Comedian Bill Mockridge liefert ein Anti-Aging-Programm mit Pfiff
Mit seinem Solo-Programm "Was ist, Alter?" gastierte Mockridge im Heidelberger Karlstorbahnhof.
Von Ingeborg Salomon
Zahlen sind eine klare Sache: 81,3 Jahre alt wird der Bundesbürger im Durchschnitt - und jedes Kalenderjahr kommen statistisch gesehen drei Monate dazu. Ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist, darf jeder für sich entscheiden, und der Kabarettist Bill Mockridge hat es schon getan. "Ich bin ein Mensch, keine Zahl", unterstrich der 67-Jährige am Donnerstagabend im Karlstorbahnhof. Bei seinem Anti-Aging-Soloprogramm ging er der Frage "Was ist, Alter?" nach - und gab darauf mal philosophisch, mal informativ, aber immer humoristisch Antwort.
Für den gebürtigen Kanadier war der Auftritt in Heidelberg ein Heimspiel, hatte der Schauspieler doch von 1973 bis 1978 ein Engagement an der Städtischen Bühne. "Das war eine wunderbare Zeit. Ich habe in der Albert-Mays-Straße gewohnt und in der Alten Krone das Kabarett ,Springmaus‘ gegründet", erinnerte sich Mockridge im Gespräch mit der RNZ. Inzwischen ist Mockridge samt "Springmaus" nach Bonn übersiedelt und beide sind nicht jünger geworden. Die Frage, wie der Mensch richtig vergreist, beschäftigt den Vater von sechs Söhnen schon lange und bei den Antworten zieht der Comedian alle Register.
Langeweile und Lustlosigkeit, oft mit dem Alter assoziiert, setzt Mockridge gegen Lieben, Lernen und Lachen - und Anlass zu Letzterem gab er dem Publikum bei seinem zweistündigen Auftritt reichlich. Kernige Pointen - "Das Alter hat das FDP-Syndrom, niemand will es haben" - wechselten mit persönlichen Einblicken in sein Eheleben: "Meine Lieblingsstellung ist: Mann unten, Frau unten und ,Tatort‘ vorne. Das kann ich locker 90 Minuten durchhalten".
Auch in der Erinnerungskiste kramte der Lindenstraßen-Star: "Als ich meine damals 92-jährige Kollegin Annemarie Wendl fragte, warum sie noch drehe, antwortete sie: Ich mache das, seit ich 22 bin. Was soll ich denn sonst machen?" Das habe ihm gut gefallen, auch wenn ihm zunehmend klar werde, dass er sich zwar nicht alt fühle, aber alt sei. Besonders bewusst sei ihm das morgens, wenn er sich fühle "wie 120 und von einem Panzer überrollt", wie er lebhaft gestikulierend gestand. Doch das bisschen Vergesslichkeit und Vor-sich-Hingebrabble sei schon ganz in Ordnung, tröstete Mockridge sich und sein Publikum.
Mit pfiffigen Filmeinspielungen bewies der Fernsehstar, dass er sowohl im Kindergarten ("Weißt Du, was ein Seniorenteller ist?") als auch im Altersheim gründlich recherchiert hat. Mockridge zitierte den 2005 im Alter von 112 Jahren verstorbenen Hermann Dörnemann. Gefragt nach seinem Geheimrezept hatte der damals älteste lebende Deutsche geantwortet: "Jeden Tag Kartoffel-Kochwasser trinken". Wer das nicht so mag, kann sich ja an Mockridges persönlichen Tipp halten. Der sagt sich nämlich jeden Tag: "Mir geht es gut. Heute." Mit dieser erfrischenden Erkenntnis verabschiedete der Kabarettist sein Publikum und gab - ohne die geringsten Ermüdungserscheinungen - noch eifrig Autogramme.