"Schwetzingen schreibt Geschichte"

Mehr als 250 Mitwirkende bei Film-Doku zum Stadtjubiläum

Meikel Fuchs ist der Produzent des Doku-Films "Schwetzingen schreibt Geschichte" – Über 250 Menschen wirkten ehrenamtlich mit

27.06.2018 UPDATE: 28.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 59 Sekunden

Meikel Fuchs ist Produzent und Technischer Leiter des Dokumentarfilms. Foto: Lenhardt

Von Marion Gottlob

Schwetzingen. Der Schriftsteller Hermann Hesse hat einmal gesagt: "Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen." Genau das galt für Meikel Fuchs bei seinem Dokumentar-Film-Projekt "Schwetzingen schreibt Geschichte".

Es ist ein Projekt, das mindestens in Deutschland in dieser Form wohl einmalig ist. Über 250 Menschen haben ehrenamtlich mitgewirkt. Gemeinsam mit René Pöltl, Schwetzingens Oberbürgermeister, hat Fuchs die Idee zum Film entwickelt. Der Produzent und Technische Leiter sagt: "Es ist ein Film von Bürgern für Bürger - ich danke allen, die mitgemacht haben."

Hintergrund

"Schwetzingen schreibt Geschichte"

Mehr als 250 Laiendarstellern haben ehrenamtlich bei den historischen Szenen des Film-Projekt mitgemacht. Eine Auswahl:

> Oberbürgermeister René Pöltl spielt den ersten demokratisch gewählten Bürgermeister

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"Schwetzingen schreibt Geschichte"

Mehr als 250 Laiendarstellern haben ehrenamtlich bei den historischen Szenen des Film-Projekt mitgemacht. Eine Auswahl:

> Oberbürgermeister René Pöltl spielt den ersten demokratisch gewählten Bürgermeister Daniel Helmreich.

> Bürgermeister Matthias Steffan wird zum Gartendirektor Johann Michael Zeyher.

> Der evangelische Pfarrer Theo Müller stellt den Schriftsteller Peter Hebel dar.

> Pfarrer Steffen Groß von der Evangelischen Kirchengemeinde Schwetzingen stellt einen Pfarrer in der Lazarett-Szene dar.

> Ralf Wagner von Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wird zum Kurfürsten Carl Theodor.

> Rechtsanwältin Katharina Schimmel übernimmt die Rolle der Clementine Bassermann, die das Lazarett 1870/71 leitete.

> Joachim Kresin vom Stadtarchiv der Stadt Schwetzingen wirkt bei der Bürgermeister-Szene mit.

> Manfred Dams von der Stadt Schwetzingen spielt bei der Mozart-Szene mit.

> Andrea Baisch von der Stadt Schwetzingen spielt bei der Szene um Johann Michael Zeyher mit.

> Der Künstler Vinzenco di Tomasso wie auch der Journalist und frühere RNZ-Redakteur Rolf Kienle stellen Ärzte dar.

> Der Künstler Heinz Claßen ist im Gefolge der Agana wie auch beim Lazarett-Dreh dabei.

> Birgit Rechlin, ehemalige Leiterin des Karl-Wörn-Hauses, spielt eine Frau in der Jungsteinzeit.

> Der "Churfürstliche Hofstaat" mit Barbara Blocher stellt den kurfürstlichen Hofstaat dar.

> Gästeführer aus Schwetzingen, Heidelberg und Mannheim sind bei den Rokoko-Szenen dabei.

> Die Kurpfälzer Bühne wirkt an der Szene zum Schädel des Gelehrten Karl Friedrich Schimper mit.

> Die Kunsthandwerkerin Margot Markmann spielt die Agana.

> Der frühere Oberstudienrat Georg Schuhmann spielt den Notar.

> Die Geschwister Daniel und Ana-Isabel Stang spielen Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Schwester "Nannerl".

> Joerg Mohr vom Theater am Puls spielt einen Schloss-Arzt.

> Christoph Kaiser vom Theater am Puls spielt Casanova.

Zu den beratenden Experten zählten unter anderem Dr. Hermann Schefers vom Weltkulturerbe Lorsch, Matthias Welle von der Stadt Schwetzingen, Stadtarchivar Joachim Kresin, Brigit Rechlin, frühere Leiterin des Karl-Wörn-Hauses, und Wolfgang Schröck-Schmidt von Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in Schwetzingen. mio

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Zum Filmen fand Fuchs schon als Schüler. Sein Lehrer Peter Jester begeisterte die jungen Menschen damals für eine Video-AG. Jester war auch Ideen-Geber für den Sender Rik-TV Brühl. Als ein Kameramann bei einem Dreh überraschend ausfiel, drückte Jester spontan seinem früheren Schüler Meikel die Kamera in die Hand und sagte ihm: "Du hast einen Blick für Bilder." Bald schon filmte Fuchs für Rik-TV, TV Regional Schwetzingen und viele andere Sender.

