Lernwerkstatt an der Pädagogischen Hochschule: Inklusion geht nur gemeinsam

Kinder mit und ohne Behinderung lernen gemeinsam

26.05.2016 UPDATE: 28.05.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Dr. Teresa Sansour und die Studentinnen Isabel Haaß, Katharina Kerzel und Bianca Bayer (v. l.) stellten die offene inklusive Kinderwerkstatt der Pädagogischen Hochschule vor. Foto: Rothe

Von Tillmann Bauer

Es gibt Dinge, die sind nur gemeinsam möglich. Inklusion beispielsweise. Das haben Bianca Bayer, Isabel Haaß und Katharina Kerzel im Rahmen des Grundschulprojektes "Die Offene Kinderwerkstatt" der Pädagogischen Hochschule (PH) gelernt. Knapp zwei Monate lang gestalteten die drei Studentinnen gemeinsam eine Lernwerkstatt für Grundschulkinder mit und ohne Behinderung. Nun berichteten die angehenden Pädagoginnen zusammen mit ihrer Dozentin Teresa Sansour, der Leiterin des Projektes, von ihren Erfahrungen.

"Für gelungene Inklusion muss im Team gearbeitet werden", brachte Bayer den wichtigsten Aspekt auf den Punkt. Dieses Teamgefühl müsse auf beiden Seiten gegeben sein: Die Schüler müssen als Gemeinschaft funktionieren, aber auch die Lehrer und Betreuer, um sich gegenseitig absprechen und aufteilen zu können. Im Rahmen der Werkstatt bildeten die Studentinnen gemeinsam mit fünf ihrer Kommilitonen das Betreuergespann. Die Teilnehmer, Kinder aus Grundschulen in Heidelberg und Umgebung, wurden von der PH im Vorfeld über das Projekt informiert und eingeladen.

Das Projekt fand zum zweiten mal statt - und das Interesse war groß wie nie. "Es gab zu viele Anfragen. Wir haben uns alle angeschaut und letztendlich eine heterogene Gruppe zusammengestellt", erklärte Sansour. Konkret bedeutete das: gleicher Anteil an Kindern mit und ohne Behinderung. Insgesamt waren es diesmal 20.

Farben und Formen wurden zum zentralen Thema. Für Grundschulkinder ein idealer Bereich, um sich kreativ ausleben zu können. So wurde an insgesamt neun Nachmittagen gemalt, gebastelt, gespielt, gelesen oder experimentiert. Das Angebot war dabei groß: Jedes Kind konnte individuell entscheiden, was es machen möchte. "Wir wollten den Grundschülern einen gewissen Freiraum geben", erklärte Kerzel. "Dann können sie sich selbst kreativ entfalten und miteinander in Kontakt kommen."

Dennoch, bei solch einer Inklusionsgruppe ist auch der Gegenaspekt von großer Bedeutung: Struktur und Regeln. "Für die Kinder war wichtig, dass es einen geregelten, festen Ablauf gibt, der bei jedem unserer Treffen gleich ist", ergänzte Haaß. "Dann haben sie etwas, woran sie sich orientieren können."

Das Thema Behinderung wurde in der Werkstatt gezielt nicht in den Mittelpunkt gerückt. Das Wort "Behinderung" an sich sollte generell vermieden werden. "Die Kinder können damit sowieso noch nichts anfangen. Deshalb haben wir ihnen vermittelt, dass manche Menschen eben mehr Hilfe brauchen, als andere", sagte Bayer. Einige Teilnehmer waren sogar so offen, dass sie in der Gruppe von ihrer Einschränkung erzählten. "Das hat vielen geholfen, das senkt die Hemmschwelle", so Kerzel weiter. Es ist eben doch noch mal etwas anderes, wenn man die Situation aus Sicht der Betroffenen geschildert bekommt.

Menschen mit Lernschwierigkeiten in die Gruppe aufzunehmen und zu integrieren, ist nicht immer einfach. Aber: Die Kinder haben es gelernt. Die Betreuer haben es gelernt. Die Lehrer haben es gelernt. Inklusion kann nur gelingen, wenn alle zusammenarbeiten. Das Projekt der offenen Kinderwerkstatt der PH hat gezeigt, wie es klappen kann. Weitergeführt wird es im nächsten Semester. Mit neuen Studenten, neuen Kindern - und einem neuen Team.

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