Schuhmacher haben in Eberbach gut zu tun

Manchmal wird auf Teufel komm raus repariert: Mit hochwertigem, dauerhaftem Schuhwerk ebenso wie mit Discountware

20.03.2017 UPDATE: 21.03.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Andreas Obernosterer an seiner Ausputzmaschine. Die Reparaturaufträge stapeln sich. Foto: Barbara Nolten-Casado

Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. Es brummt und zischt und rattert, wenn Andreas Obernosterer an seiner Ausputzmaschine Flächen schleift, überstehende Teile von Sohlen- oder Absatzbelägen abfräst oder fertige Stücke mit Wachs einfärbt und poliert. Über mangelnde Arbeit kann sich der gelernte Orthopädie-Schuhtechniker nicht beklagen: Rund fünfzig Paar Schuhe und Stiefel, Taschen und Rucksäcke warten darauf, in dieser Woche repariert zu werden. Zwischen zwei und sieben Tagen Wartezeit muss da schon mal in Kauf genommen werden.

Besonders im Frühjahr und im Herbst, wenn mit der Garderobe auch die Schuhe gewechselt werden - dann stelle so mancher fest: "Oh, die hab’ ich ja kaputt in den Schrank gestellt." Und dann pressiere es plötzlich. Abgesehen von diesen etwas stressigen Stoßzeiten verteile sich die Nachfrage übers Jahr jedoch recht gut, berichtet er.

"Als mein Vater 1968 hier als Schuhmacher anfing, gab es noch mindestens zehn Schuster in Eberbach", so Andreas Obernosterer. Heute sind es - mit ihm - noch zwei, die Reparaturen durchführen. Und schon lange kann man von dieser Arbeit allein nicht mehr leben. Daher widmet Obernosterer sich vorrangig der Sicherheitstechnik, fertigt Schlüssel und Schließanlagen, macht Fenster und Türen diebstahlsicher. Daneben führt er Gravuren durch, stellt Stempel und Schilder her und - repariert Schuhe.

Absätze, Spitzen und Sohlen sind da zu richten. Und "ganz extrem zugenommen haben Flick- und Klebearbeiten, weil das Zeug heute ja alles nix mehr taugt." Oft würden Schuhe beim Discounter für 20 Euro gekauft. "Die Reparatur soll dann natürlich günstiger sein als der Neupreis", hat der Schuhmacher festgestellt. Das sei zuweilen schlicht unmöglich. "Da fehlt der werten Kundschaft dann häufig das Verständnis."

Neben der gelegentlichen Billigware hat Obernosterer es aber in der Regel mit hochwertigen Schuhen zu tun. "Da kommen auch schon mal jüngere Leute, die Wert auf gute Schuhe legen, und lassen diese reparieren." Meist seien es jedoch Menschen jenseits der fünfzig aus Eberbach, Hirschhorn und Umgebung, die ihn frequentierten, ein paar kämen sogar aus Heidelberg und Mosbach. "Da gibt es Herrenschuhe, die kenne ich schon seit zehn Jahren", sagt Obernosterer. "Die werden regelmäßig gebracht, die sind immer noch topp in Ordnung. Sie werden halt auch gut gepflegt." Dabei handele es sich oft um "Lieblingsschuhe" der Kunden, zuweilen um orthopädische Schuhe oder auch um teure Markenschuhe.

Lassen Kunden auch Schuhe reparieren, weil sie sich keine neuen leisten können? "Da geht man natürlich nicht so ins Detail", sagt der Schuhmacher. "Aber manche lassen sie wirklich auf Teufel komm raus machen."

Diese Erfahrung hat auch Orthopädie-Schuhmachermeister Andreas Kräling gemacht. Seit etwa vier Jahren, seit die Schuhmacher Henrich und Niedermayer verstorben sind, bietet er neben der Anfertigung orthopädischer Schuhe auch Reparaturen an. "Es gibt Leute, da fallen die Schuhe schon fast auseinander, die sind 30 Jahre alt. Wenn die dann 15 Euro für die Reparatur zahlen sollen, ist ihnen das schon zu viel."

Die Mehrzahl seiner Kunden - "eher die Generation 40 plus, die noch nicht so von der Wegwerfmentalität geprägt ist" - bringe allerdings hochwertiges Schuhwerk zum Ausbessern. "Da sind handgenähte Schuhe für 600 Euro oder teure Prada-Stiefel dabei. Bei denen lohnt sich natürlich die Reparatur."

Auch bei Andreas Kräling machen Absätze, Sohlen und Näharbeiten das Gros der Reparaturaufträge aus, gelegentlich ist mal ein Reißverschluss zu erneuern. "Und manchmal haben Leute Schuhe billig im Internet gekauft, die gar nicht sitzen. Die müssen wir dann passend machen."

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