Öffnungszeiten in Eberbacher Innenstadt erschweren das Bummeln

Von wegen einheitliche Öffnungszeiten: Wer in der Eberbacher Innenstadt bummeln möchte, muss die örtlichen Verhältnisse gut kennen

16.03.2017 UPDATE: 17.03.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 19 Sekunden

Die Fußgängerzone in der Eberbacher Innenstadt - im Blick die Obere Badstraße - weist einen bunten Branchenmix mit vielen kleine Lädchen auf. Entsprechend breitgefächert sind die Öffnungszeiten. Fotos: Biener-Drews

Von Jutta Biener-Drews

Eberbach. Einkaufsstadt Eberbach, Zentrum. Bummeln aufs Geratewohl? Schwierig. Zum Beispiel an einem ganz normalen Werktag um die Mittagszeit. Entlang der Bahnhofstraße und in der Friedrichstraße haben die meisten Läden geöffnet - durchgehend. Auch mittwochs. In der Fußgängerzone, im Bereich Hauptstraße, Obere- und Untere Badstraße und Kellereistraße, steht der Kunde vielfach vor verschlossenen Türen: Mittagspause. Wobei die Zeitpunkte, zu denen die Geschäftsleute ab- und später wieder aufschließen, teils Stunden auseinanderliegen. Die einen machen Punkt 12 Uhr dicht, andere gehen um 12.30 oder um 13 Uhr essen. Da machen die einen schon wieder auf, ein Tattooladen in der Kellereistraße beginnt um 12 Uhr gerade sein Tagwerk. Und die Wohnaccessoires und Dekoartikel ein paar Meter weiter gibt’s überhaupt nur donnerstags und freitags von 14 bis 18 und samstags von 10 bis 14 Uhr. Bis nachmittags dann alle Ladentheken wieder besetzt sind, kann es 13.30, 14, 14.30 oder 15 Uhr werden. Der Eindruck ist nicht zufällig: In punkto Öffnungszeiten gehorcht die Neckarstadt weitgehend ihren eigenen, vor allem durch die kleinteiligen Strukturen bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Oder, um es so charmant wie einige Geschäftsleute auszudrücken: "Hier macht jeder was er will". Fürs Einkaufserlebnis in der Innenstadt sind das nicht die besten Voraussetzungen. Denn Kunden, die das vorhandene Angebot nutzen möchten, müssen mit den örtlichen Verhältnissen schon sehr gut vertraut sein - und sollten schon sehr genau wissen, wo sie hinwollen, bevor sie im Zentrum einkaufen gehen.

Spätestens seit die Imakomm-Akademie Aalen vor sieben Jahren ihre Studie zum Einkaufs- und Dienstleistungsstandort Eberbach vorgelegt, seine Schwächen analysiert und Entwicklungspotenziale aufgezeigt hat, zerbricht man sich haupt- und ehrenamtlich die Köpfe über eine mögliche "Attraktivierung" der Innenstadt. Neben Problemen, an denen auch andere Kleinstädte zu knabbern haben - wie Internethandel, Leerstände, zu kleine Verkaufsflächen, Konkurrenz der "Großen" im Gewerbegebiet - gibt es nämlich durchaus auch ortsspezifische Ansatzpunkte für eine innerstädtische Belebung. Nicht zuletzt müssten hier die "Akteure professioneller und vor allem abgestimmter agieren", hat die Imakomm festgestellt: Damit die in unzusammenhängende Lagen mit verstreuten Läden zerfallende Innenstadt als Ganzes erlebbar wird. Den Hebel an einheitlichen Ladenöffnungszeiten anzusetzen, gehört nicht dazu. Nicht mehr. Dietrich Müller, Vorsitzender der Eberbacher Werbegemeinschaft (EWG), kennt die Diskussion darüber seit Jahren: "Wir bemühen uns immer wieder um Einheitlichkeit, aber die ist nicht zu erreichen". Der Grund: Öffnungszeiten haben auch was mit der Geschäftsgröße zu tun. Wenn der Inhaber selber von morgens bis abends im Laden steht, wie das in Eberbach oft der Fall ist, habe er auch volles Verständnis, "wenn die am Samstag Mittag sagen, jetzt habe ich genug für die Woche, jetzt brauch’ ich auch mal Zeit für die Familie", so der EWG-Vorsitzende.

