Hockenheimring

Die Formel 1 ist zu teuer für Hockenheim

Die Rennstrecke steht 2020 nicht mehr im Kalender - Großer Preis von Deutschland entfällt - Wirtschaftliches Risiko war zu hoch

29.08.2019 UPDATE: 30.08.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Anders als viele andere Formel-1-Rennstrecken wird der Hockenheimring nicht vom Staat gefördert. Die hohen Lizenzgebühren können die Betreiber deshalb kaum stemmen. Fotos: dpa

Von Anna Manceron und dpa

Hockenheim. Es hatte sich schon länger abgezeichnet, nun ist es offiziell: Die Formel 1 wird im kommenden Jahr kein Rennen auf dem Hockenheimring ausrichten. Der am Donnerstag veröffentlichte vorläufige Saisonkalender sieht insgesamt 22 Grand-Prix-Rennen vor - das sind mehr als je zuvor. Der Große Preis von Deutschland ist allerdings nicht dabei. Bis zuletzt hatten die Betreiber der Rennstrecke mit den Formel-1-Bossen verhandelt, aber am Ende erhielten andere den Zuschlag.

"Wir haben damit gerechnet, wollten aber abwarten, bis es die Formel 1 offiziell bestätigt", erklärte am Donnerstag Jorn Teske, designierter Co-Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH. Als Grund für das Scheitern der Verhandlungen führt er die hohen Antrittsgebühren in der Rennsport-Königsklasse an. "Wir können die Formel 1 nur ausrichten, wenn sie für uns kein wirtschaftliches Risiko darstellt", so Teske. Für die anstehende Saison 2020 sei das nicht der Fall gewesen. Fast alle Rennstrecken im Formel-1-Kalender erhielten hohe Zuschüsse von staatlicher oder privater Seite. "Bei uns ist das nicht der Fall", erklärte der künftige Co-Geschäftsführer.

Dass Hockenheim 2020 nicht mehr im Formel-1-Kalender steht, bedeutet für ihn aber nicht das Ende der Königsdisziplin in der Rennstadt. "Wir führen weiterhin Gespräche und versuchen, wieder Austragungsort zu werden", betonte Teske. Dafür müsse die Formel 1 aber bereit sein, auf den Traditionskurs zuzugehen. "Wenn sie nicht von ihren Bedingungen abweicht, werden wir es nicht schaffen", sagte Teske. Er könnte sich auch eine Kombination aus niedrigeren Antrittsgebühren und einem privaten oder staatlichen Sponsoring vorstellen.

Neben den teuren Lizenzen machen der Rennstrecke vor allem die fehlenden Einnahmen zu schaffen. "Wir haben wenig Rechte außer den Ticketgebühren", erklärte Teske, der am Hockenheimring bisher für den Bereich Marketing zuständig war. Die Vermarktung des Wettkampfs und der für die Übertragung im Fernsehen wichtigen Werbeflächen liege komplett in den Händen der Formel 1. "Dadurch gehen uns große Geldsummen verloren", so Teske.

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Der Betreibergesellschaft bleiben also nur die Erlöse aus den Ticketverkäufen, um die hohen Kosten auszugleichen. In den vergangenen Jahren wurde der Große Preis deshalb nur noch alle zwei Jahre in Hockenheim ausgetragen. Der Nürburgring in der Eifel steht schon seit einiger Zeit nicht mehr als alternativer Standort zur Verfügung - ebenfalls aus finanziellen Gründen. Den Entwurf für den Formel-1-Kalender 2020 muss der Weltrat des Internationalen Automobilverbands FIA übrigens noch absegnen. Die endgültige Entscheidung darüber soll am 4. Oktober fallen.

Die Verantwortlichen aus Hockenheim haben sich trotz allem bereit erklärt, im Notfall möglicherweise als Ersatzstrecke einzuspringen. "Sollte es bei anderen Rennstrecken Schwierigkeiten geben, wären wir für 2020 gesprächsbereit", sagte Jochen Nerpel, der neben Teske künftig die Geschäfte auf dem Kurs führen wird.

Politischen Rückenwind bekommen die beiden von Hockenheims designiertem Oberbürgermeister, Marcus Zeitler. "Ich würde mir wünschen, dass das ,Autoland’ Baden-Württemberg auch den Hockenheimring mit Fördergeldern bedenkt", sagte er. Schließlich sei die Rennstrecke auch ein wichtiger Publikumsmagnet für die Metropolregion und locke jedes Jahr mehrere tausend Besucher an. Zurzeit gehört die Hockenheim-Ring GmbH zu 94 Prozent der Stadt. Die restlichen Anteile hält der Badische Motorsport Club.

Ob die Formel 1 irgendwann wieder nach Hockenheim kommt, ist ungewiss.

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