Sprichwörtlich staubtrocken
Es müsste dringend mal wieder im Kraichgau regnen

Staubtrocken liegen momentan die Wiesen und Felder da, wie hier am Himmelberg zwischen Dühren, Eschelbach und Michelfeld. Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Kraichgau. Und schon hast Du es, sagt Bernd Huber, stellvertretender Stadtbrandmeister von Sinsheim. Ein aus dem Autofenster geschnippter Zigarettenstummel, ein achtlos über trockenem Rasen geparktes Auto, eine Glasscherbe in der Grasnarbe. Kleine Dinge könnten zur Zeit verheerende Folgen haben. Der Feldbrand am Sonntag zwischen Reihen und Weiler war ein erstes offensichtliches Warnzeichen der momentanen Situation auf dem Feld und im Wald: Es ist viel zu trocken. Förster und Landwirte sehnen sich nach Regen.
Schon in der vergangenen Woche hat Armin Krebs "bewässern müssen": An den weitläufigen Obstanlagen am Sinsheimer Stadtrand kam so einiges zusammen: Nach schweren Frösten in den Jahren 2016 und 2017 war 2018, als es so gut wie keinen Spätfrost gegeben habe, "ein Massenjahr", sagt Krebs. Man sah’s an der Kirsche. Prallvolle Bäume "und entsprechende Preise". Habe man viele Beeren- und Obstsorten in der Hofstruktur, die entsprechend empfindlich auf Trockenheit und Hitze reagieren - und komme dann noch eine Wetterperiode wie die aktuelle hinzu - dann müsse "so ein Betriebsleiter einen ganz schönen Spagat machen", sagt Krebs. Das bedeute viel Arbeit, "und richtig viel Wasserverbrauch". Etwa 25 bis 30 Kubikmeter Wasser pro Stunde und Hektar könnten da schon zusammen kommen.
Doch Armin Krebs ist das Lachen nicht vergangen. Wie bei vielen Landwirten im Lösslehm-Land Kraichgau haben die schweren Böden auch den Obsthof Krebs vor dem Schlimmsten bewahrt: "Noch", sagt Krebs, "aber wenn diese Woche nichts mehr kommt, wird’s mehr als sportlich". Im Kernobstbereich könne man sich im Vergleich zum konventionellen Ackerbau noch glücklich schätzen, mit Ausnahme der Beerenfrüchte. Die Apfelbäume hingen zudem "voll wie selten"; bei alten Apfelsorten stehe bald die Ernte an. "Das hat man nicht oft."
Im Wald stellt sich die Lage etwas entspannter dar, als man vermuten möchte: "Im Rheintal ist es jetzt schon gefährlich", sagt Philipp Schweigler, Forstinspektor und Chef der Sinsheimer Förster, "rund um Sinsheim noch nicht"; jedoch sehe die Lage in seinem Zuständigkeitsbereich rund um Wiesloch "noch einmal anders aus".
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Schwere Böden - auch im Stadtwald wirkten sie sich aus, seien "gut wassergesättigt aus dem Winter gekommen", schildert Philipp Schweigler. Der im Kraichgau vorherrschende Laubwald sei zudem deutlich weniger anfällig für Brände als Nadelwald. Auf einem anderen Blatt stünden Borkenkäfer: Trockenstress mache nicht nur den Wald anfälliger für Käferbefall; die Larven der Schädlinge entwickelten sich bei Trockenheit auch "wesentlich schneller und besser", wie der Förster weiß. Zwar seien ihm momentan noch keine Käfer gemeldet worden, doch handle es sich "nur um eine Frage der Zeit, wenn es nicht bald regnet".
"Fünf Liter sind nix", sagt Landwirt Armin Krebs. Am liebsten wären ihm mehrere Tage Regen in Folge. Getreidebauern, deren Korn im Moment extrem trocken da stehe, würden dies möglicherweise "noch einmal anders sehen", da es dort bald um Stunden gehe. Je nach Situation könne Feuchtigkeit, die vor dem Dreschen abtrocknen muss, mehr schaden als nützen. In der Mannheimer Gegend liefen in diesen Tagen die ersten Noternten an.
Beim Reihener Feldbrand vom Sonntagmittag ermittelt inzwischen die Polizei wegen fahrlässiger Brandstiftung. Das Feld war bereits geerntet worden, jedoch hatte das Stroh Feuer gefangen. Nun seien Überreste von Silvesterkrachern auf dem Acker gefunden worden. Zeugen hätten zwei Kinder im Alter von etwa zehn Jahren gesehen, die sich schnell von der Brandstelle entfernt hätten.



