Joy-Fleming-Musical in Schwetzingen

"Mein Gott, sie hatte es einfach drauf"

Premiere von "Iwwa die Brick" am 22. September ausverkauft - Intensive Proben bis zum großen Abend

14.09.2018 UPDATE: 15.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden

Hier wird für die Hommage an Joy Fleming geprobt: Susan Horn, Henry Dahlke, Claude Schmidt und Heidi Kattermann diskutieren einzelne Liedtitel und die richtige Gewichtung der Worte. Foto: Lenhardt

Von Marion Gottlob

Schwetzingen. Ein Hoch auf Joy Fleming: Fast ein Jahr nach ihrem Tod bringt Tochter Heidi Kattermann gemeinsam mit anderen Künstlern eine Hommage an ihre Mutter auf die Bühne im Theater am Puls. "Ich habe die Karriere meiner Mutter miterlebt, das ist meine Vergangenheit", sagt Kattermann. Ein Musical unter dem Titel "Iwwa die Brick" zeigt einen Rückblick auf das Leben der originellen Soul- und Jazz-Sängerin Joy Fleming.

Seit Wochen wird das Musical im Schwetzinger Theater regelmäßig ab 17 Uhr einstudiert. Die RNZ schaute einen Nachmittag lang hinter die Kulissen. Die Probe startet mit einem von Flemings schönsten Liedern: "Halbblut, sagten sie zu mir, bist nicht so wie wir, kannst nicht hingeh'n, wo Du hingehörst. Ich fragte: Kennt Ihr meine Mutter nicht? Da lachten sie mir frech ins Gesicht." Susan Horn feilt an den letzten Feinheiten des Songs.

Von ihr kam der Impuls zu der Hommage: "Nach dem Tod von Joy Fleming sang ich immer wieder ihr zu Ehren den Neckarbrückenblues." Einen dieser Auftritte gestaltete sie auch mit dem Pianisten und Musikproduzenten Claude Schmidt.

Die beiden kamen ins Gespräch, und schon war die Idee eines Joy-Fleming-Events mit Songs und Anekdoten geboren. Joerg Mohr, Intendant vom Theater am Puls, war bereit, das Drehbuch zu schreiben - und kurz darauf waren Fleming-Tochter Heidi Kattermann und Schauspieler Henry Dahlke ebenfalls dabei.

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Die Geschichte des Musicals ist schnell erzählt: Es gibt ein Casting für eine Benefiz-Show zugunsten von Joy Fleming. Susan Horn alias Hörnchen bewirbt sich für einen Job in der Show. Erst beim Casting erfährt sie, dass es sich um ein Engagement ohne Bezahlung handeln soll. Es ist der Part von Hörnchen, all die berühmten Fleming-Songs wie "Ein Lied kann eine Brücke sein" zu singen: "Schau auf dein Leben, was hat es gegeben. Jahre, die drehen sich nur im Kreis, Du möchtest dich ändern, doch niemand zerbricht das Eis."

Bei der Probe intoniert Hörnchen das Wort "Einsamkeit" noch- und nochmals, bis der richtige Sound steht - schließlich soll auch der allerletzte Zuschauer bei der Premiere mitklatschen. Tochter Heidi Kattermann spielt nicht sich selbst, sondern eine Hausfriseurin ihrer Mutter: "Meine Mutter hatte mehrere Haus-Friseurinnen", verriet sie.

Als Kind begleitete Heidi ihre Mutter regelmäßig zu den Auftritten: "Wenn meine Mutter gesungen hat, habe ich zugehört. Etwas anderes wäre unhöflich gewesen. Ich habe meine Mutter als Sängerin verehrt." Später ist sie mit ihr gemeinsam aufgetreten. Nun wird sie Lieder wie "Butzekrampel" singen: "Zum Glück nicht allein, sondern mit Susan Horn."

Am Keyboard begleitet Claude Schmidt die Revue. Er hat unter anderem schon mit Paul Young, Johnny Logan und Grand Master Flash gespielt. Vor rund 30 Jahren, als er noch die ersten Töne lernte, war ihm Joy Fleming eine ideale Lehrerin: "Sie hat mir beigebracht, mich auf einen Sänger einzulassen.

Sie selbst war eine fantastische Sängerin, ich hätte ihr gewünscht, dass sie viel mehr internationalen Erfolg hat. Das Können dazu hatte sie." Auf der Bühne stellt sich seine Rolle lustig dar. Während Claude Schmidt das Musical am Keyboard musikalisch gestaltet, wird er zeitgleich als Figur von Schauspieler Henry Dahlke dargestellt: Im Drehbuch leitet Bühnen-Claude leitet das Casting und beginnt eine Plauderei mit der Friseurin über Joy-Fleming-Anekdoten. Der "echte" Claude Schmidt lächelt: "Das Stück lebt von dem Charme, dass Menschen auf der Bühne stehen, die mit Joy Fleming gelebt haben."

Für Schauspieler Dahlke ist es ein Novum, dass neben seiner Figur gleichzeitig das Original mit ihm auf der Bühne agiert. Er sagt: "Ich bin Schmidts Doppelgänger. Aber es ist mein Job, in fremde Körper zu steigen." Warum spielt Claude Schmidt nicht einfach sich selbst? Bei dieser Frage schaltet sich der theatererfahrene Mohr ein: "Es ist fast nichts so schwierig, wie sich selbst zu spielen."

Der Intendant hat nicht nur die Handlung geschrieben, er führt auch Regie. Während der Probe spielt er einen Joy-Fleming-Song ein. Die Schauspieler diskutieren, wie sie die Worte einzeln beim Singen interpretierte. Jemand sagt: "Mein Gott, sie hatte es einfach drauf."

Und? Wird Hörnchen alias Joy Fleming den Job in der Benefiz-Show ergattern? Wird sie ihn überhaupt annehmen, ohne Bezahlung? "Wer das wissen möchte, soll unser Musical besuchen", so Heidi Kattermann, bevor sie auf die Bühne zurückkehrt. Die Probe ist noch nicht beendet.

Info: Die Premiere von "Iwwa die Brick" am Samstag, 22. September, im Theater am Puls, ist ausverkauft. Weitere Termine sind je sonntags, 7. Oktober und 13. Januar. Infos unter www.theater-am-puls.de. Premiere im Mannheimer Schatzkistl ist am Samstag, 6. Oktober. Die Show kann man per Mail auch für Veranstaltungen buchen: iwwadiebrick@gmx.de

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