Apropos - die EM-Kolumne: Es müllerte in der WG

Alexander Müller vom Mannheimer Morgen und Joachim Klähn bildeten fünf Wochen lang ein illustres Journalisten-Gespann. Ein Rückblick.

08.07.2016 UPDATE: 09.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
Alexander Müller bei der Reiseleitung. Foto: Klähn

Von Joachim Klaehn

Man weiß ja nie so genau, auf was man sich bei solch einer intensiven "Tour de France" alles einlassen soll. Das fängt damit an, wie Quartierfragen und Rahmenbedingungen für die tägliche Berichterstattung geregelt sind. Sportkollege Alexander Müller vom Mannheimer Morgen und meine Wenigkeit bildeten fünf Wochen lang ein illustres Gespann. Wir waren die kleinste denkbare Teameinheit, führten ein Leben teilweise auf engstem Raum, tauschten uns professionell aus, unterstützten uns vielfältig.

RNZ-Sportchef Joachim Klaehn. Foto: vaf

Eine WG auf Zeit, eine Art Solidargemeinschaft, in der menschliche Stärken wie Schwächen schonungslos offen gelegt werden. Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich unweigerlich an alte Uni- und WG-Zeiten in Freiburg, Rennes und Heidelberg zurückerinnert.

Zwischen knallharter Logistik und leichtem Chaos schlug das Pendel aus. Es "müllerte" überall, in den Medienzentren, Stadien, Flughäfen, Bahnhöfen, Parkhäusern, bei Ausflügen, beim Essen - und natürlich in den diversen Unterkünften. Ein fleißiger junger Mann, ein Energiebündel, Vollblutjournalist und neugieriger Mensch.

Dieser Jungspund beschimpfte mich, als ich fast die Küche in der bescheidenen "Butze" in Évian abgefackelt hätte. Wenn ich nicht hurtig in Bahnhöfen oder Flughäfen gepäckbeladen als älterer Herr hinterher kam, gab es einen kurzen Blick zurück - sagen wir einen Verweis oder die "gelbe Karte".

Der Typ ist immer fix. Müller konnte binnen drei Minuten Quartiere, Flüge, Züge buchen. Ein Lucky Luke, der schneller zieht als sein Schatten. Insofern waren die Rollen und Aufgaben diesbezüglich klar verteilt. Müller hatte sich bald die Reiseleitung verdient - und ich wurde zum Assistenten degradiert. Den Sportsfreund aus Siegen, dessen heimliche Liebe Köln gilt, lockt ständig die weite Welt.

Ob in Australien, Alaska, Costa Rica oder in halb Afrika, "Alex" ist schon mit ganz anderen Bedingungen zurechtgekommen. Der hat mit Kängurus gepennt, Grizzlys geknufft, Elefanten geküsst. Und als er mir berichtete, man könne selbst einem ausgewachsenen Krokodil mit zwei Fingern das riesige Maul zuhalten, da war ich schwerst beeindruckt. "Crocodile Müller" lachte sich tot …

Bei den heiklen WG-spezifischen Themen wie Einkaufen, Frühstück, Getränkeauswahl, Mittag- oder Abendessen, Auswahl der Restaurants, Wäschewaschen oder dem Austüfteln von Ausflügen war "Müllers Assistent" ebenbürtig. Ich war halt manchmal als erfahrener Familienvater und Französisch-Übersetzer gefragt.

Ehrlich gesagt: Ich habe unheimlich viel von "Schlaubi" Müller gelernt. Was genau, sage ich ihm irgendwann persönlich. Und manchmal hätte ich ihm eine Frau oder Lebensabschnittsgefährtin verpasst. Die Patronne Armelle eines Fischrestaurants am Genfer See wäre etwas gewesen - bis auf die grünen Fingernägel und die beigefarbenen Omaschuhe.

Ach ja: Gefallen hat mir neben seiner Tier- auch seine Kinderliebe. Ein authentischer Typ, dieser Müller. Auch wenn in diesen heißen WG-Zeiten von Évian, Lille, Paris, Arès (bei Bordeaux) und Marseille kein Raum für eine weibliche Unterstützung war, will ich etwas augenzwinkernd loswerden: Mädels, dieser Müller ist wieder zu haben. Ich kann ihn als Weltbürger nur empfehlen.

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