300 Flüchtlinge kamen gestern in Hardheim an

In den Bussen saßen auch viele Kinder – Ehrenamtliche Helfer übernahmen die Registrierung – Infoversammlung für Bürger

13.09.2015 UPDATE: 14.09.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Landrat Dr. Achim Brötel, Dr. Björn-Christian Kleih und Bürgermeister Volker Rohm begrüßten die Flüchtlinge mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie Vertretern der Kirche.

Von Tanja Radan

Hardheim. Müde und erschöpft waren die Flüchtlinge, die gestern am späten Nachmittag mit einer Stunde Verzögerung in der Carl-Schurz-Kaserne ankamen. Die Strapazen der langen Flucht waren ihnen anzusehen. Aus den sechs Bussen stiegen 300 Flüchtlinge, darunter viele Männer und Frauen, die kleine Kinder trugen oder an der Hand führten. Gesprochen wurde kaum, die Menschen waren still. Ein Mann war nicht in der Lage, den Bus selbstständig zu verlassen. Die DRK-Helfer organisierten auf die Schnelle einen Rollstuhl.

Aus welchen Ländern die Flüchtlinge kommen, war beim Eintreffen der Busse nicht bekannt. Es waren zudem nicht, wie ursprünglich angekündigt, Asylbewerber, die in der Sinsheimer Messe untergebracht waren. "In der Hardheimer Kaserne werden Menschen untergebracht, die wegen Überfüllung der Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe nicht dort untergebracht werden konnten. Sie sind seit langer Zeit unterwegs und sind gerade erst in Deutschland angekommen. Sie wurden bisher weder registriert noch untersucht", sagte Landrat Dr. Achim Brötel. Am Wochenende verschärfte sich die Flüchtlingskrise weiter: Auch in Wertheim kamen gestern neue Flüchtlinge an: 600 wurden in der dortigen Landeserstaufnahmestelle untergebracht.

Achim Brötel war mit Bürgermeister Volker Rohm, dem Ersten Landesbeamten, Dr. Björn-Christian Kleih, Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie Vertretern der Kirche vor Ort, um die 300 Flüchtlinge persönlich zu begrüßen, Solidarität mit ihnen zu zeigen und ihnen ein kleines Willkommensgeschenk zu überreichen. "Der materielle Wert ist nicht groß, es soll einfach ein Zeichen der Menschlichkeit sein", sagte der Landrat.

Vor den Gebäuden 8 und 9, die das Land nun als bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) nutzt, waren zwei Zelte aufgebaut, in denen ehrenamtliche Helfer des DRK die Flüchtlinge registrierten. Rundum die Hardheimer BEA setzten sich über 100 Rotkreuzler aus Hardheim, Höpfingen, Hettingen, Sennfeld, Adelsheim, Buchen und Walldürn ein. Weiter halfen 30 Feuerwehrleute.

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"Ohne das große ehrenamtliche Engagement könnte diese Herausforderung nicht gestemmt werden", unterstrich Bürgermeister Volker Rohm. Gemeinde und Landkreis wünschen sich zudem seitens des Landes mehr Unterstützung bei der Bewältigung dieser großen Herausforderung.

Alles musste schnell gehen: Die Gebäude 8 und 9 der Carl-Schurz-Kaserne wurden erst gestern Nachmittag an das Land übergeben. Bundeswehr und Bund stellen zudem aufgrund des starken Drucks auch Gebäude in Sigmaringen und Donaueschingen für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung.

Der Amtschef des Integrationsministeriums Baden-Württemberg, Ministerialdirektor Wolf-Dietrich Hammann, hat Landrat Brötel am Donnerstag um 15 Uhr telefonisch darüber informiert, dass das Land vier Unterkunftsgebäude in der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim für die Unterbringung von Flüchtlingen als bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung nutzen müsse.

Landrat Dr. Achim Brötel nimmt dazu wie folgt Stellung: "Diese Entscheidung kommt für uns absolut überraschend, zumal sich erst vor zwei Wochen bei der Besichtigung der Gebäude erhebliche Zweifel an deren Eignung für die Unterbringung von Flüchtlingen, erst recht in der vorgesehenen Zahl, ergeben hatten." Jedoch könne man, so Brötel, die Augen auch nicht davor verschließen, dass der Aufnahmedruck gerade in den letzten Tagen dramatisch zugenommen hat.

Er unterstreicht: "Jeder, der die beklemmenden Bilder im Fernsehen gesehen hat, weiß, was diese Menschen auf ihrer Flucht alles durchgemacht haben. Wir bekennen uns deshalb ausdrücklich zu unserer gesellschaftlichen, politischen, nicht zuletzt aber auch christlichen Verpflichtung, den Betroffenen in ihrer Not zu helfen."

Speziell für die Gemeinde Hardheim, in der schon jetzt über 300 Asylbewerber und Flüchtlinge leben, sei die neue BEA zweifelsohne eine erhebliche Belastung. Der Kreis werde alles tun, um die Folgen für die Gemeinde abzufedern. "Das erwarten wir ohne Wenn und Aber auch vom Land Baden-Württemberg", sagte Dr. Achim Brötel.

Fi Info: Im Laufe der Woche wird eine Infoveranstaltung für die Bürger stattfinden. Der genaue Termin ist noch nicht bekannt. Sobald er feststeht, wird er in der RNZ bekannt gegeben.

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