Grammer-Übernahme Hardheim

"Weißer Ritter" erhält grünes Licht

Der Einstieg eines chinesischen Partners beim Automobilzulieferer Grammer wurde genehmigt - Eine feindliche Übernahme ist nun unwahrscheinlicher

28.04.2017 UPDATE: 29.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Die Signale stehen auf Grün: Ein chinesische Partner darf bei Grammer einsteigen, so dass die Gefahr einer feindlichen Übernahme des Automobilzulieferers kleiner geworden ist. Unsere Aufnahme entstand am Montag bei der Protestkundgebung in Hardheim. Foto: Rüdiger Busch

Hardheim/Amberg. (rüb) Das Management und die mehr als 12.000 Beschäftigten des Automobilzulieferers Grammer (Amberg) können der Aktionärsversammlung am 24. Mai nun doch etwas beruhigter entgegensehen: Das Landgericht Nürnberg-Fürth hat entschieden, dass eine von der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor angestrengte einstweiligen Verfügung derzeit "nicht vollstreckbar" sei. Damit ist der Weg für den Einstieg eines chinesischen Partners bei Grammer frei, mit dessen Hilfe die feindliche Übernahme durch Hastor verhindert werden soll. Bundesweit hatten am Montag mehrere Tausend Grammer-Mitarbeiter gegen diese feindliche Übernahme protestiert, darunter auch 500 in Hardheim.

"Ohne Not und nur aus spekulativen Interessen wird die Zukunft eines gut funktionierenden Unternehmens aufs Spiel gesetzt", hatte Gerd Koch, erster Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim, am Montag in Hardheim kritisiert. Doch nun haben sich die Chancen deutlich verbessert, dass die Machtübernahme verhindert werden kann.

Nach der Entscheidung des Gerichts kann die Ningbo Jifeng Auto Parts Co Ltd (China) ihre im Februar für 60 Millionen Euro gezeichneten Anleihen in Aktien umwandeln. Jifeng wäre dann mit gut einer Million Stimmrechtsanteilen oder rund zehn Prozent hinter einer der beiden Hastor-Gesellschaften zweitgrößter Anteilseigner und könnte bei der Übernahmeschlacht die Rolle eines "weißen Ritters" übernehmen. Die aus Bosnien stammenden Hastors hatten versucht, den Einstieg der Chinesen auf juristischem Wege zu verhindern. Sie wollen Grammer-Chef Hartmut Müller stürzen und fünf Aufsichtsräte durch eigene Leute ersetzen.

Der oberpfälzische Hersteller von Armlehnen, Kopfstützen und Mittelkonsolen hofft auf den chinesischen Partner, um den Angriff der Unternehmerfamilie Hastor abzuwehren, die hinter dem Autozulieferer Prevent steht und mehr als 20 Prozent an Grammer hält. Prevent war 2016 durch einen öffentlichen Streit mit Volkswagen bekannt geworden. Die Auseinandersetzung hatte zeitweise die Produktion des Autobauers in Wolfsburg lahmgelegt.

Die angestrebte Machtübernahme bei Grammer hat bereits erste negative Folgen gezeitigt: Die Auftragseingänge aus der Autobranche seien von dem Einstieg der Bosnier als Großaktionär spürbar belastet, erklärte Grammer am Donnerstag. Der Autozulieferer warnte trotz zuletzt guter Geschäfte vor existenzbedrohenden Folgen des Machtkampfs mit der Unternehmerfamilie Hastor. Die Ordereingänge seien erstmals seit dem Ende der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2010 rückläufig. Die Lage könne sich bei einer Kontrollübernahme auf der Hauptversammlung verschärfen. Hersteller könnten entscheiden, Aufträge nicht mehr an Grammer zu vergeben.

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Am Donnerstag hat der Grammer-Konzern seine Quartalszahlen vorgelegt. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist der Umsatz des Unternehmens um 7,5 Prozent auf 458 Millionen Euro geklettert. Vor Zinsen und Steuern klettert der Quartalsgewinn von 14,8 auf 22,5 Millionen Euro.

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