Wie gehen Geschäftsleute in der Region mit der Coronakrise um?
Zwischen Verständnis und Existenzsorgen - Die Ungewissheit bereitet Kopfzerbrechen

Neckar-Odenwald-Kreis. (mami) Es ist die Ungewissheit, die den Geschäften und Betreibern in diesen Tagen Kopfzerbrechen bereitet. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Montag angekündigt, dass alle Geschäfte, die nicht für die Grundversorgung notwendig sind, in den nächsten Tagen bis auf weiteres schließen müssen, um die Weiterverbreitung des Coronavirus einzudämmen. Ausdrücklich nicht geschlossen werden sollen Supermärkte, Bäckereien und Metzgereien, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, aber auch Poststellen, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte. Wann genau die übrigen Geschäfte schließen müssen, steht derzeit noch nicht fest. Dementsprechend groß ist die Unsicherheit bei den Betreibern, auch was die möglichen wirtschaftlichen Folen angeht. Die RNZ hat sich bei einigen Geschäftsleuten umgehört:
> Marko Eichhorn (Modehaus Eichhorn, Buchen): "Wir warten eigentlich stündlich darauf, dass wir unser Geschäft schließen müssen. Die Lage ist sehr angespannt, da wir keinen Plan B haben – wir können unsere Kleider nicht einfach von heute auf morgen online verkaufen. Vor allem hoffen wir auf die Unterstützung, die von der Politik angekündigt wurde. Wir können zwar einen gewissen Zeitraum überbrücken, in dem wir schließen müssen, aber je länger das sein wird, desto schlimmer wird es. Ich gehe sogar davon aus, dass einige Läden nicht mehr da sind, wenn alles überstanden ist."
> Wolfram Fitz (Wohnfitz, Walldürn): "Keiner kann uns sagen, ob der Einzelhandel seine Geschäfte noch öffnen darf. Deshalb haben wir uns entschlossen dass wir ab (dem heutigen, Anm. d. Red.) Mittwoch von uns aus schließen werden. Unsere Auslieferungen und Montagen gehen aber – jeweils in Absprache mit dem Kunden – weiter, so lange es erlaubt ist. Schließlich haben wir ja Verpflichtungen gegenüber unseren Lieferanten und gegenüber den Kunden. Die Situation ist natürlich schwierig, aber wir bewahren Ruhe, und wir werden sie gemeinsam durchstehen."
> Simone Farrenkopf (Mode- und Schuhhaus Farrenkopf, Buchen): "Ich hoffe einfach, dass uns die Regierung nicht in der Luft hängen lässt und uns wirklich unterstützt. Für uns ist es ziemlich bitter, da wir im Januar und Februar unsere ‚Saure-Gurken-Zeit‘ haben und es ab März eigentlich wieder aufwärts geht. Unsere Lager sind voll, und die Ware muss natürlich bezahlt werden. Natürlich machen wir uns auch Gedanken über unsere Existenz. Wir wissen ja nicht genau, wie lange wir dann ohne Umsatz wären. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf und bleibe optimistisch, dass wir alles überstehen."
> Michael Gärtner (Optik Gärtner, Hardheim): "Wir sind vorerst etwas außen vor, wenn es zu den Schließungen kommen sollte, weil wir zum Teil auch zum Gesundheitswesen gehören. Aber auch wir haben schon Vorkehrungen getroffen. Wir bieten zum Beispiel aktuell keine Kontaktlinsenanpassungen mehr an, weil dabei zu starker Kontakt zum Kunden besteht. Falls es uns doch auch treffen sollte und wir vorübergehend schließen müssen, werden wir einen Notdienst einrichten, um wichtige Reparaturen durchführen zu können. Dabei kommt es dann darauf an, wie lange wir nicht mehr öffnen könnten, denn unsere Miete und Verträge laufen ja alle weiter und müssen bezahlt werden."
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> Sonja Gehrig (ZG Raiffeisen-Markt, Osterburken): "Wir werden von den Schließungen nicht betroffen sein, da wir auch Futter- und Lebensmittel, also Waren für den täglichen Bedarf, führen. Gerade deshalb haben wir uns einen Schutz an der Kasse gebaut und arbeiten nur noch mit Handschuhen. In den letzten Tagen hatten wir einen Rekord, was die Anzahl der Kunden angeht – das war echt Wahnsinn. Ich muss wirklich an die Menschen appellieren: Es hat seinen Grund, dass Kindergärten und Schulen geschlossen haben, da verstehe ich nicht, wie manche Menschen mit ihrer kompletten Familie zum Einkaufen gehen und sich mitten ins Getümmel begeben. Bei uns musste fast jeder zweite Kunde darauf hingewiesen werden, genügend Abstand zum Vordermann einzuhalten. Ich finde so ein Verhalten einfach nur respektlos."



