Eberbach: Patientenseminar der GRN-Klinik dreht sich rund ums Herz bei Stress

Durch Ernährung und Lebenswandel kann das Risiko auf Herzerkrankungen gesenkt werden

15.11.2016 UPDATE: 16.11.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden

Beim Patientenseminar der GRN-Klinik im Katholischen Pfarrheim wirkten mit (v.l.) Professor Dr. Arnt V. Kristen, Klinikleiter Martin Hildenbrand, Dr. Haitham Abu Sharar, Dr. Christian Gleißner und Dr. Daniel Herzenstiel. Foto: Elisabeth Murr-Brück

Von Elisabeth Murr-Brück

Eberbach. "Eigentlich reicht ein Spiegel", sagt Privat-Dozent Dr. Christian Gleißner beim Patientenseminar der GRN-Klinik Eberbach im Katholischen Pfarrheim. Gleißner ist Oberarzt der Abteilung für Kardiologie an der Uni-Klinik Heidelberg: "Man sieht ja, wenn man zu dick ist." Besonders Bauchfett gilt Risikofaktor für die Herzkranzgefäße.

Alter, Geschlecht und Veranlagung sind schicksalhaft gegeben, doch wir können das Risiko für Herzkrankheiten durch unseren Lebensstil beeinflussen.

Neu ist das nicht, und auch nicht sonderlich beliebt. "Aber schon kleine Veränderungen können etwas bewirken", sagt Dr. Gleißner. Neuere Studien zeigen, dass schon täglich zweimal zehn Minuten Radfahren oder strammes Gehen einen positiven Effekt zeigen, wenn es konsequent regelmäßig gemacht wird.

Blutdruck, Blutzucker und Blutfette werden durch Bewegung und Ernährung gesenkt. Das bedeutet keineswegs eine radikale Umstellung der Lebensweise. Es gelte, einen vernünftigen Mittelweg von Lebensqualität bei teilweisem Verzicht zu finden: "Lange, aber unglücklich zu leben ist auch keine Lösung." Das gilt mit Einschränkungen auch für Raucher: Dass jede einzelne Zigarette schädigt, ist unumstritten: nicht nur die unmittelbar betroffenen Organe wie Lunge und Gefäße, auch die Tumorrate ist bei Rauchern deutlich erhöht. Ein Entwöhnungsprogramm ist nur dann langfristig erfolgreich, wenn der Raucher selbst wirklich aufhören will. Bewegung kann auch hier den Einstieg erleichtern, wenn man feststellt, dass man damit mal auf eine Zigarette verzichten kann und dadurch die Leistungsfähigkeit steigt.

Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 wurde in Deutschland ein markanten Anstieg von Herzinfarkten registriert, beim Viertelfinalspiel gegen Costa Rica waren es noch mehr als im Halbfinale gegen Italien. Stress pur offenbar, negativer Stress vor dem Bildschirm. Die Unterschiede erklärte der Kardiologe Dr. Daniel Herzenstiel, Oberarzt an der GRN-Klinik in Eberbach. Ursprünglich stellte Stress eine akute Gefahrensituation dar. Der Körper versucht mit einem Notprogramm das Überleben zu sichern: Cortisol bewirkt einen Adrenalinstoß. Blutdruck und -zucker steigen, setzen Energie frei: für Kampf oder Flucht. Der Körper reagiert noch wie in der Steinzeit, doch wir sitzen hinterm Schreibtisch oder vor dem Fernseher. Anders als bei Fred Feuerstein folgt auf Stress häufig weiterer Stress.

Der Begriff ist negativ belegt, muss aber keineswegs nur negativ sein. Neben einem Wechsel von Belastungs- und Ruhephasen ist vor allem die persönliche Bewertung entscheidend: Was dem einen Angst macht, kann für andere eine reiz- und lustvolle Herausforderung sein.

Richtig gesetzte Stressreize stärken das Immunsystem und Lebensfreude. Und wenn man an der Situation nichts ändern kann, kann man oft an kleinen Schrauben drehen oder die eigene Sichtweise ändern: Wer seine Freizeit aktiv plant und gestaltet, übersteht einen öden Arbeitstag leichter. Und wenn man dann trotzdem im Stau steckt, kommt man mit Fluchen nicht schneller voran, aber entspannter, wenn man sich zurücklehnt, und sich vorstellt, das Ganze von oben aus der Vogelperspektive zu betrachten.

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