Die Riviera Maya in Mexico: Einmal Traumurlaub 
mit allem, bitte!

Ob Kultur, Natur oder Badeurlaub: Die Riviera Maya ist der perfekte Sehnsuchtsort für Menschen, die sich nicht entscheiden können. Aber Achtung: Wer nicht aufpasst, wird zum Auswanderer.

29.12.2016 UPDATE: 31.12.2016 06:00 Uhr 4 Minuten, 38 Sekunden

Tulum ist die einzige Maya-Stätte, die direkt an der Küste liegt. Im 13. und 14. Jahrhundert war Tulum eine der größten Städte der Halbinsel Yucatán. Fotos: Sylvia Jost (1), S. Riemer (3)

Von Sebastian Riemer

Es ist vorbei. Nach sieben Tagen Riviera Maya sind wir auf dem Weg zum Flughafen in Cancún - und reden übers Auswandern. "Was spricht eigentlich dagegen?", fragt eine junge Frau aus der Reisegruppe. Eine gute Antwort fällt so schnell niemandem ein. Wir waren mit Schildkröten schnorcheln, haben in Höhlen gebadet, sind alle Maya-Fans geworden - und haben an Stränden, die uns jetzt wie ein surrealer Traum vorkommen, die besten Margaritas der Welt getrunken. Wir werden wieder kommen. Alle. So viel steht fest.

Rückblick, eine Woche vorher: Den Zwölfstundenflug von gestern haben wir noch in den Knochen - und jetzt das. Mit Jeeps geht es über die buckeligste Piste Mexikos. "Es gibt nur diese Straße", sagt unsere heutige Reiseführerin Lea, "und das ist auch gut so." Nach einer Stunde sind wir am Ziel - und verstehen, was die 34-Jährige meint, die jeden Tag diese Strecke fährt. Wäre dieser Weg ordentlich gepflastert, die Anfahrt weniger strapaziös - dieses Paradies hätte längst seine Unschuld verloren. Doch so bleibt das Herzen des Nationalparks Sian Ka’an an der Ostküste der Halbinsel Yucatán beinahe unberührt. Sanfter Tourismus durch beschwerliche Wege - das ist mexikanischer Pragmatismus. Lea ist vor einem Jahr ausgewandert, aus Freiburg direkt ins Himmelreich.

Sian Ka’an bedeutet: "Ort, wo der Himmel geboren wurde". Denn wo genau das Firmament am Horizont ins Meer übergeht, ist hier an vielen Tagen kaum zu bestimmen. Wir sind jetzt auf Booten, fahren an der Vogelinsel vorbei. Für Ornithologen ist Mexiko ein Paradies, über 1000 Arten sind hier heimisch, ein Drittel davon in Sian Ka’an. Wir sehen Kormorane, Pelikane, Löffelreiher - doch unser Kapitän ist längst Delfinen auf der Spur. "Er schaut in den Himmel und sucht Prachtfregattvögel", erklärt Lea. Denn die versuchen, den Delfinen ihr Essen abzugreifen. Und nicht nur das: Die hartgesottenen Tiere attackieren auch andere Seevögel im Flug - und jagen ihnen ihren Fang ab. Ein Schauspiel, das kein Zoo auf dieser Welt bieten kann.

Und dann - tatsächlich: ein Delfinpärchen. Zum ersten Mal Delfine im Meer sehen, da werden Erwachsene zu Kindern. 7684 Fotos später gehen wir schnorcheln am Riff, sehen Schildkröten, Fische, totale Reizüberflutung. Aber Lea lässt uns noch nicht gehen. Für das große Finale machen wir unser Boot im "piscina natural" fest - dem natürlichen Schwimmbad. Ein Meter tiefes Wasser, so sauber, so türkis - und dann holt der Kapitän eine Flasche Tequila raus. Den Besseren, für die guten Freunde. Wenn das der erste Tag unserer Reise war, was soll denn bitte jetzt noch kommen?

