Alpakas fühlen sich im Odenwald wohl
Vor sieben Jahren hat Johanna Bretschi mit der Haltung begonnen - Die Tiere dienen als lebende Mähmaschinen

Alpaka Mathilda genießt die Streicheleinheiten von Johanna Bretschi. Foto: Alex
Heiligkreuzsteinach-Lampenhain. (cm) Alpakas stammen aus den südamerikanischen Anden, wo sie auf bis zu 4500 Meter Höhe leben. Doch Mathilda reichen auch 400 Meter über dem Meeresspiegel. Das "WM-Orakel aus dem Odenwald" fühlt sich auf dem Hof der Familie Bretschi sichtlich wohl. Hier lebt die mit 15 Jahren schon zu den Senioren gehörende Alpaka-Dame in einer Herde mit sieben Artgenossen.
Johanna Bretschi kümmert sich liebevoll um die Wuschelköpfe mit dem kuschligen Fell. Vor etwa sieben Jahren hat die 58-Jährige mit der Haltung der Tiere auf dem Hof angefangen, den sie vor 24 Jahren mit ihrem Mann von den Schwiegereltern übernommen hat. Bis dahin gab es hier noch eine Vollerwerbslandwirtschaft mit Kühen, die auf den saftigen Odenwaldweiden grasten. "Wir wollten aber nicht mehr schlachten", erzählt Johanna Bretschi, die aus Wilhelmsfeld stammt und gelernte Großhandelskauffrau ist. Hinzu kam, dass ihr Mann in seinem Beruf als technischer Angestellter weiterarbeitete. Seitdem ist der Hof noch etwas mehr als ein Hobby der Großfamilie. Johanna Bretschi ist vierfache Mutter, ein Sohn plant mit seiner Familie demnächst auf den Hof zu ziehen, auf dem dann vier Generationen leben würden. Hinzu kommen elf Pferde - zehn davon sind sogenannte Pensionspferde, gehören also nicht der Familie - sowie einige Hühner und Hofhund "Holly". Und natürlich die Alpakas.
"Die Alpakas sollten uns eigentlich die steilen Hänge abfressen, die wir immer mühevoll per Hand abmähen mussten", erzählt Johanna Bretschi. "Das funktioniert auch halbwegs, aber wir müssen immer noch nachmähen." Denn die Alpakas sind "Feinschmecker": Brennnesseln und Disteln mögen sie gar nicht, diese lassen sie stehen. Viel lieber mögen sie die Früchte an Bäumen wie zum Beispiel Mirabellen, an die sie dank ihres langen Halses herankommen und die sie abknabbern können. Alpaka Moritz, der als Schlitzohr gilt, hat zum Beispiel schon einmal einen Feigenbaum kahl gefressen, der eigentlich gesichert war. Er hat es irgendwie trotzdem geschafft.
"Alpakas haben mich schon immer fasziniert", sagt Johanna Bretschi. "Alle haben ihren eigenen Charakter." WM-Orakel Mathilda gehörte zu den ersten Alpakas, die von einem Züchter im Schwäbischen auf den Hof nach Lampenhain kamen. Damals war sie hochschwanger und brachte auf dem Hof ihre Tochter Rosi zur Welt, die noch heute zur Herde gehört. Zu den ersten Wuschelköpfen in Lampenhain gehörten auch Ben und Paula, die mit Moritz schwanger war. Ebenfalls auf dem Hof geboren wurde Peter, dessen Mutter Rosi und dessen Vater Ben ist. Zur Herde gehören außerdem noch Hansi, Bolle und Karlchen. "Die Männer sind kastriert, da kann jetzt nichts mehr passieren", schmunzelt Johanna Bretschi. Dennoch interessieren sie sich für die Damen. "Letztes Jahr sind sie aufeinander losgegangen, aber diesen Sommer ist Ruhe", erzählt Bretschi.
"Die Herde mag es nicht, wenn sie getrennt ist", berichtet die "Alpaka-Mama". Und die Tiere mögen kein allzu schlechtes und kein allzu gutes Wetter: Im Winter und bei Regen bleiben sie lieber im Stall und gehen nicht auf die Weide. Gleiches gilt bei heißem Wetter. Es gibt ranghöhere und rangniedere Tiere. "Entscheidend ist nicht das Alter, sondern der Charakter", weiß Bretschi. Als sie mit der Haltung begann, hat die Familie überlegt, selbst Alpakas zu züchten. "Meine Kinder haben aber gesagt, dass wir nie ein Alpaka hergeben würden", erzählt Bretschi. "Und Sie hatten recht."



