Bedeutender als der Königstuhl ist der Heiligenberg

Der Heiligenberg ist einer der geschichtsträchtigsten Orte der Stadt - Neues Faltblatt informiert

25.07.2016 UPDATE: 27.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 23 Sekunden

Schöne Aussichten: Der Heiligenbergturm wurde 1885 aus Teilen der Ruinen des nahen Stephansklosters errichtet. Foto: Kaz

Heidelberg. (hö) Der Königstuhl mag der Hausberg der Heidelberger sein, aber viel geschichtsträchtiger ist sein Gegenüber auf der anderen Neckarseite: der um knapp 130 Höhenmeter niedrigere Heiligenberg. Darauf wies einmal mehr der Handschuhsheimer Architekt Bert Burger hin, der auch der Schutzgemeinschaft Heiligenberg vorsteht: "Hier stand vor 2500 Jahren die Vorgängerstadt Heidelbergs, eine keltische Siedlung von beachtlicher Größe mit fünf Kilometern Stadtmauer." Viel weiß man von den Kelten nicht, aber man ahnt etwas von der überragenden Lage der "Stadt" auf diesem gut zu verteidigenden Punkt; hier war wohl das kulturelle, wirtschaftliche und politische Zentrum der gesamten Region.

Nach den Kelten kamen die Römer, die hier ein Gipfelheiligtum bauten - unter der Ruine des späteren Michaelsklosters. Doch die zogen dann weiter ins heutige Ladenburg. Im Mittelalter errichteten dann die Mönche des Klosters Lorsch eine Kirche auf dem heiligen Berg, seit 1023 ist ein dem Erzengel Michael geweihtes Kloster hier bezeugt. Gut 70 Jahre später gründete unterhalb davon, am heutigen Heiligenbergturm der Mönch Arnold eine Klause, die bald zu einem zweiten Kloster werden sollte. Schon im 15. Jahrhundert wurden die Anlagen zerstört - und gerieten langsam in Vergessenheit. Vor 135 Jahren setzten die ersten systematischen Grabungen ein, erst in den 70er Jahren wurden die Ruinen - anfangs noch brachial mit viel Beton - gesichert. Auch an diese Zeit erinnerte Burger, der sich 1976 vom Appell des bekannten Archäologen Berndmark Heukemes inspirieren ließ, die Überreste der Klöster nicht vollends verfallen zu lassen. Heute sind die Klosterruinen, der Turm und die Thingstätte aus der NS-Zeit beliebte Ausflugsziele - und zum Glück ist auch die "Waldschänke" wieder bewirtschaftet. Seit zwei Jahren fährt auch an Sonn- und Feiertagen, zumindest vom 1. Mai bis zum 31. Oktober, ein Bus vom Hans-Thoma-Platz in zwölf Minuten auf den Berg

Mit den vielen Überresten alter Zeiten im Boden ist eine Bewirtschaftung des Waldes kompliziert: Hier kann man nicht mit schwerem Gerät reingehen, daher sagte der Leiter des Landschafts- und Forstamtes, Ernst Baader, auch: "Wir betreiben hier keine Forstwirtschaft, sondern eher ein ,Handling’." Und dieses Konzept loben nicht nur die Denkmalschutzbehörden, sondern auch Greenpeace.

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Info: Ein neues Faltblatt informiert über den Heiligenberg, kostenlos erhältlich bei den Bürgerämtern und beim Landschafts- und Forstamt in der Weberstraße 7 (Neuenheim).

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