Erstes Literaturcamp in Heidelberg: Zwei Tage lang dreht sich alles um Bücher
Im Dezernat 16 kommen Verleger, Autoren, Blogger und Leser zusammen - Konferenz mit spontanem Programm

Screenshot: www.literaturcamp-heidelberg.de/
Von Daniela Biehl
Ein Tag beim "Barcamp" in Heidelberg, und Susanne Kasper war euphorisiert: "Die Atmosphäre, das hatte etwas Magisches", sagt sie über die "Unkonferenz", die letztes Jahr im Dezernat 16 stattfand. Magisch - das Wort stand auch im Zehn-Punkte-Flyer der Stadt, der zu erklären versucht, warum gerade Heidelberg eine "Unesco-City of Literature" ist. Und weil Kasper dieses Gefühl bald nicht mehr losließ, fasste sie einen Entschluss: "Ein Literaturcamp muss her."
Nicht nach Schefflenz im Neckar-Odenwald-Kreis, wo sie lebt, und auch nicht nach Stuttgart, wo das Literaturhaus als Veranstaltungsort schon im Gespräch war - nein, in Heidelberg wird es nächste Woche, am 11. und 12. Juni, im Dezernat 16, Emil-Maier-Straße 16, stattfinden. Und es richtet sich an Buchhändler, Autoren, Blogger und all jene, die einfach gerne lesen. Das Literaturcamp ist dabei angelehnt an das Konzept eines Barcamps. Das heißt: Es gibt keine vorher festgesetzten Vorträge oder Lesungen. Denn die Teilnehmer gestalten ihr Programm vor Ort spontan. Einzige Bedingung: "Die Themen sollten sich in irgendeiner Weise ums Buch drehen."
Vier bis acht Sitzungsrunden mit bis zu sieben parallel laufenden Vorträgen stehen dann auf dem Plan. Und keine Sitzung soll wie die andere sein, denn: "Es geht darum, dass wir voneinander lernen", sagt Susanne Kasper. So könnte sich ein Workshop etwa mit der Suche nach einem Verlag beschäftigen, während sich ein anderer "den Schreibblockaden zuwendet - und wie man wieder hinausfindet". Und für Kasper ist klar: "Es wird mit Sicherheit auch um das Buch in unserer digitalen Welt gehen." Um Fragen wie: Wie muss sich die Branche in der heutigen Zeit verändern? Wie kann Literatur neu gedacht werden? Immerhin gebe es inzwischen Tausende Blogger, die Bücher rezensieren, Trends aufwerfen - und dabei neben dem Feuilleton an Bedeutung gewännen. "Das Literaturcamp soll alle zusammenbringen." Damit "man gemeinsam Konzepte spinnt", sagt Kasper begeistert.
Mit "Literaturschock" startete Kasper vor 16 Jahren eines der ersten Online-Literaturportale. Mittlerweile gehört die Seite mit durchschnittlich 150.000 Nutzern pro Monat zu den größten, nicht von einer Agentur betriebenen Literaturseiten im Land. Kein Wunder also, dass Kasper Wege jenseits der Konventionen zu gehen versucht und sagt: "Wir könnten so viel erreichen, wenn wir die Fäden da zusammenlaufen lassen, wo die Akteure - Selbstverleger und Verlagsautoren beispielsweise - auf den ersten Blick gar nicht so viel gemeinsam haben." Ihr Camp soll hier ganz neue Begegnungen schaffen: "Das ist meine große Vision."
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Um für eine solche Veranstaltung - sowie für das normale Barcamp am 2. und 3. Juli im Dezernat 16 - die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, hat sich im Januar der Verein "Bildungskultur-Rhein-Neckar" gegründet. Neben den beiden Barcamps als Veranstaltungen wolle man vor allem Menschen vernetzen, sagt Jana Stahl, die zweite Vorsitzende. Unter den Teilnehmern am Literaturcamp sind inzwischen auch Selim Özdogan, der aktuell für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert ist, und Schriftstellerin Nina George.
Info: Wer beim Literaturcamp mitmachen möchte, registriert sich unter www.literaturcamp-heidelberg.de. Die Tickets kosten 35 Euro. Kinder können gratis mitgebracht werden. Vor Ort gibt es eine Betreuung.