Absage des Neujahrsempfangs: "Peinlich für die Stadt Ravenstein"

Absage des Neujahrsempfangs hatte Nachspiel im Gemeinderat - Entschuldigung vom Bürgermeister, aber keine plausible Begründung

23.02.2017 UPDATE: 24.02.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 14 Sekunden

In Ravenstein bleibt das Rätselraten über die Absage des Neujahrsempfangs durch Bürgermeister Hans-Peter von Thenen groß.

Ravenstein. (bg) Im Sitzungssaal im Rathaus in Merchingen reichen in aller Regel die an einer Wand aufgereihten Stühle locker aus für die Zuhörer bei öffentlichen Sitzungen des Ravensteiner Gemeinderats. Am Mittwoch aber musste eilig die Zahl der Plätze verdoppelt werden, der Raum schien aus allen Nähten zu platzen. Grund für den Andrang war weniger die Verabschiedung des Haushalts oder das Thema "Bauplätze", sondern offenkundig die Erwartung, den Grund für die überraschende Absage des Neujahrsempfangs zu erfahren. Wer gehofft hatte, eine plausible Erklärung zu bekommen, sah sich getäuscht: Bürgermeister Hans-Peter von Thenen entschuldigte sich zwar für "Unannehmlichkeiten", die er mit dem kurzfristigen Streichen des Termins am Neujahrstag verursacht habe, die vom darüber höchst verärgerten Gemeinderat verlangte Begründung blieb er aber schuldig.

Der Neujahrsempfang der Stadt Ravenstein war, wie die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete, von Bürgermeister von Thenen am 28. Dezember 2016 kurzerhand angesagt worden. Dies unter anderem in einer knappen Pressemitteilung. Eine Begründung gab es nicht. Auf Nachfrage der RNZ damals lautete von Thenens einziger Kommentar: "Ich gebe keine Auskunft". Dem Vernehmen nach standen am Neujahrstag etliche Bürger und geladene Gäste von auswärts am Merchinger Schloss vor verschlossenen Türen.

Die ohne Abstimmung mit dem Gemeinderat erfolgte Absage des Empfangs, in dessen Rahmen der Bürgermeister dem Einladungstext zufolge "verdienten Bürgern, Sportlern und Persönlichkeiten unseren Dank aussprechen und langjährige Blutspender ehren" wollte, sorgte nicht nur für anhaltendes Rätselraten in der Bevölkerung, sondern auch für Kopfschütteln in den Nachbargemeinden und für gewaltige Verärgerung bei den Ratsmitglieder. Somit begann das kommunalpolitische neue Jahr in Ravenstein nicht in guter Stimmung, sondern mit gewaltigem Unmut.

Nachdem er den Gemeinderäten eine Auskunft verweigert hatte, forderten diese in einer Mitte Januar an die Haushalte verteilten Stellungnahme vom Bürgermeister, "die Absage des Neujahrsempfangs zeitnah zu begründen." Eine Reaktion blieb jedoch aus; von Thenen ging für geraume Zeit auf Tauchstation.

Kein Wunder also, dass Ratsmitglieder und Bürger nun erwarteten, in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch zu erfahren, was den Bürgermeister dazu gebracht hat, das Neujahrstreffen ausfallen zu lassen. Viel schlauer wurden die Bürgervertreter und Zuhörer indes nicht.

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Nachdem auf seinen Antrag hin die Tagesordnung geändert worden war, gab Bürgermeister von Thenen zum Beginn der Sitzung eine persönliche Erklärung ab. Wie er betonte, sei der Neujahrempfang eine von ihm selbst initiierte Veranstaltung. Er habe sich jedoch aufgrund einer "tiefen persönlichen Enttäuschung" nicht in der Lage gesehen, den Empfang durchzuführen. Die geladenen Gäste seien daraufhin von ihm per E-Mail oder auf dem Postweg informiert worden, die breite Öffentlichkeit habe durch eine Mitteilung in der Tageszeitung erfahren, dass die Veranstaltung ausfällt.

Von Thenen entschuldigte sich am Mittwochabend zwar in aller Form bei jenen, die wegen der Absage des Termins "Unannehmlichkeiten" hatten, und räumte ein, es sei "ein großes Versäumnis", bisher keine Begründung geliefert zu haben. Der Bürgermeister ließ aber keinen Zweifel daran, dass das Thema für ihn damit erledigt ist: Er bitte um Verständnis und habe seiner Stellungnahme nichts hinzuzufügen - außer, dass er als Bürgermeister den "bisherigen erfolgreichen Weg in Ravenstein fortsetzen" und für eine zweite Amtszeit kandidieren wolle. Es liege an den Bürgern, die nötige Unterstützung zu gewähren.

Dass die Erklärung alles andere als befriedigend war, zeigte sich an den Reaktionen der Zuhörer. Wohl angesichts der Ankündigung von Thenens, keine nähere Begründungen in Sachen Neujahrsempfang abgeben zu wollen, blieben in der folgenden Bürgerfragen-Runde die Wortmeldungen zum Thema spärlich.

Die Absage sei "eine Peinlichkeit" für die Stadt gewesen, betonte bei den Bürgerfragen Volker Graseck und hoffte offenbar, in dieser Einschätzung vom Gemeinderat bestätigt zu werden. Eine Antwort aus dessen Reihen ließ der Bürgermeister freilich nicht zu.

Auf eine weitere Frage teilte von Thenen mit, dass die Absage des Empfangs lediglich Kosten für Porto und die Arbeitszeit für die Vorbereitung der Veranstaltung verursacht habe. Die Frage, weshalb er nicht einen Stellvertreter mit der Durchführung der Veranstaltung betraut habe, blieb unbeantwortet; er nehme den Hinweis auf diese Möglichkeit zur Kenntnis, sagte der Bürgermeister, der schließlich auf die Frage, ob er seine in der Sitzung abgegebene persönliche Erklärung im Amtsblatt der Stadt veröffentlichen werden, sagte: "Man könnte darüber nachdenken."

Klare Worte fand zum Abschluss der Sitzung - im Punkt "Anfragen aus dem Gemeinderat - Erster Bürgermeister-Stellvertreter Jürgen Ullrich, der klar machte, dass der Bürgermeister mit der eigenmächtigen und nicht begründeten Absage des Neujahrempfangs nicht nur das "Hauptorgan der Gemeinde übergangen" und brüskiert, sondern vielmehr dem Image der Gemeinde Schaden zugefügt habe: "Wir stehen damit schlecht da."

Man nehme die Entschuldigung zur Kenntnis, stellte Ullrich fest. Er gab sich zwar versöhnlich und verwies auf die bisher gute Zusammenarbeit, die man fortsetzen wolle. Allerdings gab Ullrich mit Nachdruck auch zu verstehen, dass der Gemeinderat ein Verhalten wie bei der Absage des Empfangs nicht akzeptieren könne und vor künftigen ähnlichen Alleingängen warne.

Die Stellungnahme Ullrichs wurde unter anderem von Ratsmitglied Bernd Ebert bekräftigt, der betonte, dass das Statement Ullrichs vom gesamten Gemeinderat so getragen werde.

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