Cancún, im Jahr 1968 ein Fischerdorf mit elf Einwohnern, wird bald eine Millionenstadt sein. Und was immer man von der am Reißbrett geplanten Partymetropole halten mag: Es gibt wohl kaum vielfältigere Urlaubsregionen als die sie umgebende Halbinsel. Natur- und Artenvielfalt, Maya-Kultur, Traumstrände, Wassersport und hervorragendes Essen - die Riviera Maya hat alles. Und noch mehr, nämlich Leute, die für all das brennen, für diese Region, das Land, für die Menschen. So wie Lea. Oder Joop, der uns am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang im Bus begrüßt. "Heute ist der erste Tag vom Rest eures Lebens, macht was draus", sagt der 62-jährige Rheinländer, der vor 22 Jahren auswanderte und mittlerweise Mexikaner ist. Joop ist ein einzigartiger Geschichtenerzähler. Noch bevor wir an der Ruinenstätte Chichén Itzá ankommen, hat er alle in der Reisegruppe zu leidenschaftlichen Liebhabern der Maya-Kultur gemacht.

Chichén Itzá, Weltkulturerbe seit 1988, ist einer der bedeutendsten Fundorte von Ruinen aus der Maya-Zeit. Ob Architektur, Mathematik, Astronomie oder Medizin - das Volk der Maya hatte vor 1500 Jahren ein Wissen, von dem Europa damals nur träumen konnte. Joop ist sich sicher: "Hätten die Spanier nicht 1562 die meisten Bücher der Maya verbrannt, dann hätten sie wohl das Penicillin entdeckt - und die europäische Geschichte wäre komplett anders verlaufen." Denn schon die Maya wussten Wundbrand mit einem aus Mais gewonnenen Stoff zu verhindern. Joop weiß alles über die Maya - alles. In der großen Mittagshitze stehen wir vor der Pyramide des Kukulcán, hochklettern darf seit 2006 zum Glück keiner mehr. Und Joop erzählt, wie damals, am 21. Dezember 2012, "die ganzen Endzeit-Hippies da waren". Dass da nur ein Zyklus im Kalender Maya endete und nicht der ganze Kalender, das glaubten ihm die meisten dann erst am Morgen des 22. Dezember.

Wir Maya-Fans sind froh, dass wir ein paar Tage später Tulum besichtigen dürfen, die einzige Maya-Stätte direkt am Meer. Die Meerbrise macht den Rundgang sehr angenehm, selten ist kulturelles Lernen mit so viel Lust verbunden. Und wieder treffen wir auf eine Auswanderin: Anja. Sie war jahrelang in der Welt unterwegs, lebte in London, der Schweiz, auf den Bahamas. Immer zog es sie weiter. Vor 14 Jahren kam sie an die Riviera Maya - und blieb. "Mexiko war die Antwort auf alle meine Fragen", sagt die gebürtige Cottbusserin. "Die Sonne, das Meer, die reiche Kultur. Es ist mein Zuhause!" Es ist wie bei allen, die wir treffen: Die Begeisterung für die Halbinsel steckt an. Wir sind längst verliebt.

Das herrlichste an dieser Reise aber ist das Nichtstun an den Bilderbuchstränden. Wie auf der Isla Mujeres, der Fraueninsel, auf die wir mal eben mit dem Katamaran geschippert sind. Mit einer Margarita in der Hand rumliegen, mit den Füßen im angenehm warmen, aber nicht heißen Sand spielen und das karibische Meer bestaunen? Da kommt der ein oder andere schon ins Nachdenken, was genau eigentlich an Deutschland so großartig ist, dass er da immer noch lebt.

Am Abend im Hotel - einem liebreizenden Refugium mit dem wohlklingenden Namen "Secrets Akumal Riviera Maya" essen wir unter dem Sternenhimmel am Pool. Während im Norden Mexikos die Spanier starken Einfluss hatten, hat sich im Süden die indigene, also präkolumbische Küche stärker erhalten. Viel Mais, viel Chili - das ist die historische Basis, aus der sich eine sensationelle Vielfalt entwickelt hat. Vom Fischgericht Ceviche bis zu den unzähligen Enchilada-Varianten entdeckt der Europäer eine Küche, die süchtig macht - solange er kein Vegetarier ist. Und wer nach einem langen Tag bei den Ruinen, die Brandung des Karibischen Meers im Ohr, mit einem Glas mexikanischem (!) Sauvignon Blanc oder einem Agavenschnaps anstößt, der fragt sich dann schon mal: "Warum nicht hier leben?"

