Hier soll ein Seniorendorf soll entstehen
"Pro Seniore" will den Kümmelbacher Hof wachküssen

Peter Müller von "Pro Seniore". Foto: Alex
Neckargemünd. (cm) Jetzt im Winter können aufmerksame Autofahrer einen Blick auf den Kümmelbacher Hof erhaschen. Die kahlen Laubbäume geben den Blick auf die stattlichen Gebäude oberhalb der B 37 und der Bahnlinie am Stadteingang von Schlierbach kommend frei. Seit knapp 20 Jahren sind die Gebäude sich selbst überlassen. Und es sah nicht so aus, als würde sich daran etwas ändern. Doch nun die überraschende Wende, auf die die Stadt lange gewartet hat: Wie die RNZ erfuhr, will "Pro Seniore" das Areal mit einem zweistelligen Millionenbetrag wachküssen. Der Kümmelbacher Hof soll zum Seniorendorf werden.
Hintergrund
> Die "Pro Seniore AG" ist Eigentümer des Kümmelbacher Hofs in Neckargemünd. Das Unternehmen mit Sitz in Saarbrücken wurde 1977 von Hartmut Ostermann mit dem Ziel gegründet, Senioren ein selbstbestimmtes und aktives Leben zu ermöglichen - trotz
> Die "Pro Seniore AG" ist Eigentümer des Kümmelbacher Hofs in Neckargemünd. Das Unternehmen mit Sitz in Saarbrücken wurde 1977 von Hartmut Ostermann mit dem Ziel gegründet, Senioren ein selbstbestimmtes und aktives Leben zu ermöglichen - trotz Pflegebedarfs. "Pro Seniore" betreibt rund 130 Seniorenheime und ist Teil der Unternehmensgruppe "Victor’s" mit deutschlandweit 12.000 Mitarbeitern. Auch hier heute an der Spitze des Aufsichtsrats: Hartmut Ostermann. "Victor’s" sieht sich als Netzwerk von Dienstleistungsfirmen, die eng zusammenarbeiten. Dazu gehören auch 13 Hotels sowie Unternehmen aus den Bereichen Catering, Gebäudemanagement, Versicherungen und Personaldienstleistungen. cm
Vor Kurzem informierten Vertreter von "Pro Seniore" Bürgermeister Frank Volk, der sich wegen des frühen Stadiums noch nicht äußern wollte. "Eine Machbarkeitsstudie soll in diesem Jahr zeigen, wie wir das Gelände reaktivieren können", berichtet Unternehmenssprecher Peter Müller. "Wir müssen prüfen, was infrastrukturell möglich ist." Ohne die Stadt gehe nichts. Die Straßen zum Kümmelbacher Hof gehören zu den schlechtesten, die die Stadt zu bieten hat. Sie sind so marode, dass schwere Baufahrzeuge hier wohl nicht fahren können.
Zuletzt hatte nichts darauf hingedeutet, dass "Pro Seniore" entsprechende Pläne hegt. Stets war davon die Rede, dass der Kümmelbacher Hof Teil der "Immobilienreserve" sei. Man habe gewartet, bis sich eine Marktnische auftue, erklärt Müller. Diese habe man nun in einer "Seniorenwohnanlage mit Hotelcharakter" ausgemacht.
"Pro Seniore" will "modernes Seniorenwohnen der Zukunft" ermöglichen. "Die Ansprüche haben sich geändert", sagt Müller. "Die Menschen wollen im Alter ihren Lebensstandard halten, heute ist zum Beispiel ein Internetanschluss Pflicht." Klassische Pflegestationen seien ein Auslaufmodell. Mehrere Wohnformen - von Kleingruppen bis Wohngemeinschaften - seien je nach Intensität der notwendigen Pflege denkbar. Ein Teil des Komplexes könnte wegen der guten Lage und des angrenzenden Wanderwegs Neckarsteig als Hotel genutzt werden.
Hintergrund
Hartmut Ostermann ist eine schillernde Persönlichkeit
Wenn es um die jüngere Vergangenheit des Kümmelbacher Hofs geht, taucht immer wieder ein Name auf: Hartmut Ostermann. Schon der Betrieb des damals neu eröffneten Pflegeheims durch den ASB im Jahr 1985 fand unter dem
Hartmut Ostermann ist eine schillernde Persönlichkeit
Wenn es um die jüngere Vergangenheit des Kümmelbacher Hofs geht, taucht immer wieder ein Name auf: Hartmut Ostermann. Schon der Betrieb des damals neu eröffneten Pflegeheims durch den ASB im Jahr 1985 fand unter dem heute 66-Jährigen statt. Als ASB-Chef kündigte er bereits nach wenigen Monaten völlig überraschend die Schließung an. Die Rettung kam mit der Übernahme durch den "Deutschen Senioren- und Krankenpflegeverein" (DSK). An dessen Spitze: Hartmut Ostermann. 1996 ging der DSK im Unternehmen "Pro Seniore" mit Sitz in Saarbrücken auf. Der Chef: Hartmut Ostermann. Im Sommer 1999 wurde die "Residenz Neckarblick" wegen dringenden Sanierungsbedarfs geschlossen. Die 80 Senioren sollten "vorübergehend umziehen" - sie kehrten aber nicht zurück, gebaut wurde nie. 2002 wurde Ostermann wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bei "Pro Seniore" verhaftet. Der frühere FDP-Politiker mit dem Spitznamen "Der Pate von der Saar" wurde aber freigesprochen und entschädigt. Ostermann, eine schillernde Persönlichkeit, ist zudem Vorsitzender des Viertliga-Fußballvereins 1. FC Saarbrücken. cm
"Pro Seniore" will die Gebäude sanieren und durch moderne Bauten ergänzen. Der ursprüngliche Charakter solle aber erhalten bleiben. Geklärt werden muss noch die Versorgung mit Wasser und Energie. Der große Heizöltank an der Bahnlinie ist wohl nicht mehr nutzbar. "Wir werden nichts Verrücktes machen", verspricht Müller. "Es muss zum Ort und der Geschichte passen."
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Aber warum hat "Pro Seniore" so lange gewartet? "Neckargemünd wäre für ein weiteres klassisches Pflegeheim zu klein", erklärt Müller. "Wenn wir den Kümmelbacher Hof vor zehn Jahren als Pflegeheim reaktiviert hätten, dann hätten wir diese Chance nun nicht - das wäre vergeudet gewesen, das Areal schreit nach mehr." Bis zur Verwirklichung gebe es einige Hürden. In diesem Jahr sollen mehrere Projektvarianten erstellt werden. Möglicherweise muss auch der Bebauungsplan geändert werden. Frühestens in vier Jahren könnten die Bagger rollen.