Von städtischen Einkaufsverhältnissen lässt sich so allenfalls in der Bahnhof- und Friedrichstraße sprechen. Obwohl der Kunde auch hier nicht zu jeder Zeit überall rein kommt. Mit durchgehenden Öffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr sowie samstags von 8 bis 18 Uhr bietet der dm-Markt die mit Abstand freundlichsten Einkaufszeiten im Zentrum. Auch bei Tedi kann täglich von 9 bis 19 und samstags von 9 bis 16 Uhr eingekauft werden. Da können die Kleinen nicht mithalten. Hier wird wahlweise um 17, um 18 oder um 18.30 Uhr der Schlüssel rumgedreht.

Wer samstags Besorgungen machen möchte, hat überall da, wo geöffnet ist, mal bis 11, bis 12 oder bis 12.30 Uhr Zeit, mal bis 13 oder 13.30 oder 14 Uhr. Sechs Mode- und Schuhgeschäfte in der Bahnhofstraße bedienen ihre Kundschaft wie Tedi bis 16 Uhr. "Manchmal ist am Nachmittag noch mehr los als vormittags", weiß eine junge Street-Verkäuferin.

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Frühaufsteher werden morgens entweder ab 6, ab 7 oder ab 7.30 Uhr in den Bäckereien und Metzgereien bedient. Auch die Kiosk-Betreiber im Stadtzentrum stehen um diese Zeit schon auf der Matte. "Bei uns ist in der Regel aber schon ab 5 Uhr morgens geöffnet, wenn die Frühschichtler kommen", sagt Karin Hepp vom Altstadt-Lädle. Auch wenn das so in ihren Öffnungszeiten nicht festgeschrieben ist: Man muss es halt wissen. An anderer Stelle wird am Samstag schon auch mal zehn Minuten früher Schluss gemacht, wenn nichts los ist. Dagegen ist Optiker Hans-Hermann Club einer, der offiziell Mittwoch nachmittags geschlossen hat, aber "zu 99,9 Prozent trotzdem da ist - und auch flexibel reagiert, wenn jemand nachts um 22 Uhr unsere Hilfe braucht". Vorzüge überschaubarer Verhältnisse? Wie man’s nimmt.

Überhaupt scheint der Wille, die eigenen Öffnungszeiten am Eingang verbindlich mitzuteilen, gerade in der Innenstadt teils wenig ausgeprägt. Sätze wie "Meine Kunden wissen das doch", "Das ist schon immer so" oder "Man kennt doch die Leute gut" sind zu hören. Da, wo jeglicher sichtbare Hinweis auf Öffnungszeiten fehlt, wird an der Ladentheke mit einem Flyer gewedelt oder aufs Internet und die Möglichkeit von individuellen Absprachen verwiesen. Signal an den Kunden: Wenn ich da bin, bin ich da - sonst eben nicht. Unabhängig davon sieht es in manchem Laden selbst während der ausgewiesenen Öffnungszeit so finster und/oder verlassen aus, dass mit ortsunkundigen Kunden anscheinend nicht gerechnet wird.

Dietrich Müllers Resümee lautet: "Einheitlichkeit werden wir in gewachsenen Standorten nie erreichen, das geht nur in Einkaufszentren mit klaren vertraglichen Vereinbarungen". Mehr als eine Kernzeit lässt der im Zentrum vorhandene Branchenmix aus Dienstleistern, Gastronomie und kleinen inhabergeführten Läden offenbar nicht zu. Wer den Einzelhandel als Ganzes erleben möchte, hat demnach werktags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr Gelegenheit - mit branchenspezifischen Abweichungen.

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