Joshua Redman im Interview: "Musikalisch ehrlich und kreativ zu sein"

Musik ist einfach Musik: Joshua Redman und The Bad Plus kommen als Appetithappen von Enjoy Jazz in die Feuerwache - Gespräch mit dem Saxofonisten

06.07.2015 UPDATE: 07.07.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Joshua Redman. Foto: Jay Blakesberg

Von Rainer Köhl

Mannheim. Das Paket für Enjoy Jazz im Herbst ist geschnürt, als Appetizer haben die Festivalmacher nun am Mittwoch, 8. Juli ein Sonderkonzert in der Mannheimer Alten Feuerwache programmiert: The Bad Plus treffen auf Joshua Redman. Das amerikanische Klaviertrio mit Ethan Iverson (p), Reid Anderson (b), David King (dr) hat in der Vergangenheit schon mehrfach mit dem Saxofonisten gespielt.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit The Bad Plus?

Es begann 2011, als wir im "Bluenote"-Club in New York zusammenspielten. Ich war freudig erregt über diese Zusammenarbeit und kannte die Musik des Trios. Sie waren so lange schon eine feste Gruppe mit einer starken Identität. Das Trio hatte damals noch nicht so viele Projekte mit anderen Musikern gemacht. Aber ich fühlte, dass ich mit ihrer Musik verschmelzen und etwas Passendes zu ihrem speziellen Sound beisteuern könnte: Weniger als Gastsolist als vielmehr als Teil der Band. Wir machten dann öfter was zusammen, auch eine Europatournee im folgenden Jahr, und dann eine gemeinsame CD.

Was reizt Sie an dieser Musik dieses Trios?

Dass sie eine solch starke Wirkung im aktuellen Jazz hat. Auch dass diese Musik so herausfordernd und komplex ist, manchmal auch abstrakt. Das ist oft eine recht freie Gestaltung von Jazz. Bei alldem kann man immer ihren besonderen Drang zum Kommunizieren spüren. Da geht es weniger um Emotionen, als darum, etwas zu sagen und untereinander zu kommunizieren.

Haben Sie durch diese Zusammenarbeit neue Aspekte für Ihr eigenes Spiel gefunden?

Ich habe immer schon ein weit gefasstes Bild des Jazz. Und ich fühlte mich wohl, in einer weitgespannten Varietät von Jazz und Stilen zu spielen. Aber es stimmt, das Zusammenspiel mit The Bad Plus hat Aspekte von mir hervorgebracht, die ich mit anderen Musikern nicht gewinnen konnte. Ich wuchs mit der Musik meines Vaters auf, die ich viel gehört habe: Seine eigenen Bands oder Ornette Coleman und andere. Diese Musik ist gleichzeitig auch so bedeutsam für The Bad Plus und beeinflusste sie stark. Und das half mir, meine eigenen Wurzeln zu entdecken.

Verglichen mit Ihren anderen Projekten: Ist das die avancierteste Musik, die Sie mit Bad Plus zusammen machen?

Nein, es ist nicht die avancierteste Musik, sie ist nur anders. Ich spiele progressive Sachen auch mit anderen Musikern.

Sie spielen drei verschiedene Instrumente der Saxofon-Familie, Sopran, Alt und Tenor. Dabei fällt auf, dass Sie jedem Instrument eine je eigene Sprache und Intensität verleihen...

Das Tenorsaxofon war meine erste Liebe, mein Baby und mein Meister gleichermaßen. Alt- und Sopransaxofon sind ganz andere Stimmen, sie geben mir andere Möglichkeiten, mich auszudrücken. Es ist eine Sache, ihre Technik zu beherrschen, und es ist eine ganz andere, ihren Ausdruck, ihre ureigene Emotion zu transportieren. Ich versuche, eine je eigene Perspektive und Attitüde für alle drei zu gewinnen. Jedes Instrument hat seine eigene Stimme und Seele, hat eine eigene Geschichte zu erzählen, und das muss man begreifen. Die Instrumente erweitern meinen Horizont, sie geben mir verschiedene Sounds und Texturen, mit denen ich spielen kann.

In den letzten Jahren spielten Sie auch mit einem Barock-Orchester oder DJs, Sie haben neben dem Hardbop auch eine Ader für Funk und Jazzrock. Was ist Ihre Vision von Musik?

Meine Vision ist einfach: musikalisch ehrlich und kreativ zu sein, meine Ideen und Expression durch den Klang zu erreichen. Das ist es, was ich umzusetzen versuche. Ich habe keine Ideologie. Musik ist einfach Musik. Ich will mich auch nie durch Stil-Schranken einengen lassen und versuche vielmehr, mich in verschiedenen stilistischen Kontexten ehrlich auszudrücken. Das ist eine permanente Herausforderung für mich: unterschiedliche Kontexte zu schaffen, um kreativ zu sein. Auch wenn ich derzeit mehr groove- und rockorientierten Jazz spiele, so fühle ich mich den grundsätzlichen Prinzipien des Jazz jederzeit verpflichtet: Spontaneität, Interaktion, Improvisation, Dialogbereitschaft. Wahrer Jazzgeist und genuine Jazzattitüde sind dabei immer das Wichtigste.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.