Feiert Nürnberg seinen Aufstieg in Sandhausen?
Das Gastspiel am Hardtwald ist für den 1. FC Nürnberg der erste von zwei Matchbällen

Erfolgreiches Duo: Trainer Michael Köllner und Sportdirektor Andreas Bornemann (l.). F.: Imago
Von Christoph Ruf
Nürnberg/Sandhausen. 6110 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Heimspielen des SV Sandhausen - das ist Liga-Minusrekord. Am Sonntag werden die 15.000 Tickets allerdings vergriffen sein. 8000 Clubberer, schätzt man in Franken, haben sich bereits Tickets gesichert. Möglichst viele wollen live dabei sein, wenn der neunfache Deutsche Meister nach vier Jahren in der Zweiten Liga den Aufstieg unter Dach und Fach bringen kann. Bei einem Sieg stünde der Club bereits nach dem 33. Spieltag als Aufsteiger fest. Je nach Ergebnis des Tabellendritten aus Kiel müsste man ansonsten das letzte Heimspiel gegen Düsseldorf abwarten.
Club-Trainer Michael Köllner ist es seit Sommer gelungen, eine junge Mannschaft zu formen, die individuell stark besetzt ist und auch fußballerisch zu gefallen weiß. "Köllner legt Wert auf Ballbesitz und spielerische Lösungen", freut sich Sportdirektor Andreas Bornemann. "Wir gehören sicher zu den Teams mit hoher Passquote und dem Willen, sauber hinten raus zu spielen."
Von den Korsettstangen des Teams sind Keeper Fabian Bredlow, Kapitän Hanno Behrens, Enrico Valentini, oder der starke Innenverteidiger Ewerton vertraglich gebunden. Auch der von einigen Erstligisten umworbene Tim Leibold hat seinen Vertrag jüngst verlängert. Doch in dem offensiven Mittelfeldmann Kevin Möhwald, der wohl nach Bremen wechseln wird, dürfte im Sommer der nächste Hochkaräter das Weite suchen. So wie es zuletzt Cedric Teuchert, Guido Burgstaller, Alessandro Schöpf (alle Schalke), aber auch der talentierte Patrick Kammerbauer (Freiburg) oder Abdelhamid Sabiri (Huddersfield) getan haben. Sie alle konnten nicht gehalten werden, den Verein drücken immer noch Verbindlichkeiten von rund 20 Millionen Euro.
Die Ausgliederungspläne, die Geschäftsführer Michael Meeske und Aufsichtsrats-Chef Dr. Thomas Grethlein auch deshalb vorantreiben, stoßen bei den meisten Fans in der Nordkurve derweil nicht auf Gegenliebe. Dort hängt seit Monaten eine Zaunfahne mit einer Feststellung, die gleichzeitig eine Forderung ist: "1. FC Nürnberg, eingetragener Verein seit 1900." Angesichts dieser Konfliktlinie trifft es sich gut, dass Grethlein versucht, die Bedenken der Fans nicht zu übergehen. Hinter den Kulissen führt er viele Gespräche, das wird auch von den Ausgliederungs-Gegnern anerkannt. Die Thematik soll aber sowieso erst wieder aufs Tableau, wenn ein möglicher Investor gefunden ist. Zumal allein schon der Aufstieg ein Segen für den Club wäre. Statt der bisher rund 13 Millionen an TV-Geldern könnte man dann mit derer 34 kalkulieren.
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Auf seine Fans könnten die Franken in der Bundesliga sowieso zählen. 29.343 Zuschauer kamen bisher pro Spiel, das ist der beste Schnitt der Zweiten Liga. Im Falle eines Aufstiegs sind 45.000 Fans im Schnitt keine Utopie. Das letzte Heimspiel am 12. Mai ist seit Wochen komplett ausverkauft. Erwartet werden die bereits als Aufsteiger feststehenden Düsseldorfer. Geht es nach den Club-Verantwortlichen, sollen dann die Fans beider Lager etwas zu feiern haben. Doch niemand in Franken hätte etwas dagegen, wenn schon am Sonntag in Sandhausen der erste von zwei Matchbällen verwandelt wird.



