Schleichverkehr im Ochsenkopf

Stadträte fordern Reaktivierung des Pollers

Sie glauben nicht, dass Maßnahmen der Stadt gegen den Schleichverkehr helfen - Bahnübergang soll verlegt werden

04.02.2019 UPDATE: 05.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden

Von Januar bis März 2007 war der Poller im Wieblinger Weg jeweils zwei Stunden am Morgen in Betrieb und verhinderte so, dass Pendler zur SRH vom Rittel durch die Siedlung Ochsenkopf fuhren. Archiv-Foto: Stefan Kresin

Von Timo Teufert

Heidelberg. Wie kann man verhindern, dass jeden Tag rund 1500 Fahrzeuge unerlaubt von der B37-Abfahrt "Rittel" durch die Siedlung Ochsenkopf zum SRH-Campus fahren? Die Stadt schlägt ein ganzes Bündel an kleineren Maßnahmen vor, die die Durchfahrt durch die Siedlung für den Schleichverkehr unattraktiv machen sollen und die vor Kurzem im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss (Seva) diskutiert wurden. Die Stadträte denken aber, dass es nicht ausreicht, Parkplätze neu anzuordnen und Kreuzungsbereiche aufzupflastern. Sie empfehlen Oberbürgermeister Eckart Würzner stattdessen eine Reaktivierung des Pollers und eine direkte Anbindung des SRH-Campus an den Anschluss Rittel.

Von Januar bis März 2007 war der Poller im Wieblinger Weg jeweils zwei Stunden am Morgen in Betrieb und verhinderte so, dass Pendler zur SRH vom Rittel durch die Siedlung Ochsenkopf fuhren. Archiv-Foto: Stefan Kresin

Um den Schleichverkehr aus der Siedlung zu halten, will die Stadt "bis zur mittelfristig angestrebten Verlegung des Bahnübergangs zur Ludwig-Guttmann-Straße" alternierendes Parken einführen, Parkflächen neu markieren, Ausweichstellen einrichten und Zugänge zum Spielplatz sichtbar machen. "Bei einer Begehung zum Sicherheitsaudit wurde auch eine Neuordnung der Parkflächen besprochen", erklärte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck in der Sitzung. Zu den Arbeiten, die bereits im März/April beginnen sollen, gehört auch eine Verbreiterung des Gehwegs in der Unterführung der B37 im Gutachweg. Die Fahrbahn soll dort auf 3,50 Meter eingeengt werden. Mittelfristig ist zudem eine Pförtnerampel vor dem Bahnübergang am Wieblinger Weg vorgesehen.

"Die in der Vorlage als Verkehrskonzept bezeichneten Maßnahmen begrüßen wir, da sie punktuell zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit im Ochsenkopf beitragen werden, aber diese Maßnahmen werden absolut nichts an dem Grundproblem des enormen Durchgangsverkehrs ändern", sagte Christina Kreckel-Arslan (Grüne), die vom Bezirksbeirat entsandt wurde und gleichzeitig im Aktionsbündnis Anliegergebiet Ochsenkopf aktiv ist. Die von der Verwaltung vertretene Auffassung, die Maßnahmen würden die Durchfahrt durch den Ochsenkopf unattraktiver machen, sei abwegig. "Die Autofahrer werden weiterhin den für sie kürzesten Weg zur SRH wählen, zumal morgens der Weg über die B37 durch Stau behindert ist."

Der Gemeinderat habe bereits im November 2001 beschlossen, die Ludwig-Guttmann-Straße an den Rittel anzuschließen. Auch Mittel standen dafür schon im Doppelhaushalt 2011/12 nach einem Antrag der SPD bereit. "Dennoch wurde die Maßnahme bis zum heutigen Tage nicht umgesetzt", so Kreckel-Arslan. Man wolle aber nicht länger warten und fordere, dass entsprechende Mittel für eine Umsetzung bereitgestellt würden. Mit dem neuen Übergang an der Ludwig-Guttmann-Straße solle der alte im Wieblinger Weg zu einer Rad- und Fußquerung zurückgebaut werden und bis zur Fertigstellung der versenkbare Poller wieder reaktiviert werden.

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Der Antrag des Bezirksbeirates wurde im Seva von den Grünen eingebracht: "Die vielen Autos haben kein Recht, durch die Siedlung zu fahren", begründete Christoph Rothfuß (Grüne) die Übernahme. "Ich kann verstehen, dass die Geduld im Ochsenkopf nach 18 Jahren am Ende ist", sagte Simone Schenk (Freie Wähler). Sie warb darum, dem Antrag zuzustimmen: "Nur dann kann die SRH ihren Masterplan und die Stadt den Ausbau des Knotens Rittel endlich planen", so Schenk. Eine Verbesserung werde sich dabei auch für das Sportzentrum-West ergeben, das bislang katastrophal angebunden sei.

"Ich begrüße den Grünen-Antrag, endlich eine Entscheidung herbei zu führen", sagte auch Matthias Diefenbacher ("Die Heidelberger"). Er habe sich über die Situation noch einmal eingehend informiert. "Bei der Masse der Fahrzeuge, die täglich durch den Ochsenkopf fahren, habe ich Bedenken, dass Aufpflasterungen ausreichen", so Diefenbacher. Es sei eher eine grundsätzliche Entscheidung, denn viele Studenten nutzten die Parkplätze im Ochsenkopf, weil ihnen das SRH-Parkhaus zu teuer sei. Auch die CDU zeigte sich offen für einen Übergang an der Ludwig-Guttmann-Straße, ist aber gegen den Poller. "Allerdings wollen wir gerne wissen, was es kostet", sagte Alexander Föhr (CDU). Auch Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) forderte eine Kostenschätzung. "Nach eineinhalb Jahrzehnten könnte es in dieser Sache aber mal voran gehen", findet er.

Über die Reaktivierung des Pollers kann nur Oberbürgermeister Eckart Würzner entscheiden, bis auf die CDU stimmten aber alle Stadträte für eine Empfehlung an den OB. "Die Begehrlichkeiten werden groß, wenn man mit einem Poller den Durchgangsverkehr durch Wohngebiete verhindern will", warnte Odszuck die Stadträte. Ob die Schließung des Bahnübergangs Wieblinger Weg für den Autoverkehr mit gleichzeitiger Beibehaltung eines Fuß- und Radweges möglich sei - wie sie einstimmig beschlossen wurde -, müsse rechtlich geprüft werden, so Odszuck.