Das Heidelberger Großkino hat im Frühjahr Filmstart
Am Donnerstag feierte die Unternehmerfamilie Englert Richtfest für den neuen Luxor-Filmpalast - Der Innenausbau hat bereits begonnen

Oberpolier Peter Glaser (links mit schwarzem Hut) und Polier Manuel Pimenta (mit Warnweste) nahm beim Richtspruch für den neuen Luxor-Filmpalast an der Eppelheimer Straße nach traditioneller Sitte drei kräftige Schlucke auf den Abschluss der Rohbauarbeiten. Fotos: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Einen Vorgeschmack auf das zukünftige Kinoerlebnis im Luxor-Filmpalast konnte man am Donnerstag beim Richtfest für den Neubau an der Eppelheimer Straße bekommen: Im größten Saal, in dem ab Frühjahr 2017 rund 350 Besucher die neuesten Blockbuster sehen können, richtete die Betreiberfamilie Englert für Handwerker und unzählige Gäste das Richtfest aus. Dabei nahm Oberpolier Peter Glaser von der Firma Heberger drei kräftige Schlucke, bevor das Glas traditionsgemäß auf dem Boden zerschellte. "Glück und Segen dem neuen Haus", wünschte er unter dem Beifall der Gäste.
"Ein neues Kino ist in Heidelberg dringend nötig, nachdem das ,Harmonie/Lux’ Ende Januar 2014 schließen musste", sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck in seiner Ansprache. Mit der Familie Englert habe man nicht nur eine Familie gefunden, die das Kino mit Leidenschaft betreiben werde, sondern wahre Cineasten. "Vielen Dank für Ihr großes Durchhaltevermögen während der langen Planungsphase und bei den Abstimmungen mit der Stadt. Sie mussten viel aushalten", sagte Odszuck. Eigentlich sollte das Haus schon im Herbst 2015 eröffnet werden. Die Familie Englert habe mit dem Neubauprojekt in der Bahnstadt viel Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein gerade auch in Hinblick auf die Nachhaltigkeit bewiesen.
Hintergrund
> Für das neue Multiplex-Kino in der Bahnstadt begannen die Planungen, als sich abzeichnete, dass das letzte Mainstream-Kino in der Altstadt, das Harmonie/Lux, Ende Januar 2014 schließen würde. In einem Auswahlverfahren der Stadt und der Entwicklungsgesellschaft Bahnstadt
> Für das neue Multiplex-Kino in der Bahnstadt begannen die Planungen, als sich abzeichnete, dass das letzte Mainstream-Kino in der Altstadt, das Harmonie/Lux, Ende Januar 2014 schließen würde. In einem Auswahlverfahren der Stadt und der Entwicklungsgesellschaft Bahnstadt (EGH) setzte sich 2013 die regional verwurzelte Unternehmerfamilie Englert gegen elf andere, teilweise international agierende Mitbewerber durch. Jochen, Johannes und Christa Englert betreiben Kinos in Walldorf, Bensheim, Schwetzingen und im hessischen Nidderau. Spatenstich für den Neubau an der Eppelheimer Straße war am 27. Juli 2015. Das Kino bietet in 15 Sälen Platz für insgesamt 1800 Besucher. Diese Säle auf drei Ebenen fassen zwischen 40 und 350 Personen. Eigentlich sollte der Bau - nach den ursprünglichen Plänen - schon im Herbst 2015 eröffnet werden. Doch es kam in der Planungs- und Genehmigungsphase immer wieder zu Verzögerungen. Die Aufgabenstellung in der Bahnstadt sei sehr komplex gewesen, hieß vor dem Spatenstich - vom städtebaulichen Vertrag über die Fassadengestaltung, für die ein eigener Wettbewerb organisiert wurde, bis hin zur Verkehrsführung. tt
Der Seniorchef Johannes Englert, der jeden Tag auf der Baustelle ist, um den Baufortschritt zu überwachen, Fragen der Handwerker zu beantworten oder kurzfristig Entscheidungen zu treffen, gab einen kleinen Einblick in das Baugeschehen: "Dieses Kino ruht auf 300 Betonpfählen, die teilweise bis zu zehn Meter tief in der Erde sind." Besonders froh sei er über die Zusammenarbeit mit der Firma Heberger, mit der auch das Kino in Bensheim entstanden ist. "Wir haben hier eine portugiesische Arbeitergruppe, die ein besonderes Talent hat. Das bekomme ich täglich zu spüren", sagte der Seniorchef, der mit seiner Frau Christa und seinem Sohn Jochen schon vier andere Kino-Neubauten begleitet hat. Er dankte vor allem dem Bauleiter Frank Carlin und Polier Manuel Pimenta, bei denen kein Bauherren-Wunsch unerfüllt bleibe.
Dass hier eine Familie baut, die ihre persönlichen Visionen für das Kino bis zur letzten Kleinigkeit einbringt, und kein anonymer Investor, zeigt sich auch an einem Beispiel: Damit die portugiesischen Arbeiter eine Vorstellung von dem bekommen, was sie da gerade in Heidelberg bauen, hatte Englert sie kurzerhand ins Luxor-Kino nach Bensheim eingeladen. Für die Bauarbeiter beginnt jetzt der Schlussspurt: In den nächsten vier Wochen wird wohl der Rohbau beendet, in der Woche ab 12. Dezember soll der erste Kran abgebaut werden, in der Folgewoche der zweite Kran, der bislang noch im Foyer steht. "Wir sind auf einem sehr guten Weg", sagt Johannes Englert mit Blick auf den Zeitplan.
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Sehr zufrieden ist auch Architekt Matthias Hansske, ein Spezialist für Kino-Neubauten: "Wir beginnen jetzt mit dem Innenausbau und man merkt, dass die Firmen, die daran beteiligt sind, schon Kinoerfahrung haben." Eng getaktet sei der Bauplan, um den Eröffnungstermin im Frühjahr halten zu können. So wurde erst am Dienstag der Ausbau der verschiedenen Event- und Themenbereiche in den Obergeschossen beauftragt, die ein Steckenpferd von Jochen Englert sind. Mit diesen Bereichen will er sich von Wettbewerbern abheben und den Kinobesuch als Erlebnis inszenieren. "Sobald das Dach drauf ist, beginnt der Innenausbau mit hoher Geschwindigkeit", sagte Jochen Englert bei einem Rundgang. Auch mit der Verkleidung der Fassade mit Lochblechen, die von der Heidelberger Architekten-Partnerschaft "Element A" entworfen wurde, wird in den nächsten Wochen begonnen.



