Studenten-Wohnheimplätze: Nur jeder zweite Bewerber bekommt einen Platz
Heidelberg ist zwar spitze bei der Versorgung mit Studentenwohnheimen - Trotzdem bleibt die Lage angespannt

Die modernsten Wohnheime des Heidelberger Studierendenwerks stehen im Klausenpfad im Neuenheimer Feld. Foto: Hentschel
Von Holger Buchwald
Die Zahlen klingen im bundesweiten Vergleich geradezu paradiesisch: Mehr als 16 Prozent der Heidelberger Studenten haben einen Platz in einem der Wohnheime des Studierendenwerks. Ihnen stehen insgesamt 5633 Plätze zur Verfügung. Wenn die Fachtagung des Deutschen Studentenwerks (DSW) heute im Hotel Crowne Plaza endet, werden die 130 Vertreter der 57 anderen Studentenwerke trotzdem nicht glauben, dass sie im Paradies zu Gast waren. Denn in Heidelberg ist günstiger Wohnraum für Studenten auf dem freien Markt ganz besonders knapp.
Hintergrund
> Bei den absoluten Zahlen steht Heidelberg im baden-württembergischen Vergleich auf Platz 2: In der Landeshauptstadt gibt es 5668 Wohnheimplätze, in Heidelberg 5633, verteilt auf 46 Gebäude.
> Die Mieten sind in Heidelberg auch für Wohnheimplätze höher als im
> Bei den absoluten Zahlen steht Heidelberg im baden-württembergischen Vergleich auf Platz 2: In der Landeshauptstadt gibt es 5668 Wohnheimplätze, in Heidelberg 5633, verteilt auf 46 Gebäude.
> Die Mieten sind in Heidelberg auch für Wohnheimplätze höher als im Bundesdurchschnitt: Studenten müssen hier für einen Platz zwischen 160 und 340 Euro Warmmiete bezahlen. Bei der genannten Höchstmiete handelt es sich aber laut Leiblein um ein "45-Quadratmeter-Zimmer in einer WG". Für das Studierendenwerk sei es wichtig, die "Schmerzgrenze von 300 Euro im Monat" nach Möglichkeit nicht zu überschreiten.
> Rund 36 000 Studenten gibt es derzeit in Heidelberg. Im Wintersemester beginnen hier jedes Jahr rund 7000 junge Menschen ihre wissenschaftliche Laufbahn. In den Wohnheimen werden zu Beginn des Halbjahres aber nur 1400 Zimmer frei.
> Die Hälfte der freien Plätze wird an ausländische Studenten vergeben.
"Wir können jedes Wintersemester nur die Hälfte der Bewerber in unseren Wohnheimen aufnehmen", berichtet Ulrike Leiblein, Geschäftsführerin des Heidelberger Studierendenwerks. Auch im letzten Wintersemester mussten daher wieder einige Studienanfänger für ein paar Wochen im "Notquartier" untergebracht werden: Das Studierendenwerk stellt hierfür jedes Jahr Gemeinschaftsräume in den Wohnheimen als Mehrbettzimmer zur Verfügung. Daher kann Leiblein den DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde in seiner Forderung nach mehr staatlicher Förderung von Wohnheimplätzen nur unterstützen.
Das neue Bafög-Gesetz entlaste die Länder jährlich um 1,2 Milliarden Euro, so Meyer auf der Heyde: "Das könnte auch in die Wohnraumförderung fließen." Besonders Studenten aus sozial schwachen Familien seien auf einen Platz im Wohnheim angewiesen. Leiblein lobt indessen die Förderpolitik des Landes Baden-Württemberg, das jeden Bettplatz mit bis zu 8000 Euro bezuschusst und den Studierendenwerken darüber hinaus für ihre Wohnheime auch noch Grundstücke in Erbpacht zur Verfügung stellt. Davon profitiert das Heidelberger Studierendenwerk derzeit bei seinen Neubauten an den Standorten Mosbach, Künzelsau und Heilbronn. Die Kollegen von Leiblein vergeben die freien Wohnheimplätze nach sozialen Kriterien. Entscheidend ist das Einkommen der Eltern.
Um den Wohnungsmarkt für Studenten in Heidelberg weiter zu entlasten, könnte sich Leiblein noch einiges mehr vorstellen. Im November 2013 wurden zwar zwei neue Wohnheime mit 136 Plätzen in Mark-Twain-Village in der Südstadt eröffnet. Gerne hätte das Studierendenwerk in der Römerstraße aber noch zwei weitere Gebäude in Beschlag genommen. "Wir haben die zwei Häuser noch in der Pipeline", so Leiblein. Sie würde dort gerne Wohnraum für studentische Familien schaffen. Ob noch etwas daraus werde, liege jedoch an der Bürgerbeteiligung für die US-Flächen. Leiblein: "Wir müssen abwarten. Vielleicht tut sich noch was."
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Stolz ist Leiblein auf die Neubauten im Klausenpfad im Neuenheimer Feld. Neun neue Gebäude sind dort entstanden, drei davon in Holzmodulbauweise. Erst im Herbst letzten Jahres wurde der Komplex eingeweiht. Der Abriss der Hochhäuser und die Neubauten haben insgesamt 41 Millionen Euro verschlungen. Solche Projekte zu unterstützen ist nach Meyer auf der Heyde viel wichtiger für die Studenten als die Mietpreisbremse. Da die meisten Studenten nur für eine kurze Dauer in Wohnungen einziehen, würde diese sie kaum entlasten.



