Clemencia Labin liebt Farbe und Mode

Die Sigmar-Polke-Schülerin Clemencia Labin mit kunterbunten Objekten bei Grewenig in Heidelberg

01.06.2015 UPDATE: 02.06.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

"Flor de platano" heißt diese Arbeit von Clemencia Labin. Foto: Friederike Hentschel

Von Heide Seele

Sie ist ein wahrer Sonnenschein: fröhlich, offenherzig, sympathisch und sprühend vor Temperament. Nachdem sie 1975 an der Columbia University in New York ihren Bachelor of Arts erworben hatte, studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg unter anderem bei Sigmar Polke, der sie - wie sie betont - sehr geprägt hat. Das sieht man ihren Arbeiten aber nicht an. Stolz weist die quirlige Künstlerin auch darauf hin, dass sie 2011 ihr Geburtsland Venezuela auf der 54. Biennale von Venedig vertrat.

Hierzulande hat sie schon öfters ausgestellt, zuletzt in Hamburg, wo sie auch lebt. Jetzt zeigt sie in der Galerie Grewenig in Heidelberg-Handschuhsheim ihre kunterbunte Materialkunst, aus der so manches Mal die Fäden heraushängen. Vom Aufbau der Arbeiten, die Hausherr Ingo Grewenig selbst vornahm, war sie begeistert, und die Besucher der Vernissage reagierten entsprechend überrascht und amüsiert auf diesen ungewohnt schrillen Augenschmaus in der sich eigentlich auf konkrete Kunst kaprizierenden Handschuhsheimer Kunstadresse.

Die farbfrohen "Confeti" erinnern an Marshmallows und Softeis, an Luftballons und allerlei Nippes und wollen berührt und vielleicht sogar geknautscht werden. Aus ihnen spricht südamerikanische Lebensfreude, und man denkt amüsiert: "Mal etwas anderes". Wer hat schon die Idee, Polsterungen, die - wie bei Clemencia Labin - "organisch" gefaltet wurden, mit Bikinistoff zu bekleiden und in den Raum sprießen zu lassen? Dazu müsste man dann die entsprechende Musik spielen und die Besucher tanzen lassen. Die eloquent und mit sympathischem Temperament ihre Arbeiten vorstellende Clemencia stilisiert sich dazu auch selbst zum Kunstwerk, indem sie sich bei der Vernissage passend zu ihrem rautenförmig-bunten Kleid ein gleichmustriges Schild vor den Kopf hielt und so eine Weile stumm verharrte. Ein Einfall im Gefolge der Happenings von anno dunnemals. Ihr Spieltrieb scheint groß zu sein, ihr Naturell positiv.

Fragt man die 68-Jährige nach dem Motiv für ihre künstlerischen Vorlieben, beruft sie sich auf ihr Interesse für Farbe und Mode und erzählt genau, wie ihre genähten und mit Acryl bemalten Rundkissen und hängenden Plusterdinge zustande kommen. Das aufgelockerte Vernissagepublikum war nach einem kleinen Anfangsschock denn auch entsprechend fröhlich und lernte, dass "pulpa" auf deutsch Fruchtfleisch heißt, denn so sollen die Stücke aussehen, deren Eigenheiten Clemencia gerne erklärt. Konzeptuelle Kunst passt nicht zu ihr, sagt sie, die Farbe und Mode liebt, und man glaubt es gerne. In der Galerie fällt vor allem die 195 cm hohe, mit Polyesterwatte gefütterte Stoffsäule "Lili" auf, aber auch der mit Bikini-Lycras gefüllte "Wurstteller" und manch anderes sichtbar sorgsam gefertigte Stück, darunter mehrere Acrylbilder im Holzrahmen, alle sehr farbintensiv.

Info: Die Ausstellung von Clemencia Labin bei Grewenig/Nissen in Heidelberg läuft bis zum 27. Juni.

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