Filmfestival der Generationen: Barbara Wackernagel-Jacobs sprach über ihren Film "Sputnik Moment"

Ihr Film thematisiert, dass das Älterwerden der Menschen gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringt

10.10.2016 UPDATE: 11.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Im Olympia-Kino sprach Regisseurin und Produzentin Barbara Wackernagel-Jacobs auch darüber, wie man sein Leben nach der Rente sinnvoll gestalten kann. Foto: Dorn

Von Stefan Zeeh

Hirschberg-Leutershausen. Die Lebenserwartung der Menschen steigt und steigt. Um rund 30 Jahre hat sie in Deutschland in den vergangenen 100 Jahren zugenommen. Aber was machen wir mit der Zeit zwischen 50 und 80, die uns derart geschenkt wurde? Sollen wir sie vor dem Fernseher sitzend verbringen oder vielleicht doch lieber Golf spielen? "Sputnik Moment - 30 gewonnene Jahre", der anlässlich des "Europäischen Filmfestivals der Generationen" im Olympia-Kino gezeigt wurde, geht dieser Frage an Beispielen aus Deutschland und den USA nach.

Schnell wird klar, dass das Älterwerden der Menschen gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringt, die noch nicht verarbeitet sind. "Wir brauchen eine neue Sprache für diese Lebensphase zwischen 50 und 80", heißt es da im Film von Barbara Wackernagel-Jacobs, die nach der Vorführung für ein Gespräch den knapp 20 Zuschauern zur Verfügung stand. Dabei verdeutlichte sie etwa, warum diese zusätzlichen 30 Jahre gesellschaftlich noch nicht verarbeitet sind. "Zu Bismarcks Zeiten, als die Rente eingeführt wurde, hat kaum jemand das Rentenalter erreicht", sagte die ehemalige Sozialministerin des Saarlands.

Trailer zum Film

 

Auch interessant
: Europäisches Filmfestival der Generationen: Norbert Blüm warb für soziales Engagement

Der Eintritt in das Rentenalter ist aber ein schwerer Einschnitt in das tägliche Leben. Von heute auf morgen entfällt der tägliche Gang zur Arbeitsstelle und auch der Kontakt zu den Arbeitskollegen fällt weg.

Untersuchungen zeigen, dass die Lebenszufriedenheit in der ersten Phase nach der Verrentung zunimmt, dann aber auf das Niveau zurückgeht und teils sogar noch weiter als vor der Rente. Für Barbara Wackernagel-Jacobs ist die Antwort auf die Frage klar, was die Menschen in dieser Lebensphase tun sollen, damit sie zufriedener sind. "Der Mensch braucht in dieser Lebenslage eine Aufgabe", erklärte sie. Diese Aufgabe könne aber keinesfalls bedeuten, tagein, tagaus Golf zu spielen oder vor dem Fernseher zu sitzen, denn das "Hirn muss bewegt werden", so Wackernagel-Jacobs. Daher sei ein gesellschaftliches Engagement oder eine Arbeit genau das Richtige.

In den Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren oder im hohen Alter noch einer geregelten Arbeit nachzugehen, unterscheiden sich aber Deutschland und die USA. In den USA ist gesellschaftliches Engagement etwas, was bereits Schüler lernen. Zudem sind die sozialstaatlichen Bedingungen in den Staaten schwieriger, wodurch viele ältere Menschen gezwungen sind, zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Dagegen wären in Deutschland die gesetzlichen Regelungen für eine Arbeit nach der Rente noch so, als ob ein Überschuss an Lehrkräften bestehe. Das sei aber schon seit einiger Zeit nicht mehr so. Vielmehr würden ältere Arbeitnehmer benötigt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Daher sei ein noch flexiblerer Übergang von der Arbeit in das Rentenalter notwendig. Die von der Bundesregierung kürzlich beschlossene "Flexirente" sei dafür nur ein Anfang.

So sei die gestiegene Lebenserwartung der Menschen keineswegs eine Katastrophe, sondern, wie es die New Yorker Geriaterin Linda Fried bezeichnet, ein "Sputnik Moment" - eine der größten Chancen und Herausforderungen in der Geschichte der Menschheit.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.