Hardheim-Bretzingen: "Windkraft nur dort, wo sie hingehört!"

Der Bretzinger Ortschaftsrat diskutierte erneut über den Dauerbrenner und kritisiert "nicht gemachte Hausaufgaben" auf diversen Ebenen.

20.07.2016 UPDATE: 21.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

was passiert mit der Freifläche nach dem Abriss des Anwesens Kern/Thoma? Damit befasste sich der Ortschaftsrat Bretzingen am Dienstag. Foto: A. Brosch

Hardheim-Bretzingen. (adb) Beachtliches Interesse des Publikums und eine umfangreiche Tagesordnung waren die Eckpfeiler der Sitzung des Bretzinger Ortschaftsrats am Dienstag im Bürgerhaus.

Ortsvorsteher Kaspar Wolf eröffnete mit einem Zitat und dem Wunsch nach "sachlichen Diskussionen". "Das Thema ‚Windkraft’ ist noch nicht ausgekocht", meinte er. Der Bürgerfrageviertelstunde schloss sich das erste Kernthema des Abends an: Besprochen wurde die Einleitung des Zielabweichungsverfahrens zur Errichtung von sechs Windkraftanlagen in der geplanten Konzentrationszone "Dreimärker/Kornberg". Auf Gemarkung Hardheim/Bretzingen stünden dabei vier der geplanten Anlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils 206 Metern.

Das im Naturpark Neckartal-Odenwald sowie im Wasserschutzgebiet liegende Areal wurde bereits einer artenschutzrechtlichen Prüfung unterzogen; 2013/2014 stimmten die Gemeinderäte der Ausweisung einer Konzentrationszone zu. Doch gibt es ein Problem: "Die aktuellen Flächennutzungspläne mit Änderung vom 30. April 2004 sehen nur eine rein forstwirtschaftliche Nutzung vor", betonte Kaspar Wolf. So käme es zu einer Teilfortschreibung zur Erstellung eines Teilflächennutzungsplans.

Ziel sei es, "Sonderbauflächen" für Windkraftanlagen auszuweisen. Einstimmig beschloss der Ortschaftsrat, die Fortführung der Planung einschließlich dem Zielabweichungsverfahren abzulehnen. "Man kann den geplanten Windpark nicht nur von Abstandszahlen abhängig machen", begründete der Ortsvorsteher die Entscheidung des Gremiums. Die Konzentrationszone bürge für eine Verschlechterung der Lebensqualität in den umgebenen Siedlungsgebieten im Abstand zwischen 900 und 1400 Metern, "die man nicht näher erläutern muss" sowie ein "immenses Konfliktpotenzial mit den Faktoren Mensch, Tier, Natur und Erholungswert". In seinem Schlusswort mahnte Wolf zu "Windkraft nur dort, wo sie hingehört!"

Eine weitere Fußangel ist der 2005 festgeschriebene Regionalplan der Metropolregion Rhein-Neckar. "Die Planung des Windkraftparks widerspricht knallhart der Raumordnung, da im derzeit gültigen Regionalplan keinerlei Vorrangflächen ausgewiesen werden", so Kaspar Wolf. Hier werde wohl an einem neuen Plan gearbeitet, "doch ist mit dessen Inkrafttreten nicht vor dem Jahr 2017 zu rechnen", bilanzierte er. Kritik übte der Ortschaftsrat insofern, "dass man auf diversen Ebenen offensichtlich seine Hausaufgaben nicht oder nicht korrekt gemacht hat". Auch diesem Tagesordnungspunkt begegneten die Bretzinger mit einstimmiger Ablehnung. Jedoch solle man sich nicht zu früh freuen - so zeigte sich Ortsvorsteher Wolf eher zurückhaltend: "Was der Gemeinderat letzten Endes daraus macht, ist kaum abschätzbar", fügte er an.

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Der nächste Punkt drehte sich um die nach dem Abriss des Anwesens Kern/ Thoma entstandene Freifläche am Zugang der Pfarrgasse. Es wurden verschiedene Konzepte vorgestellt: "Es gibt die Möglichkeit, Parkplätze zu bauen oder eine Grünanlage zu schaffen", schilderte Wolf. Ein Kompromiss könne sein, "ein paar Parkplätze und einen kleinen Grünflecken" zu schaffen. Aktuell werden Kabel für die Stromzufuhr vier angedachter Mastlaternen verlegt. Der bestehende Bildstock werde - auch aus denkmalrechtlichen Gründen - nicht versetzt, sondern in die Neugestaltung des Areals mit einbezogen. "Oberste Prämisse muss eine sachgerechte Verkehrsführung sein", betonte Wolf. Man kam am Dienstag zu keinem Beschluss. Nach der Sommerpause sei mit Entscheidungen zu rechnen. Gern, so das Gremium einstimmig, werde man Vorschläge aus der Dorfgemeinschaft annehmen.

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