Feuerwehr-Kommandant im RNZ-Interview

"Im Extremfall müssen wir von vorn anfangen"

Oliver Scherer spricht über den Bedarfsplan, die Einsatzbelastung und Wünsche für 2019

09.01.2019 UPDATE: 10.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Oliver Scherer. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Seit 15 Jahren steht Oliver Scherer an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr Schriesheim. Bei der kommenden Hauptversammlung will er wieder kandidieren, auch wenn es in seinem Büro immer noch von der Decke tropft. Weshalb sich eine Sanierung des Gerätehauses weiter verzögern könnte, erklärt Scherer im RNZ-Interview.

Herr Scherer, mit welchem Adjektiv würden Sie das Jahr 2018 beschreiben?

Das ist eine gute Frage. Abwechslungsreich, würde ich sagen.

Warum?

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Es war eigentlich von allem was dabei: Wir hatten einen Großbrand, kleinere Unwetterlagen, auch sonst war das gesamte Spektrum an Einsätzen geboten.

Die Wehr ist im vergangenen Jahr 245 Mal ausgerückt. Ist dieses Pensum auf ehrenamtlicher Basis noch machbar?

Die Einsätze schon. Das Außenrum mitsamt der Verwaltung wird eher schwierig, zum Beispiel das Verfassen aller Einsatzberichte.

Einige Feuerwehrleute wohnen inzwischen nicht mehr in Schriesheim. Inwiefern beeinträchtigt es die Arbeit der Wehr, dass die Anfahrtswege in die Talstraße immer länger werden?

Wir haben hier in Schriesheim schon längere Anfahrtswege als in Altenbach oder Ursenbach. Allerdings dauert es bei der Abteilung Stadt von der Alarmierung bis zum Ausrücken des ersten Fahrzeugs durchschnittlich nur vier Minuten, das zweite ist im Durchschnitt nach sechs Minuten unterwegs. Das ist völlig in Ordnung. Zwar sind auch im vergangenen Jahr wieder einige Aktive weggezogen, weil sie in Schriesheim keinen passenden Wohnraum gefunden haben. Im direkten Umkreis des Feuerwehrhauses von etwa 300 Metern leben aber immer noch rund 15 Einsatzkräfte. Das ist noch in Ordnung.

Im Sommer musste die Feuerwehr mehrfach wegen Lagerfeuern und Kleinbränden ausrücken. Wie können sich solche Einsätze 2019 reduzieren lassen?

Wir haben schon im Ordnungsamt und mit dem Forst darüber gesprochen. Im Wald ist ja grundsätzlich offenes Feuer verboten, von März bis Oktober ist auch das Rauchen dort untersagt. Das weiß nur nicht jeder. Es gibt deshalb jetzt die Überlegung, in bestimmten Bereichen Hinweisschilder aufzuhängen. Ob sich die Menschen letztlich daran halten, kann ich nicht sagen. Jetzt machen wir aber erst mal Mathaisemarkt und dann kümmern wir uns um den Rest.

Tropft es in Ihrem Büro immer noch von der Decke?

(lacht) Natürlich. Aber das Bauamt hat inzwischen was gemacht. Die Maßnahmen laufen an, aber es ist noch nicht ganz erledigt.

Kürzlich ist der ehemalige Weinheimer Feuerwehrkommandant Reinhold Albrecht überraschend verstorben. Zuvor hatte er am Bedarfsplan der Schriesheimer Feuerwehr gearbeitet. Wie geht es diesbezüglich weiter?

Wir warten jetzt erst mal ein paar Wochen ab. Er hat an diesem Plan gearbeitet, wir wissen aber nicht, wie weit er war. Möglicherweise haben die Angehörigen Zugang zu seiner Arbeit, aber im Extremfall müssen wir wieder von vorn anfangen, also das Ganze neu ausschreiben und einen neuen Sachverständigen finden.

Wie lang können das Schriesheimer und das Altenbacher Gerätehaus noch einwandfrei genutzt werden?

Gute Frage. In Altenbach sind wir schon etwas weiter als hier in Schriesheim, weil wir auch den Bedarfsplan abwarten wollten. Die Welt geht hier in der Talstraße nicht unter, aber mittelfristig muss etwas passieren. Zum Beispiel bräuchten wir für unser Pensum mehr Kräfte in der Einsatzabteilung, die wir aber nicht aufnehmen können. Dieses Jahr kommen von der Jugendfeuerwehr fünf Ehrenamtliche dazu, dann haben wir keinen Platz mehr.

Wie hat sich das Verhalten gegenüber den Einsatzkräften seit dem Stinkefinger-Vorfall 2016 entwickelt?

Das hat sich nicht wirklich geändert: Die meisten Menschen sind nett und dankbar. Ausnahmen gibt es aber immer. Mindestens eine pro Jahr. Häufig ist Alkohol im Spiel. Dann ziehen wir uns zurück und rufen die Polizei.

Welchen Wunsch haben Sie für 2019?

Gemeinderat und Verwaltung achten darauf, dass wir gut ausgestattet sind. Aber ich würde mir wünschen, dass wir den Feuerwehrbedarfsplan abschließen und dann die nötigen Investitionen anschieben können.

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