Das Großartige an der Riviera Maya ist, dass fast alle touristischen Angebote ganz selbstverständlich mit der Kultur verschränkt sind. Ein Riesenerlebnis ist es, in einer der Cenotes zu baden. Hunderte dieser mit Süßwasser gefüllten, schachtartigen Kalksteinlöcher gibt es auf der Halbinsel. Einst durch den Einsturz von Höhlendecken entstanden, stehen sie mit dem wohl größten Unterwasserhöhlensystem der Erde in Verbindung. Ohne die Cenoten hätte die Maya-Kultur auf der Halbinsel Yucatán nicht zur Blüte kommen können, denn nennenswerte Flüsse gibt es dort nicht - und so nutzten die Mayas die Wasserlöcher als Brunnen.

Viele der Cenoten sind heute Touristenattraktionen, wie die große "Cenote Maya" nahe der erst 1997 freigelegten Ausgrabungsstätte Ek Balam. Dort hinein können sich die Besucher sogar abseilen. Aber es gibt auch noch echte Geheimtipps, die solchen Firlefanz nicht nötig haben - wie die bezaubernde Cenote bei der "Hacienda Selva Maya" in Valladolid. Dort die Holztreppe hinabsteigen, ins tiefblaue Wasser springen, zum Mini-Wasserfall schwimmen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen - das ist dann schon ganz schön nahe am Paradies.

Hintergrund

■ Allgemeine Auskünfte erteilt das Mexikanische Fremdenverkehrsamt auf der Website www.visitmexico.com/de/riviera-maya.

■ Anreise: Condor fliegt ab Frankfurt direkt nach Cancún, ab 570 Euro hin

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■ Allgemeine Auskünfte erteilt das Mexikanische Fremdenverkehrsamt auf der Website www.visitmexico.com/de/riviera-maya.

■ Anreise: Condor fliegt ab Frankfurt direkt nach Cancún, ab 570 Euro hin und zurück, www.condor.com. Die beste Reisezeit ist Dezember bis Mai, aber bei ganzjährig tropischen Temperaturen um die 30 Grad lohnt sich die Riviera Maya eigentlich immer.

■ Pauschal reisen: Der unkomplizierteste Weg an die Riviera Maya führt über eine Pauschalreise - etwa bei TUI, die dort seit Jahren ihr Angebot erweitert. Perfekt für Familien ist das "Clubhotel Riu Tequila" am weißen Sandstrand von Playa del Carmen mit seinen sechs Pools und vielen Angeboten für Kinder. Eine Woche mit Flug und All-Inclusive-Verpflegung kostet ab 1 184 Euro pro Person in der Junior Suite. Das "TUI Sensimar Seaside Suites & Spa" am Sandstrand von Puerto Aventuras ist eher etwas für Paare. Eine Woche mit Flug und Gourmet-All-Inclusive-Verpflegung in den sechs Restaurants des Resorts kostet ab 1 368 Euro pro Person in der Junior Suite, buchbar unter www.tui.com.

■ Selbstfahrerreise: Wer lieber ganz auf eigene Faust unterwegs ist, bucht eine Mietwagenrundreise, die es bei der TUI für sechs Tage mit Übernachtungen in Mittelklassehotels ab 313 Euro pro Person gibt.

■ Übernachten: Wer Luxus liebt, sollte ein paar Nächte im "Grand Velas" bei Playa del Carmen verbringen. Das 5-Sterne-Ressort ist über 100 Fußballfelder groß und liegt inmitten des Urwaldes. Tipp: Der Blick aus den Zimmern direkt am Meer ist zwar schön, die Suiten im Urwald sind aber nicht nur günstiger, sondern auch viel malerischer - und der Pool dort ist ein Traum. Der Luxus hat seinen Preis: Eine Übernachtung mit All-inclusive-Verpflegung in den acht (!) Restaurants kostet ab 340 Euro pro Person.

■ Essen und Trinken: Auf der belebten Shopping- und Ausgehmeile "La Quinta Avenida" in Playa del Carmen wirkt es ganz unscheinbar: das Restaurant "Aldea Corazon". Doch geht man rein und in den Garten, ist man mitten in einem Urwald an einer versteckten Cenote. Unter freiem Himmel und riesigen Bäumen, bei Livemusik und Kerzenschein, schmeckt die Maya-Suppe gleich noch besser, www.grupoazotea.com/aldea-corazon.

■ Für Kinder: Wer seinen Kindern eine Freude machen will, gönnt ihnen einen Tag lang den riesigen Wasservergnügungspark Xcaret. 45 Minuten südlich von Cancun bietet er neben Aktivitäten wie Schnorcheln und Tauchen auch viele exotische Tiere, ein Maya-Museum - und einen Karibikstrand zum Entspannen.

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