Eberbacher Bücher-Tausch-Station: Tauschen! Nicht entsorgen

"Ich warte auf den Moment, wo hier alles zusammenbricht" – In der Bücher-Tausch-Station im Rathaus quillen die Regale über

28.11.2016 UPDATE: 29.11.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Völlig überladen ist die Bücher-Tausch-Station im Rathaus. Sogar das Regal daneben ist schon übervoll, unter anderem mit Schallplatten und zerfledderten Büchern, wie Carina Kraus (l.) und Barbara Weis von der Tourist-Information zeigen. Fotos: Peter Bayer

Von Peter Bayer

Eberbach. Seit August 2011, also etwas mehr als fünf Jahren, gibt es im Eberbacher Rathaus die Bücher-Tausch-Station. Eigentlich eine gute Idee. Wer ein Buch gekauft und es ausgelesen hat, lässt es anderen zukommen. Er gibt es an der Station ab und nimmt sich dafür ein anderes Buch mit.

Doch das Mitnehmen - genauer: das Nicht-Mitnehmen - ist in letzter Zeit zum Problem geworden. Sogar in Bananenkisten hätten manche ihre Bücher vorbeigebracht. Das Schild mit dem Hinweis "Bitte keine Kisten/Kartons abstellen!" habe keine Wirkung gezeigt, so dass Barbara Weis ein zusätzliches Holzregal besorgt hat. "Auch das füllte sich langsam", sagt die Mitarbeiterin der Tourist-Information. Es wurden immer mehr Bücher.

"Ich warte auf den Moment, wo hier alles zusammenbricht, das ist nämlich nur Pappe", sagt Barbara Weis und zeigt auf den Bücherstapel vor den Regalen im Strandkorb. "Um sieben Uhr ist im Rathaus offen. Wenn ich um 8 Uhr in die Arbeit komme, sind es schon wieder mehr geworden", hat sie mehrfach festgestellt. Den Begriff "Tausch" hätten manche offenbar nicht verstanden oder es interessiere sie einfach nicht.

Wie der Zufall es so will, kommt während des Gesprächs mit den KTS-Mitarbeiterinnen Barbara Weis und Corina Kraus, die sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom Ressort "KTS" um die Station kümmern, eine junge Mutter vorbei und sieht sich interessiert die Tauschstation an. "Kann man hier Bücher abgeben?", will sie wissen. Freundlich klärt Weis sie darüber auf, dass dies hier eine Tauschstation ist. Gut erhaltene Bücher könne sie zum Beispiel im evangelischen Gemeindehaus abgeben, wo zwei Mal im Jahr ein Flohmarkt für einen guten Zweck veranstaltet wird.

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Die Palette der Bücher reicht vom arg mitgenommenen Taschenbuch, das besser gleich in der Grünen Tonne gelandet wäre, bis hin zum Hochglanz-Bildband über Südafrika. Mehrere "Guiness - Buch der Rekorde" finden sich hier ebenso wie Reader’s Digest Auswahlbücher, "Angélique-Romane, Kinderbücher oder Klassiker. Unter in die Jahre gekommener so genannter "leichter Kost" liegen mehrere hochwertige Bücher "Expedition in die Tierwelt". Hin und wieder landen auch Bücher in russischer, englischer oder französischer Sprache im Regal oder im Strandkorb.

Hin und wieder bekommen die Mitarbeiter mit, welche Bücher gerade mitgenommen oder oben drauf gelegt wurden. "Ernährungsbücher gehen gut, Romane, Krimis oder etwas zum Lachen", hat Weis festgestellt.

"Manche denken sicher, sie tun etwas Gutes, wenn sie ihre Bücher hier abgeben", ist Weis überzeugt. Tun sie aber nicht, wie das Verhalten einiger Rathausbesucher bestätigt. Die Regale sind so mit Büchern zugestellt, dass sie nur die oben liegenden ansehen. Sagen ihnen diese nicht zu, gehen sie wieder.

Dabei gibt es in der Bücher-Tausch-Station durchaus interessantes zu entdecken. Aktuelle Bücher ebenso wie ältere Ausgaben. So findet sich mittendrin ein 64 Jahre altes Buch: "Collins, der Mörder" aus dem Jahr 1952. Ob es noch älter geht? Es geht! Ein 1949 veröffentlichtes Buch "Hinter dem Deich" von Theodor Storm wurde drei Jahre später jemandem zur Konfirmation geschenkt, wie aus einem in altdeutscher Schrift verfassten Eintrag zu ersehen ist. Um mehr als sechs Jahrzehnte später in der Bücher-Tausch-Station zu landen. Ob solche Bücher nach einer "Entrümpelung" hier landen oder wirklich als "Tauschbuch", können Weis und Kraus nur vermuten.

Den Begriff "Bücher" fassen manche offenbar recht weiträumig. So finden sich an der Station Schallplatten mit Volksmusik ebenso wie Spiele, CDs oder Zeitungen. "Eine aktuelle Hörzu oder ein Spiegel werden wenigstens wieder mitgenommen", sagt Weis und schmunzelt dabei. Hin und wieder sortiert sie beschädigte, angeranzte Bücher aus und entsorgt sie. "Das ist aber nicht der Sinn der Bücher-Tausch-Station", betont Barbara Weis.

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