Die Kita-Strategie der Evangelischen Kirche beginnt mit Schließungen
Evangelische Kirche muss ihre Kindergarten-Arbeit zukunftsfest machen - Von der Stadt kommen höhere Erstattungen

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Von Birgit Sommer
Heidelberg. Konsolidierung ist angesagt bei den Kindertagesstätten der Evangelischen Kirche Heidelberg, und das bedeutet zunächst einmal: Vier Einrichtungen werden geschlossen. Nur noch bis zum Sommer gibt es die kirchlichen Kitas in der Remise neben dem Schmitthennerhaus in der Altstadt und im Forum im Emmertsgrund. Zu Beginn des Kindergartenjahres 2019/20 sollen auch die Einrichtungen in der Rheinstraße und im Lindenweg aufgelöst werden. Grund dafür sind entweder marode Gebäude oder die Konzentration der Kirche auf Ganztages-Einrichtungen mit mehreren Gruppen. Diese entspreche den Wünschen der Eltern, und die Arbeit dort lasse sich sinnvoller und kostengünstiger einteilen heißt es. Derzeit werden rund zwei Drittel der Gruppen ganztägig betreut.
Die Kirche will aber keineswegs nur abbauen, wie Dekanin Marlene Schwöbel-Hug gegenüber der RNZ betonte: "Wir wollen gerne Kitas in den neuen Stadtteilen Bahnstadt, PHV und in den Konversionsflächen betreiben, ebenso wieder in der Altstadt und im Emmertsgrund." Schließlich sei Kita-Arbeit ungemein wichtig für die Kirche. "Sie ist Teil der Gemeindearbeit, auch sonst würden wir ja Geld für Familienarbeit ausgeben", unterstrich auch Sandra Grande, die Vorsitzende der Stadtsynode. Das "evangelische Profil" der Kitas - das Erzählen biblischer Geschichten, das Singen, Beten, die Erziehung zum guten Umgang miteinander vor dem Hintergrund des christlichen Glaubens - ist der Kirche wichtig. Allerdings fehlt ihr für Investitionen derzeit das Geld.
Dafür wird sich die Kirche nun eine Kita-Strategie erarbeiten. Zuerst einmal muss die Finanzierung der Einrichtungen gesichert sein. Für die derzeit 54 Gruppen liegt das jährliche Budget bei rund zwölf Millionen Euro, überwiegend durch Zuschüsse der Stadt Heidelberg finanziert. 700.000 Euro jährlich kommen vom Evangelischen Oberkirchenrat für diese Aufgabe. Minusbeträge von nahezu einer Million Euro entstanden dem Kirchenbezirk trotzdem. Das kann sich die Kirche nicht mehr leisten. Zwar sieht der Haushaltsplanentwurf für 2018/19 für jedes Jahr ein Defizit von rund 900.000 Euro vor, doch man ist zuversichtlich, dass es sich verringern lässt - etwa auf die 450.000 Euro des Jahres 2017.
Dafür müssen die Strukturen genau angeschaut werden, vom Putzdienst bis zur Essensversorgung. In Verhandlungen mit der Stadt wurden der Kirche bereits höhere Erstattungen in verschiedenen Bereichen zugesagt, etwa bei der Geschwisterermäßigung oder den Urlaubstagen der Erzieherinnen. Der Evangelische Oberkirchenrat will letztlich ebenfalls mitreden, denn alles, was bei der Evangelischen Kirche in Heidelberg mit Geld zu tun hat, steht unter Finanzierungsvorbehalt.
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Die Eltern bezahlen inzwischen die tatsächlichen Kosten, die das Essen ihrer Kinder verursacht, inklusive Abschreibungen für Küchengeräte. Diese erhöhen die monatlichen Kosten je nach Einrichtung um drei bis zehn Euro. Derzeit werde das Angebot eines großen Anbieters für alle Kitas der Kirche geprüft, um hier vielleicht noch Kosten sparen zu können, teilte Johannes Stockmeier, der Beauftragte für die Kita-Gesamtkonzeption, bei der jüngsten Sitzung der Stadtsynode mit. Systemisches Controlling, exaktere Planung der Belegung, innere Verrechnungen, bessere Kommunikation mit den Kita-Leitungen - das alles soll Kosten senken helfen.
Dazu wurde noch eine Strategiegruppe gebildet, zu der auch zwei Kita-Leiterinnen gehören. Wie Pfarrer Gunnar Garleff mitteilte, soll sie zwei Dinge vorbereiten: Wie kann die evangelische Kirche ihre gewählte Strategie öffentlich kommunizieren? Und: Was heißt "Kita" in der Zukunft?



