"Luisa" hilft genötigten Partygängerinnen
Kampagne gestartet - Codewort soll Hemmschwelle senken, sich Hilfe zu holen

Von Jan Millenet
Heidelberg/Mannheim. "Ist Luisa hier?" - diese Frage sollten sich Frauen, insbesondere junge, gut einprägen, wenn sie in das Heidelberger oder Mannheimer Nachtleben eintauchen. Wer die Frage Mitarbeitern in Clubs, Bars und Discos stellt, der bekommt Hilfe. Schnell und diskret. Die Kampagne "Luisa ist hier" ist ein Kooperationsprojekt der Psychologischen Beratungsstelle Notruf und Beratung für sexuell misshandelte Frauen und Mädchen in Mannheim und des Frauennotrufs gegen sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen in Heidelberg. Das Angebot soll sich möglichst schnell in der Kurpfalz ausbreiten. Mit im Boot sind der Verband der Clubbetreiber sowie Veranstalter und Kulturschaffende der "EventKultur Rhein-Neckar", der die Kampagne in die Region geholt hat.
"Wird eine Frau in irgendeiner Form Opfer sexualisierter Gewalt, fühlt sich bedroht oder möchte aus einer unangenehmen Situation raus, bekommt sie mit der Frage nach ,Luisa’ sofort Hilfe. Dazu muss sie nicht gleich erzählen, was genau passiert ist", erklärt Martina Schwarz, die Leiterin der Mannheimer Beratungsstelle Notruf. Zunächst geht es in einen Rückzugsraum, in dem das weitere Vorgehen mit der Betroffenen besprochen wird. Die Frau sagt, was sie in diesem Moment benötigt.
Club-Betreiber zeigen Haltung
"Das Personal kann zum Beispiel ihre Begleitung suchen, ihre Sachen von der Garderobe holen, ihr ein Taxi rufen oder die übergriffige Person des Ortes verweisen", so Schwarz weiter. Im Rahmen der Kampagne werden die Mitarbeiter der teilnehmenden Clubs, Bars und Discos geschult. Die Orte, in denen "Luisa" zu finden ist, werden mit Plakaten, Flyern oder Aufklebern gekennzeichnet. Unter anderem geht "EventKultur" auf die Betreiber zu und macht das Angebot bekannt.
Doch "Luisa" soll nicht nur direkt Betroffenen helfen. Es soll Frauen schützen, ihnen und auch Eltern junger Nachtschwärmerinnen Sicherheit geben. Für die Bar- und Clubbetreiber sei es eine Chance, Haltung zu zeigen, sagt Renate Kraus, die Leiterin des Heidelberger Frauennotrufs. "Mit der Teilnahme signalisieren sie: ,Wir dulden keinerlei sexualisierte Gewalt, respektlose Übergriffe und unangemessene Anmache’." Dadurch würden auch junge Männer sensibilisiert, klare Grenzen aufgezeigt und deutlich gemacht, dass dieses Thema eine hohe gesellschaftliche Relevanz habe.
Das Codewort "Luisa" soll die Hemmschwelle senken, sich Hilfe zu holen. Denn gerade in Kneipen oder Clubs, wo es häufig sehr laut ist, kann es unangenehm sein, einen Vorfall über die Theke zu rufen, diesen einer fremden Person zu schildern und damit auch die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich zu ziehen. Der Name Luisa, so Sophia Schreiber vom Heidelberger Frauennotruf, beinhalte einen Kopfton und sei damit auch in einer lärmenden Umgebung verständlich. "Und er bedeutet Kämpferin", sagt die Expertin.



