Es geht gleich in die Vollen
SV Obrigheim startet mit junger Garde gegen SC Pforzheim in die Saison – Bundesliga-Premiere für Sargis Martirosjan

Rückkehrer Yannik Staudt betritt wieder die Obrigheimer Heberbühne. Foto: S. Weindl
Von Roland Karle
Obrigheim. Jakob Neufeld geht in seine zehnte Saison als Bundesliga-Heber des SV Obrigheim, allerdings beginnt sie ungewöhnlich - nämlich ohne ihn. Der angehende Lehrer ist am Wochenende dem Schuldienst verpflichtet und fehlt ebenso wie Alexander Oberkirsch, der aus beruflichen Gründen den Samstag in Berlin statt im Neckartal verbringen wird.
Auf seine beiden Routiniers, die es zusammen auf 114 Bundesliga-Einsätze für den SV Obrigheim bringen, müssen die Einheimischen zum Rundenauftakt am heutigen Samstag (Beginn: 19.30 Uhr) also verzichten.
Im Duell gegen den SC Pforzheim bekommen dafür etliche Eigengewächse die Chance, sich von ihrer zupackenden Seite zu zeigen. "Sechs unserer sieben Athleten haben das Gewichtheben in Obrigheim gelernt", betont Manuel Noe. Der Sportliche Leiter schickt neben Europameister Nico Müller (24) die beiden 23-Jährigen Philipp Hülser und Adrian Müller (Ersatz) auf die Bühne, außerdem den vom KSV Durlach zu seinem Heimatverein zurückgekehrten Yannik Staudt (19), Ruben Hofmann (18) und Celina Schönsiegel (15). Das macht einen Altersdurchschnitt von bemerkenswert geringen 20,3 Jahren.
Aber es fehlt noch einer, der die junge Garde ergänzt und die Start-Sechs komplettiert: Sargis Martirosjan wird zum ersten Mal für den SV Obrigheim heben. Ein Mann, der deutlich schwerer und älter ist als seine neuen Teamkameraden. Mehr als zwei Zentner bringt der aus Armenien stammende Österreicher auf die Waage. Mit seinen 32 Jahren ist Martirosjan, der bei Olympia 2016 in Rio Elfter im Schwergewicht wurde, zugleich der Senior im Obrigheimer Bundesliga-Kader. Er bereitet sich auf die Weltmeisterschaft in Usbekistan vor, die am 1. November beginnt. "Deshalb steht Sargis voll im Training und hat sich für seine Premiere in der Neckarhalle einiges vorgenommen", sagt Noe.
Ebenfalls die WM im Blick haben Nico Müller und Matthäus Hofmann. Bei Müller läuft die Vorbereitung weitgehend nach Plan, während Hofmann nach seiner bei der EM erlittenen Verletzung noch Trainingsrückstand hat und deshalb gegen Pforzheim pausieren wird. "Matthäus ist wieder voll belastbar, aber ein Wettkampf käme zu früh und wäre nicht sinnvoll", berichtet sein Trainer Oliver Caruso.
In vier Wochen, wenn es beim AV Speyer womöglich schon um die Vorentscheidung um die Meisterschaft in der A-Gruppe geht, ist eine Rückkehr des Schwergewichtlers geplant. Bis dahin hofft auch Marius Oechsle fit genug für einen Bundesliga-Wettkampf zu sein. Der 23-Jährige musste nach dem DM-Finale Ende April wegen einer Schambeinentzündung kürzertreten und trainiert erst seit Mitte August wieder regelmäßig.
Für den SV Obrigheim wird die Begegnung mit dem SC Pforzheim zu einer ersten wichtigen Standortbestimmung. Es fehlen vier Stammkräfte - und bereits im nächsten Wettkampf geht’s gegen Speyer. Es bleibt kaum Zeit, sich heranzutasten und den Rhythmus zu finden. "Wir sind gleich gefordert", bestätigt Teamchef Noe, der am Samstag ein Ergebnis von rund 750 Punkten von seinen Athleten erwartet.
Selten starteten die Gewichtheber in eigener Halle so früh in eine Bundesliga-Saison. "Ich hoffe, dass die Plätze gut besetzt sein werden", sagt Noe und weckt Vorfreude. Er findet die Konstellation ziemlich spannend. "Mit Sargis Martirosjan präsentiert sich unser Neuzugang und Heber von internationalem Rang erstmals vor heimischem Publikum, ansonsten besteht unsere Mannschaft komplett aus Eigengewächsen."
Für die Zuschauer gibt es obendrauf einen Bonus: Zwei Wettkämpfe zu einem Preis, denn ab 16.30 Uhr stehen sich zum Zweitliga-Auftakt Obrigheims Zweite und der KSC 07 Schifferstadt gegenüber (Beginn 16.30 Uhr). Wer sich an Gewichtheben satt sehen will, hat am Samstag die beste Gelegenheit. Die Neckarhalle wird um 16 Uhr geöffnet.