Der nächste Schritt führte ins Netz. "Ich habe das Internet erst abgelehnt. Doch der Web-Designer Steve Kraft überzeugte mich von den Möglichkeiten." So entstand der You-Tube-Channel Meikel TV. Gemeinsam mit dem Radio-Moderator Peter Lemke hat Fuchs innerhalb von wenigen Jahren fast 700 Filme über regionale Ereignisse produziert. "In der ersten Woche hatten wir schon Tausende von Klicks regional."

Doch wie kam es zu dem Schwetzingen-Film? Anlass war das 1250. Jubiläum der Stadt, die 766 das erste Mal schriftlich erwähnt wurde. Eine Reise durch die Jahrhunderte wollte Fuchs auf Kamera einfangen. Aber: "Ich kann keine Darsteller bezahlen - so entstand die Idee, Laien spielen zu lassen." Gesagt, getan. Regisseur und Drehbuchautor David Dietrich hat eine Technik aus Hollywood auf den Bereich des Dokumentar-Films mit Laien übertragen: Jeder Darsteller sollte sich in seine Rolle einfühlen und seine Gefühle frei zeigen. Kameramann Mark Kulpa war beim Dreh so geduldig, dass sich die Laien-Darsteller ohne Scheu vor der Kamera bewegten.

Viele von ihnen kennt man in der Stadt. Rechtsanwalt Manfred Zipper spielt etwa einen Hauptmann von 1870/71, als zwischen Deutschland und Frankreich Krieg herrschte und das Schwetzinger Schloss in ein Lazarett verwandelt wurde. Zipper sagt: "Ich wollte mit meinem Beitrag ein Stück der Kultur von Schwetzingen zeigen. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht."

Auch der Arzt Hans-Jürgen Scholz, Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes Schwetzingen, ist mit Frau Angelika und Tochter Stefanie zu sehen: "Meikel hat Leute gebraucht - und der Regisseur hat das gut gemacht."

Fuchs ist heute bekannt für seine Kunst-Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Zum 1250. Jubiläum der Stadt hat er mit rund 1200 Schülern die Ausstellung "Wir - 2016 - Hier" in der Sparkasse Schwetzingen gestaltet. Ebenfalls zum Jubiläum hat er das Projekt "Zeitkapsel" durchgeführt: Mehrere Hundert Menschen schrieben Briefe 50 Jahre in die Zukunft. Mit Schülern des Privatgymnasiums hat er eine Zauber-Illusion einstudiert.

Der heutige Filmemacher kommt aber eigentlich auch einem ganz anderen Handwerk. Er ist in Brühl zu Hause, hat den Beruf des Werkzeugmachers und Feinmechanikers erlernt, sich aber bald dem künstlerischen Metier zugewandt. Zunächst war er für die Technik und oft auch für die Musik bei Veranstaltungen in der Region verantwortlich. Mit den Moderatoren Hans-Peter Hain und Gernot Wassmann war er lange für Radio RPR und Radio Regenbogen auf Achse.

Sein erster Auftrag war ein dreitägiger "Cola-Ball" im Mannheimer Rosengarten. Meikel Fuchs: "Es war fantastisch, DJ für 2000 Leute zu sein." Damals trat auch die Jule-Neigel-Band auf. Ein Highlight: Fuchs wurde in ein Live-Sound-Mischpult eingewiesen und durfte sein erstes Lied vor Publikum abmischen. Es war das Lied von Julia Neigel, "Schatten an der Wand". "Ich dachte noch: ,Mensch, das ist eine geile Nummer’, und kurz darauf war es ein Hit."

Doch das Thema Film schien ihn nie losgelassen zu haben. Aus der Zusammenarbeit mit dem Zauberkünstler Tony van Dyke kam die Erkenntnis: "Wer das menschliche Auge studiert, kann es täuschen." Wenn er sich zurückerinnert: Es ist der besondere Blick für Bilder, den ihm schon Lehrer Jester attestierte.

Das Film-Projekt hat derweil viele Unterstützer: Die Stadt, die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, der Fundus des Nationaltheaters Mannheim, das Rot-Kreuz-Museum Birkenau, das Mannheimer Technoseum, die Heimatmuseen Plankstadt und Oftersheim, das Privatgymnasium Schwetzingen, Weltkulturerbe Kloster Lorsch und Freilicht-Labor Lauresham und viele andere, darunter zahlreiche Privatpersonen.

Für die Premiere stellt die Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen das Lutherhaus zur Verfügung. Der Eintritt beträgt 5 Euro. Davon geht jeweils 1 Euro an die Evangelische Jugendgemeinde Schwetzingen. Der Rest wird für die Erstellung von DVDs für die Mitwirkenden verwendet. Der Erlös aus dem Getränke-Verkauf ist für die Evangelische Jugendgemeinde.

Info: Karten im Vorverkauf gibt es im Pfarrbüro der Evangelischen Kirchengemeinde Schwetzingen, Mannheimer Straße 34, Telefon 06202/127240 oder schwetzingen@kbz.ekiba.deDie Premiere findet am Mittwoch, 18. Juli, im Lutherhaus statt. Es gibt Aufführungen um 15.30, 18 und 20.15 Uhr.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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