Eberbach Werft: Vor allem Leichtigkeit ist das Gebot im Ruderbootsbau
Blicke hinter die Kulissen der Eberbacher Bootswerft Empacher verschafft hat die Veranstaltungsreihe "Menschen, Länder, Heimat"
Von Ellen Wartner
Eberbach. Das Interesse war groß. An die 30 Besucher, vom Kind bis zum Ruheständler, waren zu einer Führung durch die Rennbootwerft Empacher gekommen. Eingeladen hatte dazu die Volkshochschule (VHS) Eberbach-Neckargemünd im Rahmen der derzeitigen Veranstaltungsreihe "Menschen, Länder, Heimat".
Diese Reihe wird von der VHS mit Evangelischer Kirche, Expertentag, HSG, der Interkulturellen Frauenbegegnung, Stadt Eberbach, der Stadtbücherei und Weltladen Eberbach angeboten. Alle zusammen bieten Interessierten Gelegenheit zu einer Reise durch viele Kontinente der Welt in Form von Vorträgen und Veranstaltungen. Und sie bieten Gelegenheit sich auszutauschen und sich näher kennen zu lernen.
Das Hauptaugenmerk liege dabei auf globalen Themen, wie VHS-Leiterin Barbara Coors beim Werftbesuch erklärte. Auch der Bootsbau in Eberbach zähle dazu. Denn die gelben Rennboote seien weltweit bekannt und geschätzt. Sie präsentieren also global "Made in Eberbach".
Ja das könne man so sagen, ergänzte Frank Günder. Denn die Hälfte der Eliteruderer auf der ganzen Welt fahren Boote aus der Empacher-Werft. Zu Beginn der zweistündigen Führung durch die Werkstätten machte Günder mit der Historie der Bootsbaufirma bekannt.
Im zweiten Weltkrieg aus Ostpreußen vertrieben, fand der Bootsbauer Willy Empacher in Eberbach ein neues Wirkungsfeld. Erstreckte es sich ab 1947 zuerst auf Bootsreparaturen, verlegte er sich recht bald auf den Neubau von Ruderbooten aus Holz. Doch schon bald laborierte er mit Kunstfaserstoffen. Das erste Boot aus diesem sehr leichten und widerstandsfähigen Gewebe baute er 1956. Lange dominierten aber noch Boote aus Holz. Als Jochen Meissner 1968 in einem Empacher-Einer aus Zedernholz die erste olympische Medaille gewann, erlebte die Werft einen regelrechten Boom.
Der Durchbruch im Bau von Kunststoffbooten kam, als 1972 ein Vierer die erste Goldmedaille holte. Heute baut Empacher ausschließlich Rennboote für Vereine, vor allem aber maßgefertigte für Weltklasseruderer der Nationalmannschaften. Die Firma beschäftigt laut Günder an die 80 Fachkräfte. Und da die im Schnitt drei Wochen brauchen um ein Hochleistungsboot herzustellen, kann nur auf Vorbestellung gearbeitet werden.
In den letzten zehn Jahren habe sich der Bootsbau rasant verändert, so Günder. Vor allem Leichtigkeit sie das Gebot. Inzwischen werden nicht nur der Bootskörper, sondern auch die Innenausstattung und die Ausleger aus Kunstfaser hergestellt. Ebenfalls die Skulls.
Der Bootsbauingenieur hatte allerlei Fragen zu beantworten. Zum Beispiel wie lange an einem Boot gebaut wird. Was es kostet: von 8 500 Euro (Einer) bis um die 34.000 Euro (Achter). Wie schwer sie sind. Ein Einer darf nicht leichter als 14 Kilo sein. Ein Achter wiege um die 96 Kilo. Mehr als zwei Drittel aller Boote werden ins Ausland geliefert. Weil es noch zu wenig Bootsbauer gibt - die Firma bildet auch selbst welche aus - arbeiten im Team auch Handwerker aus artverwandten Berufen mit wie Schreiner, Zimmerleute und Maler.
Ein Boot könne heute nicht mehr untergehen, erfuhren die Besucher, weil eingebaute Luftkästen das (voll besetzte) Boot in der Schwebe halten. "Und was ist, wenn bei Bau ’mal irgendetwas schief geht?" fragte ein Besucher. Gunder lachend und selbstbewusst: "Bei uns geht niemals etwas schief".