen Klaus Tschira. Unter ihnen die Weggefährten Dietmar Hopp und Hasso Plattner.

In Gedenken an Klaus Tschira. Foto: Bechtel
Von Ingrid Thoms-Hoffmann
Und immer wieder fällt der Blick auf das große Foto auf der Bühne. Da sitzt Klaus Tschira, im ganz ungewohnten Smoking, samt Fliege, spitzbübisch und ein wenig selbstironisch lächelnd, die Hand geöffnet, als ob er einem zuwinken würde. Vor dieser Fotografie verneigen sich die Trauernden. Am 31. März verstarb der SAP-Mitbegründer im Alter von 74 Jahren. Am Montag gedachte ein ausgewählter Kreis von 500 Personen dieser herausragenden Persönlichkeit. Unter ihnen die Weggefährten von Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner, Nobelpreisträger Harald zur Hausen, der Chef des Klinikums, Guido Adler, der Bundestagsabgeordnete Karl A. Lamers, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Oberbürgermeister Eckart Würzner, Zoo-Direktor Klaus Wünnemann, Uni-Rektor Bernhard Eitel oder SAP-Vorstandssprecher William R. McDermott. Alle, die gekommen sind, haben einen persönlichen Bezug zu dem erfolgreichen Unternehmer und großzügigen Mäzen.
Fotografieren ist an diesem späten Nachmittag nicht erlaubt, die Feier - ausgerichtet von Stadt, Uni und Stiftung - soll durch nichts gestört werden, auch nicht durch Applaus für das SAP-Sinfonieorchester oder die Redner. Und Vielen ist es ein Bedürfnis einem Menschen zu danken, der so viel für Heidelberg, die Region und das Land geleistet hat. Der Familie, Ehefrau Gerda und den Söhnen Udo und Harald mit ihren Ehefrauen in der ersten Reihe der Stadthalle, wird die Kraft gewünscht, die es braucht, wenn der Lebensmittelpunkt plötzlich geht.
Dass Carsten Könneker, Chefredakteur von "Spektrum der Wissenschaft" und selbst Physiker wie der Verstorbene, die einzelnen Wortbeiträge verbindet, ist folgerichtig. Und sagt auch einiges über Klaus Tschira aus. Der gab den Wissenschaften immer den Vorrang, glaubte daran, dass die Naturwissenschaften wie sonst nichts anderes, die Welt bewegen können.
Davon profitierte auch die Stadt Heidelberg, wie Oberbürgermeister Eckart Würzner, in seiner Rede dankbar anerkannte. Ihn hat die Nachricht vom Tode des "Philanthropen" zutiefst geschockt. "Das Land hat einen großen Förderer verloren", sagte Wissenschaftsministerin Bauer. Sie schätzte an Tschira, dass er sich skeptisch gegenüber Modeerscheinungen und Trends zeigte und in seinem Institut für theoretische Studien den Wissenschaftlern wunderbare Freiräume anbot. Zuversichtlich zeigte sie sich, dass die Stiftung sein Vermächtnis weiterträgt. Für Uni-Rektor Eitel war Klaus Tschira ein "Forschender" mit einer nicht nachlassenden "Begeisterungsfähigkeit". Der Tod des Ehrensenators der Universität habe einen "emotionalen Tsunami" ausgelöst.
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Von Emotionen überwältigt wird Hasso Plattner. Ganz zum Schluss seiner Worte, als er dem Partner und Freund Danke sagt, da versagt ihm die Stimme. "Viel besser hätte es der Klaus nicht machen können", lässt Plattner die gemeinsame Zeit aufleben, in der neben den Erfolgen auch die Niederlagen standen. Er bedauert, dass sie die Erfolge ihrer fast 30-jährigen Zusammenarbeit "nie richtig gefeiert haben". Es war einfach keine Zeit. Über Klaus Tschira weiß SAP-Chef McDermott ziemlich gut Bescheid. In seiner lockeren, amerikanischen Art bringt er die Trauergemeinde so manches Mal zum Schmunzeln, erzählt von der Leidenschaft Tschiras für Musik, für Jazz und Mozart und fürs Kochen. Eine ganz andere Seite von Tschira wird bei Hans Fleisch, Generalsekretär beim Bundesverband Deutscher Stiftungen, lebendig. Er würdigt Tschira als einen, der nicht aufgab, für ein "stiftungsfreundliches Klima" zu kämpfen. Und dank seiner Hartnäckigkeit damit auch Erfolg hatte.
"Wenn Klaus Tschira jetzt auf uns herabschaut, dann wird er wollen, dass ich mich kurz fasse", war sich Heinrich C. Mayr, Kuratoriumsmitglied der Stiftung ganz sicher. Der Österreicher stand für die Stiftung. Von dort wollte niemand zur Trauergemeinde sprechen. Zu nahe ist ihnen der Tod ihres Chefs gegangen. Und nicht nur den engsten Mitarbeitern standen Tränen in den Augen, als Mayr sagte: "Wir werden Klaus Tschira nicht vergessen, einen wie ihn, den kann man nicht vergessen."