Weinheim: Gemeinderat bewilligt für Sanierung der DBS-Halle nur eine Million Euro
Zuerst nur die wichtigsten Reparaturen: Es soll erst einmal der Sportbetrieb gesichert werden.

Die DBS-Halle ist mindestens ein Sanierungsfall. Darin waren sich die Ratsfraktionen gestern Abend einig. Nicht zuletzt angesichts klammer Kassen wollte sich die Mehrheit aber finanzielle Spielräume erhalten. Daher gab der Rat zunächst nur eine Million Euro frei. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Es war selbst für Weinheimer Verhältnisse ein außerordentlich zähes Ringen, aber am Ende stand der Kompromiss: Anstatt gleich die vollen 2,9 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt bei der Sanierung der DBS-Halle freizugeben, stellte der Gemeinderat dem Team von Architekt Bernd Kopp zunächst nur eine Million Euro zur Verfügung. Damit soll der Sportbetrieb in der Halle aufrechterhalten und die Stadt vor Haftungsschäden geschützt werden. Sollte die freigegebene Million nicht reichen, können weitere Mittel bereitgestellt werden - sofern der Gemeinderat zustimmt. Die CDU hatte den entsprechenden Antrag eingebracht, die Mehrheit schloss sich mit mehr oder weniger Bauchschmerzen an.
Bevor am Mittwochabend jedoch die inhaltliche Diskussion begann, mussten OB Heiner Bernhard und Bürgermeister Torsten Fetzner auf die politischen Diskussionen der letzten Tage eingehen. Auch Architekt Kopp war ins Rathaus gekommen. Er zeigte anhand einer Präsentation die - zweifellos vorhandenen - Mängel an dem 46 Jahre alten Gebäude auf.
OB Berhard musste reagieren. Hatte die SPD doch schon im Vorfeld der Sitzung beantragt, die Beschlussfassung über die DBS-Halle erneut zu vertagen: "Die Entscheidung für die Vergrößerung der Halle am Schulzentrum Weststadt wäre so nicht gefallen, wenn wir gewusst hätten, dass die DBS-Hallensanierung drei Millionen Euro teurer wird, als ursprünglich veranschlagt", so Fraktionssprecherin Stella Kirgiane-Efremidis. Später unterstützte Simon Pflästerer (WL) ihren Antrag - mit einer denkwürdigen Rede (Bericht zu den Fraktionsstatements folgt).
"Wir wollen, dass Sie erklären, wie es zu diesem Sachstand kam", rief aber zunächst Kirgiane-Efremids dem OB zu. Sie spielte auf die Tatsache an, dass der Verwaltung die Kostenschätzung für die Sanierung der DBS-Halle schon vorlag, ehe der Rat im Oktober einer Vergrößerung der Sporthalle am Schulzentrum Weststadt zustimmte - das geplante und nunmehr um zwei Millionen Euro teurere Schulzentrum ist nur wenige Hundert Meter von der DBS entfernt. Außerdem müsse die Stadt klären, ob anstelle einer DBS-Hallensanierung im Bestand nicht auch ein Neubau möglich wäre: "Sonst fühlen wir uns als Fraktion in unserer Entscheidungsfindung nicht ernst genommen", so die SPD-Fraktionssprecherin. Kurz: Sie wolle der DBS-Leitung nicht schaden, vielmehr gehe es ihr um ein sauberes Ratsverfahren - für beide Sporthallen.
Bernhard räumte ein, dass ihm die ungefähre Kostenschätzung des Architekten tatsächlich schon im September vorlag. Aber: "Bis Ende September war auch verwaltungsintern noch völlig offen, wie wir mit dem Thema DBS umgehen sollen." Das jetzige Konzept sei der Verwaltungsspitze erst am 27. September vorgelegt worden: "Erst danach konnten wir uns mit der Taktung und Finanzierung der Sanierungsarbeiten befassen." Die Beschlussvorlage zum Thema Schulzentrum Weststadt sei da längst fertig gewesen.
"Zwischen diesen beiden Investitionen besteht - wie immer, wenn städtische Gelder fließen - durchaus ein Zusammenhang", so Bernhard. Aber: Die DBS-Halle müsse saniert werden, um den Sportunterricht für 78 Schulklassen aufrechtzuerhalten; mit der Vergrößerung der geplanten Halle am Schulzentrum hätten Verwaltung und Rat dagegen einen Vorschlag aus den südlichen Ortsteilen aufgegriffen: Die dortigen Vereine brauchen bekanntlich dringend Flächen, um weiter trainieren zu können.
"Für die Verwaltung schien es folglich keinen Grund zu geben, hier eine Abhängigkeit zu sehen. Doch dies war eine Fehleinschätzung", leistete Bernhard Abbitte. Das Landesturnfest 2018 spiele aber definitiv keine Rolle, bekräftigte der OB: "Wir müssen das Turnfest aber berücksichtigen, wenn wir die Termine für die Sanierung festlegen." Diese sei zwingend nötig, "ob die Südortsteile nun eigene Hallen bekommen oder nicht". Lützelsachsen und Oberflockenbach könne er jedoch erst berücksichtigen, wenn sich die Finanzlage der Stadt grundlegend geändert habe. Solange dies nicht der Fall sei, habe der Erhalt des heutigen Hallenbestands oberste Priorität.
Erster Bürgermeister Fetzner und Architekt Kopp pflichteten bei: Die DBS-Halle sei ein Sanierungsfall. In den Leitungen gebe es stehendes Wasser - und bei einem Legionellenbefall drohe die sofortige Hallensperrung. Vor allem der Boden der Übungshalle sei mit Stolperfallen übersät. Zudem fehle ein zeitgemäßer Feuer- und Amokschutz. Fast die Hälfte des Rates hätte trotzdem lieber erst im Februar über die Hallensanierung abgestimmt: in Ruhe und mit verlässlichen Daten, vor allem zu den Alternativen. Der Vertagungsantrag scheiterte knapp, mit 16 zu 18 Stimmen. So ging es in die inhaltliche Debatte, wo man es schließlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner schaffte.



