Dem Traditionsclub "Cave" droht die Insolvenz
Der berühmte Jazz-Club kämpft ums Überleben - 28.000 Euro Spenden helfen nur bedingt - Hoffen auf Stadt und Vermieter

Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Frank Zappa, Carlos Santana, Udo Lindenberg: Sie alle waren einst im Cave 54 zu Gast oder traten dort auf. Jetzt steht Deutschlands ältester studentischer Jazz-Club vor dem Aus. "Wir sind momentan quasi blank", sagt Werner Lorenz. "Ob wir überleben, hängt davon ab, wie lange die ganze Geschichte geht."
Der 49-Jährige betreibt das "Cave" seit dreieinhalb Jahren, gemeinsam mit Rico Riedmüller. Studenten, darunter auch der legendäre Konzertveranstalter Fritz Rau, gründeten den Altstadt-Club im Jahr 1954 – als "Verein zur Förderung und Pflege studentischer Geselligkeit". Immer schon zog es vor allem junge Menschen in den Gewölbekeller in der Krämergasse.
Seit mehr als drei Monaten wird aber auch im "Cave" nicht mehr getanzt. Und das wird wohl noch einige Zeit so bleiben. Denn die Voraussetzungen für eine Wiedereröffnung sind selbst für den Fall des eingeschränkten Betriebs alles andere als günstig. Der größte Teil des rund 170 Quadratmeter großen Clubs liegt unter der Erde. Zum Bar- und Tanzbereich führt lediglich eine schmale Wendeltreppe, auf der sich die Gäste ziemlich nahe kommen. Auch Fenster zum Lüften gibt es nicht. Vor der Tür Menschen bewirten – in der dunklen, engen Krämergasse nur schwer möglich.
Wie andere Heidelberger Club-Betreiber starteten auch Lorenz und Riedmüller auf der Plattform "Startnext" eine Crowdfunding-Kampagne. Bislang haben sich 200 Menschen beteiligt, rund 28.000 Euro sind zusammengekommen. "Es ist schön zu sehen, dass vielen Leuten etwas an der Zukunft des Cave liegt", sagt Riedmüller. Die Lösung aller Probleme ist das jedoch nicht.
Auch interessant
Denn ein großer Teil der Unterstützer habe für die Spenden Gegenleistungen wie eine Jahreskarte erhalten. Das jetzt verdiente Geld fehlt den Betreibern also nach der Wiedereröffnung. "Im Prinzip ist es nur eine Umschichtung", sagt Lorenz. Zudem hat die Spendenbereitschaft zuletzt deutlich nachgelassen. "Das hängt wahrscheinlich mit der allgemeinen Wahrnehmung zusammen", sagt Riedmüller. "Gefühlt läuft ja jetzt wieder alles."
Ein wenig Entlastung könnte zumindest das Konjunkturpaket der Bundesregierung bringen. Es ermöglicht auch Clubs, sogenannte Überbrückungshilfen zu beantragen, wodurch bis zu 80 Prozent der Fixkosten wegfallen. Noch wissen die Betreiber jedoch nicht, ob ihr Antrag bewilligt wird. Und selbst wenn, gälten diese Hilfen erst einmal nur drei Monate.
Lorenz und Riedmüller hoffen deshalb auch auf eine gesonderte Unterstützung der Verwaltung. Da der Vermieter der Räumlichkeiten Privatmensch ist, profitiert das "Cave" nicht vom Mieterlass der Stadt – anders als viele andere Kultureinrichtungen, Gaststätten oder Vereine. Die beiden Betreiber haben daher den Oberbürgermeister persönlich angeschrieben und um Hilfe gebeten.
Am Ende, sagt Riedmüller, entscheide aber der Vermieter über die Zukunft des Cave 54. Noch, so der 32-Jährige, habe dieser kein Entgegenkommen signalisiert, ein Gespräch habe bislang nicht stattgefunden. Wenn es zu keiner Regelung komme, werde man wohl im Herbst Insolvenz anmelden müssen. Dann tritt die derzeit wegen der Krise ausgesetzte Insolvenzantragspflicht wieder in Kraft.
Noch nie in seiner mehr als sechzigjährigen Geschichte sei der Club auf finanzielle Unterstützung von außen angewiesen gewesen, sagt Riedmüller. Bis jetzt. Er und Lorenz hoffen darauf, bald vielleicht zumindest wieder für kleinere Privatpartys öffnen zu können – unter der Voraussetzung, dass alle Gäste ihre Kontaktdaten hinterlassen. Das "Cave" wirklich zu retten, sagt Lorenz, erfordere aber den regulären Betrieb.
Info: Wer das Cave 54 unterstützen will, kann online spenden unter: www.startnext.com/save-cave-54 .



