Hintergrund Klosterhof Was der Kern des Dauerstreits ist

Die Mönche werfen den Ex-Pächtern vor, viel Geld gemacht und nichts investiert zu haben

30.07.2018 UPDATE: 30.07.2018 21:15 Uhr 1 Minute, 15 Sekunden

Neuer Bewohner am Stift: eines der acht Waldschafe, die neu gezüchtet werden sollen.

Momentan hat fast alles im Klosterhof geschlossen: Es gibt kein Restaurant, keinen Hofladen, die Ställe sind leer, nur die rechtlich eigenständige Brauerei hat ganz regulär geöffnet. Das sind die Folgen des langen, erbitterten Rechtsstreits der ehemaligen Pächter der Landwirtschaft sowie der Gastronomie einerseits und den Mönchen andererseits. Am Ende gewannen bekanntlich die Klosterbrüder.

Die Auseinandersetzung ist noch nicht ausgestanden, die alten Pächter fordern über 600.000 Euro als Ausgleich für ihre Investitionen in den letzten zehn Jahren - von denen man allerdings nur noch wenig sieht. Fast nichts macht einen halbwegs intakten oder gepflegten Eindruck, angefangen mit den völlig verwilderten Streuobstwiesen samt ihren 450 Bäumen über die verwahrlosten Gebäude bis hin zu den weitgehend verschlammten Forellenteichen. Im Moment ist das Hauptproblem der allgegenwärtige Müll: Berge von Kanistern liegen im Stall, Malzsäcke türmen sich im Wirtschaftsgebäude, doch am Übelsten sieht es im ehemaligen Kinderheim aus, das eigentlich nur noch abgerissen werden kann. Der Leiter des neuen klösterlichen Wirtschaftsbetriebs, Mathias Braun, berichtet, dass ein erster Kostenvoranschlag zum Beseitigen des Mülls auf dem gesamten Gelände bei stolzen 30.000 Euro liegt.

Das hätte nicht so weit kommen dürfen, denn so Braun: "Laut Pachtvertrag hätte man alles instand halten müssen. Stattdessen ließ man hier alles über Jahre verkommen." Er macht noch eine ganz andere Rechnung auf: "Das Kloster hat alles verpachtet für 38.000 Euro im Jahr. Die Pächter vermieteten allein die Gastronomie dann für 20.000 Euro - im Monat."

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Man kann es auch anders deuten: Wenn es bisher immer vor Gericht hieß, die Mönche hätten den Vertrag mit den einstigen Pächtern wegen eines Formfehlers gekündigt, dann war das eher eine juristische und keine inhaltliche Begründung. Denn im Grunde werfen die Mönche den bisherigen Pächtern vor, mit der Landwirtschaft und der Gastronomie nur Geld gemacht zu haben, ohne sich um den Erhalt des Anwesens zu kümmern - wozu sie aber, so die Meinung der Besitzer, vertraglich verpflichtet gewesen wären. (hö)