Eppelheim

Warum die "schönste Shisha-Bar" (noch) nicht öffnen darf

Fazil Yildiz sieht sich als Opfer der Behörden – Er darf seine Shisha-Bar nicht öffnen – Ämter zeichnen ein anderes Bild

21.08.2018 UPDATE: 22.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Alles ist fertig, aber Fazil Yildiz (l.) darf nur Freunde und Familie in seiner Bar empfangen. Foto: Alex

Von Anja Hammer

Eppelheim. "Ja, Erdogan ist ein Diktator", sagt Fazil Yildiz. "Die Stadt Eppelheim aber auch!" Als der 53-jährige Eppelheimer bei der RNZ-Redaktion anruft, scheut er sich nicht vor harten Worten. Das lässt aufhorchen in einer Zeit, in der das Verhältnis zwischen türkischer und deutscher Regierung nicht das Beste ist, Mesut Özils Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für Furore sorgt und in Eppelheim ein Bau-Skandal rund um die sogenannten "Sultan-Akin-Paläste" hohe Wellen schlägt. Yildiz sieht nämlich einen weiteren Behördenskandal in Eppelheim - und sich als Opfer.

Seit zwei Jahren möchte der Deutschtürke, der seit 1979 in Eppelheim lebt, ein Bistro mit Shisha-Bar und Wettannahmestelle eröffnen. Lange schon ist alles fertig: Die Sessel und Tische stehen, das Schild "Café Lounge Star" über der Tür in der Hauptstraße hängt. "270.000 Euro habe ich hier reingesteckt", sagt Yildiz, der in Kernkraftwerken auf Montage gearbeitet hat. Er habe seine komplette Abfindung investiert, die er nach einer Krankheit bekommen habe. Auch seine Eltern aus der Türkei hätten Geld gegeben. "Sie wollen, dass meine Familie und ich hier leben und Steuern zahlen können."

Mit dem Geld habe er das komplette Erdgeschoss, wo einst ein Textilgeschäft war, umgebaut. Dabei habe er auf alle Brandschutzvorgaben geachtet, Lüftungen und Klimaanlage installiert. "Ich habe sogar alles behindertengerecht gebaut", erklärt Yildiz und ist überzeugt: "Das ist die schönste Shisha-Bar im ganzen Heidelberger Raum."

Das alles hilft ihm nicht. Er darf nicht öffnen: Er bekommt keine Konzession - obwohl er eine Baugenehmigung habe und auch der Wirtschaftskontrolldienst, schon alles abgenommen habe. Yildiz macht die Stadt Eppelheim verantwortlich: "Der Gemeinderat sagt nein - und nennt keinen Grund." Dabei habe er extra ein paar Mal wieder umgebaut, um die Forderungen einzuhalten. Dennoch gebe es immer wieder Einsprüche seitens der Stadt. Yildiz’ Vermutung: "Ich bin als Türke wohl das schwarze Schaf."

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Das ist die Version von Yildiz. Seitens der Behörden klingt die Geschichte allerdings anders. Demnach ist gar nicht mal die Stadt Eppelheim verantwortlich für die fehlende Konzession. Sondern das Landratsamt. "Unser Ordnungsamt ist für die Erteilung der Konzession zuständig", sagt Silke Hartmann, Sprecherin des Landratsamtes. Wie sie erklärt, ist diese an die Baugenehmigung geknüpft. Und die wiederum liege ebenfalls noch nicht vor, sei aber "in nächster Zeit" zu erwarten.

Das Problem: Yildiz hatte zwar 2017 eine Baugenehmigung bekommen. Doch wie er selbst sagt, hat er "ein paar Mal umgebaut". Als also das Baurechtsamt zur Schlussabnahme nach Eppelheim kam, entsprachen die Räume nicht mehr den genehmigten Plänen. Aktuell werde daher der Nachtragsbauantrag geprüft, so Sprecherin Hartmann. Wenn dieser genehmigt sei, könne auch die Konzession erteilt werden. Dann kann Yildiz auch öffnen.

Ganz unrecht hat Yildiz aber nicht, wenn er auf das Veto des Eppelheimer Gemeinderats verweist. Dieser lehnte den Bauantrag in der Tat bereits 2016 ab. Offiziell geht es um fehlende Rettungswege, Fahrrad- und Autostellplätze, erklärt Eppelheims Bauamtsleiter Michael Benda. Immerhin muss die Stadt ihre Ablehnung baurechtlich begründen. Aber eigentlich geht es dem Rat um die Shisha-Bar und Wettannahmestelle als solche. "Wir wollen kein Klein-Las-Vegas in der Hauptstraße", so Renate Schmidt (SPD). Es gebe dort bereits so viele Bistros mit Wettannahmestelle. Trudbert Orth (CDU) ergänzt, dass bereits genug Menschen spielsüchtig seien. "Und Shisha-Rauchen ist nicht ungefährlich." Bürgermeisterin Patricia Rebmann meint ebenfalls: "Das ist keine für das Gemeinwohl förderliche Einrichtung." Und so hat die Stadt auch gegen den Nachtragsbauantrag Widerspruch eingelegt.

Die gute Nachricht für Yildiz: Die Meinung des Landratsamts ist entscheidend. Kritisch wird es für ihn nur, wenn die Stadt Klage einreicht und das Gericht der Stadt Recht gibt. Aber bis dahin - so viel sollte man nach dem Rathausstreit und den "Sultan-Akin-Palästen" inzwischen in Eppelheim wissen - dauert es noch lange ...

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