Volkstrauertag in Edingen: "Hass und Gewalt müssen uns wütend machen"

Bürgermeister Michler und VdK-Vorsitzender Wirths thematisierten bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Edingen auch Aktuelles.

13.11.2016 UPDATE: 14.11.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 22 Sekunden

Mit der Kranzniederlegung unter Geleit der Feuerwehr ging die Gedenkfeier in Edingen zu Ende. Foto: Hofmann

Edingen-Neckarhausen. (joho) Mit dem Musikstück "Verleih uns Frieden" von Heinrich Schütz eröffnete der Evangelische Posaunenchor gestern Morgen die Gedenkfeier zum Volkstrauertag in der voll besetzten Friedhofskapelle in Edingen, der durch Gesangverein "Sängereinheit" 1867 mitgestaltet wurde.

"Ich habe von einer Welt geträumt, in der es keinen Menschen gibt, der anders denkende Menschen zu unterdrücken versucht" - mit diesem Zitat aus dem Gedicht "Ein Traum" von Jürgen Köster begann Lucas Schipke für die Jugendlichen die ökumenische Gedenkfeier zu Ehren der Opfer von Krieg und Gewalt.

Pfarrer Markus Miles zitierte aus den Büchern Moses mit der Aufforderung, die Menschen zu lieben wie sich selbst. Er verband das Gedenken mit dem Dank an diejenigen, die sich nicht überzeugen ließen von den Parolen des Hasses und der Gewalt.

Der Volkstrauertag mache uns bewusst, welche Geschichte uns geprägt hat und wie wertvoll ein friedliches und gerechtes Zusammenleben sei, so Bürgermeister Simon Michler. "Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren. Gerade deshalb müssen wir verstehen, dass es Versöhnung ohne Erinnerung gar nicht geben kann", zitierte Michler den im letzten Jahr verstorbenen ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. "Wir trauern um die Opfer von Krieg und Gewalt. Aber wir sind auch verpflichtet, mehr zu tun als andere", so der Bürgermeister mit Blick auf die gewaltsamen Konflikte und Kriege in Syrien, im Irak und anderen Teilen der Welt. Die jüngsten Ereignisse in Teilen unseres Landes, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus geben Anlass zur Sorge. "Hass und Gewalt müssen uns wütend machen. Wir alle sind hier zum Handeln aufgefordert." Mit einem Zitat von Bertold Brecht machte VdK-Ortsvereinsvorsitzender Achim Wirths den Sinn des Volkstrauertages deutlich: "Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer. Die Abstumpfung ist es, die wir zu bekämpfen haben." Es dürfe nicht sein, dass Flüchtlinge und Einheimische in unseren Kommunen angegriffen und verletzt werden, so Wirths, der anregte, Gedenken, Trauern und Erinnerung in verpflichtendes Nachdenken umzusetzen.

Die Gedenkstunde endete mit der feierlichen Kranzniederlegung unter Geleit der Freiwilligen Feuerwehr/Abteilung Edingen.

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