Wenn Jürgen Wiesbeck 25 Jahre danach an den Absturz am Hohen Nistler am 22. Dezember 1991 zurückdenkt, sind die Bilder noch sehr präsent vor seinen Augen. Der heute 61-Jährige war damals als stellvertretender Kreisbereitschaftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einer der ersten Helfer vor Ort. Für unser Projekt hat sich Jürgen Wiesbeck die Bilder von damals durchgesehen und kommentiert.
"Das war das Teil, das ich zuerst gesehen habe", sagt Jürgen Wiesbeck und schaut intensiv auf die Fotografie. "Es war die Rückwand der Pilotenkanzel und an einem Haken hing noch die Jacke des Kapitäns, fast wie aufgeräumt." Foto: RNZ-Archiv/Kresin
Jürgen Wiesbeck erinnert sich an seinen Weg zur Absturzstelle: "Ich sehe das noch deutlich vor mit, wie ich auf einer Kuppe stehe und runter auf die Trümmer schaue. Es sah aus, als würde auf dem Waldboden überall Papier herumliegen. " Foto: RNZ-Archiv/Kresin
"Dann habe ich das Flugzeugwrackteil gesehen, ein Stück vom Rumpf, etwa zwei Meter lang. Es sah auf wie aufgestellt. Ich bin darauf zugelaufen, habe aber nichts entdecken können." Wenig später fand Jürgen Wiesbeck zwischen den Trümmerteilen einen Menschen. Für ihn kam aber jede Rettung zu spät. Foto: RNZ-Archiv/Kresin
„Diesen Namen kenne ich noch“, sagt Jürgen Wiesbeck. „Classic Wings. Der wird ewig in meinem Kopf eingeprägt sein.“ Foto: RNZ-Archiv/Kresin
„Woran ich mich noch gut erinnern kann, ist die erste Meldung eines Überlebenden“, sagt der damals 31-jährige DRK-Helfer. „Er wurde nämlich auf der Toilette gefunden.“ Foto: RNZ-Archiv/Kresin
Jürgen Wiesbeck muss schmunzeln beim Anblick dieses Bildes: "Da gibt es eine Geschichte zu: Die Bild-Zeitung hat dieses Bild abgedruckt und als Untertitel geschrieben, dass die ersten Schaulustigen vor Ort seien. Der Mann auf dem Bild ist aber ein Rot-Kreuzler, der in der Nähe wohnte und schnell privat gekommen ist. Wir haben über dieses Bild gelacht und seitdem ziehen wir ihn auf: 'Du warst der erste Schaulustige da oben'." Foto: Kresin
"Die Bilder wühlen sehr auf", sagt Jürgen Wiesbeck nachdenklich. Zwischen den Trümmerteilen war es schwer für die Rettungskräfte, die Leichen zu bergen. Foto: RNZ-Archiv/Kresin
"Mist, warum haben wir nur vier Menschen retten können." Die Frage hat sich Jürgen Wiesbeck früher gestellt. Doch die Retter mussten erkennen: Es gab keine Chance, weitere Überlebende zu bergen. Foto: RNZ-Archiv/Kresin
Die Toten zu bergen oder Überlebende zu finden, war für die Einsatzkräfte nicht einfach: "Es war schwierig, bei all den Wrackteilen den Überblick zu behalten. Aber wir waren sehr fixiert auf das, was zu tun war. Es war das Abarbeiten eines inneren Algorhythmuses." Foto: dpa
Jürgen Wiesbeck beschreibt beim Anblick der Bilder die Gefühlswelt der Retter: "Es gab eine fassungslose Erkenntnis der Machtlosigkeit bei den eingesetzten Einsatzkräften unmittelbar nach dem Ereignis, wie auch bei der Opferbergung." Foto: dpa
Nach den ersten Maßnahmen hatten auch die Rettungskräfte damit zu tun, das Unglück zu verarbeiten. Jürgen Wiesbeck: "Damals gab es nicht so wie heute eine Nachsorge. Von uns vom Roten Kreuz waren 15 bis 20 Leute vor Ort, die meisten arbeiteten in der Peripherie." Foto: dpa
"Mit denen die oben waren haben wir aber natürlich versucht, Gespräche zu führen." Nicht zuletzt durch dieses Unglück habe man erkannt, dass die Nachsorge auch für Helfer ein wichtiges Instrument ist. Foto: RNZ-Archiv/Kresin
Oberste Priorität für die Einsatzkräfte hatte zunächst die Rettung von Überlebenden. Doch nebenbei wurden rasch Beweise für die staatsanwaltlichen Ermittlungen gesichert, um die Ursache für den Absturz herauszufinden. Foto: RNZ-Archiv/Kresin
An den beiden Tagen nach dem Absturz begannen die Aufräumarbeiten. Die wichtigsten Wrackteile wie Motoren und Propeller waren für die Untersuchungen zur Absturzursache von Bedeutung. Foto: RNZ-Archiv/Welker
Die Teile wurden von einem Bundeswehr-Lastenhubschrauber abtransportiert. "Daran kann ich mich sehr gut erinnern", sagt Jürgen Wiesbeck. Der Hubschrauber flog immer runter und hat alles auf dem Waldsportplatz abgeladen. Foto: RNZ-Archiv/Welker
Doch nicht nur um das Flugzeug hatten sich die Einsatzkräfte noch zu kümmern: An Heiligabend wurden auch noch die vom Absturz beschädigten Bäume gefällt. Foto: RNZ-Archiv/Kresin
"Die Bilder verdeutlichen die Prägung, die dieses Unglück hinterlassen hat", sagt Jürgen Wiesbeck. "Das ist noch nicht komplett aufgearbeitet." Foto: dpa
"Aber alle Bilder, die ich von dem Unglück noch im Kopf habe, sind schwarz-weiß." Wenn er ab und an einen Spaziergang in dem Gebiet mache, gehe er den Weg zur Absturzstelle immer noch mit dem Kopf ab. Auch in seinen Träumen seien die Ereignisse am Hohen Nistler am 22. Dezember 1991 noch immer präsent. Foto: RNZ-Archiv/Kresin