Unwetter forderten Millionenschäden

Glasscheiben wurden vom Hagel förmlich durchschossen (plus Fotogalerie)

Verheerendes Unwetter über Hardheim und Walldürn – Mehrere hundert Autos demoliert

12.06.2018 UPDATE: 13.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Ein Bild der Verwüstung gab am Dienstagvormittag das Firmengelände des Gartenbaubetriebs Henn in Hardheim ab: Seine Gewächshäuser wurden durch den starken Hagel völlig zerstört. Foto: Rüdiger Busch

Von Rüdiger Busch

Hardheim. "Wenn ich mir das anschaue, könnte ich heulen", sagt Thomas Henn beim Blick auf seine komplett zerstörten Gewächshäuser. Das schwere Unwetter vom Montagnachmittag mit zum Teil tennisballgroßen Hagelkörnern hat seinen Gartenbaubetrieb in Hardheim (Neckar-Odenwald-Kreis) stark getroffen. Auch die Autohäuser im Raum Hardheim-Walldürn beklagen hohe Schäden: Mehrere hundert Fahrzeuge wurden auf ihren Firmengeländen durch Hagel beschädigt. Hinzu kommen unzählige Privat-Pkw sowie Hausdächer und -fassaden, die teils massiv in Mitleidenschaft gezogen wurden. Insgesamt dürfte der Hagelsturm einen Schaden von mehreren Millionen Euro verursacht haben.

"Da reinzugehen wäre lebensgefährlich", warnt Henn auf dem Weg zu seinem größten Gewächshaus, das er aus Sicherheitsgründen abgeschlossen hat. In der Tat: Fast jede Scheibe ist kaputt, entweder komplett eingeschlagen oder "nur" gesprungen. Immer wieder lösen sich Bruchstücke aus der Glasdecke und fallen zu Boden. Würde man von einer dieser riesigen Scherben getroffen, wären die Folgen in der Tat fatal.

Deshalb können Thomas Henn und seine Mitarbeiter in diesem Bereich auch noch nicht aufräumen. Zunächst muss eine Fachfirma die Glasscheiben komplett entfernen und durch neue ersetzen. Erst dann kann der Boden des Gewächshauses, der komplett mit Scherben und Splittern durchsetzt ist, abgetragen und erneuert werden.

Beim nächsten Gewächshaus sieht es nicht ganz so verheerend aus. Hier sind nur einzelne Glaselemente beschädigt worden. Glück im Unglück hatte der 38-Jährige, da die Gewächshäuser fast alle leer und seine Maschinen und Geräte größtenteils auf Baustellen im Einsatz waren und dort vom Unwetter verschont blieben. Dennoch ist der Schaden hoch: 40.000 bis 50.000 Euro könnten es einer ersten Schätzung nach sein. Nachdenklich schaut sich der Unternehmer um: "1994 sah es fast genauso aus." Auch damals war der Betrieb von einem schweren Unwetter mit Hagelschauer betroffen. Beim Blick auf den alten Zeitungsausschnitt fallen die verblüffenden Parallelen sofort ins Auge.

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Auch Simone Richter vom Hardheimer Autohaus Richter fühlt sich an 1994 erinnert - damals seien die Schäden in ihrem Betrieb aber etwas geringer gewesen. Dabei hatte sie noch Glück: Etwa 15 Minuten vor Beginn des Unwetters habe ihr "Dellendrücker" sie per "WhatsApp" gewarnt: "Es kommt etwas auf euch zu!" Dank dieser Warnung habe sie noch einige der Neufahrzeuge in die Ausstellungshalle bringen können. Und dennoch hat es allein in ihrem Betrieb 40 Fahrzeuge getroffen.

Ihr Kollege Elmar Günther hat "so ein gewaltiges und großes Unwetter noch nicht erlebt". Auf dem Hof seiner Autohäuser in Hardheim und Walldürn gebe es kein Auto, das nicht beschädigt worden sei - insgesamt 170. Und bei seinem Kollegen Thomas Gärtner in Hardheim wurden 60 Fahrzeuge beschädigt. Der Schaden: etwa 700.000 Euro.

In Hardheim wütete das Unwetter so heftig, dass die Hagelbrocken sogar die Windschutzscheiben von Autos und die Fenster des Rathauses durchschlagen haben. "Wir können froh sein, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist", sagt Bürgermeister Volker Rohm. Kaum vorstellbar, wenn das Unwetter einen Tag früher über Hardheim hereingebrochen wäre: Am Sonntag bummelten zur gleichen Zeit nämlich hunderte Besucher des Sommerfests durch die Gemeinde ...

Bis alle Schäden beseitigt sind, werden Monate vergehen. Henn freut sich auf den Tag, an dem alles repariert ist. "Ich habe mir einige der Hagelbrocken eingefroren. Wenn dann alles geschafft ist, werde ich mir einen Whiskey einschenken und dazu einen Hagel-Eiswürfel ins Glas geben!"

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