Schwesternorden in Mannheim

Kein Nachwuchs für die Nonnen

Aus der Barmherzigen Schwestern fast besiegelt - Theresienkrankenhaus und St. Hedwig-Klinik stehen zum Verkauf

03.01.2018 UPDATE: 04.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Kümmert sich seit 54 Jahren im Mannheimer Theresienkrankenhaus um Patienten: Schwester Walburgis. Foto: Gerold

Von Jan Millenet

Mannheim. Die Nachwuchsprobleme beim Freiburger Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul sind gravierend. "Wir haben schon seit über 30 Jahren keinen Eintritt mehr", sagt Schwester Walburgis Kiefer. Sie ist in Mannheim Oberin des Ordens, der unter anderem Gesellschafter des Theresienkrankenhauses und der St. Hedwig-Klinik in Mannheim ist. Beide Häuser stehen nun vor dem Verkauf. Auch das Aus des Ordens ist mehr oder weniger besiegelt. Doch in Oberin Walburgis Worten schwingt neben ein wenig Wehmut auch viel Zuversicht mit.

Die Oberin ist mit 76 Jahren die zweitjüngste Schwester, die noch im Theresienkrankenhaus Dienst macht. Und das verdeutlicht, vor welchen Problemen der Orden heute steht. Da kein Nachwuchs kommt, liegt der Altersdurchschnitt aller Schwestern dieses Ordens in der Zwischenzeit bei über 80 Jahren. Insgesamt gebe es noch rund 130 Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, so Oberin Walburgis. Zehn Schwestern sind im Theresienkrankenhaus beschäftigt. Die anderen verteilen sich auf weitere Krankenhäuser, die vom Orden geführt werden, beispielsweise das Regionalkrankenhaus Freiburg. Oder sie werden selbst schon gepflegt.

Auch das St. Josefskrankenhaus in Heidelberg gehört zum Orden, aber dort gibt es laut Oberin Walburgis schon lange keine Schwestern mehr. Außer indische Schwestern, die dort in der Seelsorge arbeiten. Auch sind dank des mangelnden Nachwuchses in der Mannheimer Hedwigs-Klinik seit Mai 2017 keine Schwestern mehr im Dienst.

Doch warum hat der Orden keinen Nachwuchs mehr? "Das ist heute nicht mehr attraktiv", bedauert Schwester Walburgis: "Besonders nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg konnten viele junge Frauen quasi nur einen Beruf in der Krankenpflege annehmen, da es kaum andere Ausbildungsmöglichkeiten gab. Und da traten viele in den Orden ein." Es fehle heutzutage in den Familien allerdings auch eine religiöse Basis, nennt die 76-Jährige weitere Gründe. "Wir merken es an unseren jungen Pflegeschülerinnen, dass Religiosität kaum noch eine Rolle spielt."

Als aktiver Orden leben die Barmherzigen Schwestern nicht in einem Kloster. "Bruder Vinzenz hatte damals die Schwestern auf die Straßen der Stadt geschickt. Nicht die Kranken sollten zu den Schwestern kommen, sondern umgekehrt. Deshalb sind wir bei den Menschen", erklärt die Oberin. "Ich bin für jeden da und mache kleine Einkäufe", umschreibt sie ihr heutiges Aufgabengebiet.

"Zwei Schwestern im Alter von 87 gehen noch jeden Tag auf Station und helfen, das Frühstück auszuteilen", erzählt Oberin Walburgis weiter. Eine andere Schwester wiederum sorge im OP dafür, dass die Ärzte genug Wäsche zum Anziehen und die Patienten nach der Operation warme Decken haben.

Mit einem Lächeln blickt Schwester Walburgis in die Vergangenheit zurück, als teilweise bis zu 120 Schwestern in Mannheim tätig waren. "Ich selbst bin nun schon 54 Jahre am Haus", sagt sie. Was sich nun aktuell ändern wird, kann Schwester Walburgis noch nicht sagen. "Im Lauf des Jahres wird wahrscheinlich Genaueres bekannt."

Die Gespräche mit dem Orden der Barmherzigen Brüder Trier laufen. Möglicherweise werden sie die beiden Mannheimer Häuser übernehmen. Das stimmt Oberin Walburgis zuversichtlich. Die Brüder, die schon andere Einrichtungen unterhalten, würden das Haus bestimmt in ihrem Geiste weiterführen. Auch die Schwestern müssten sich dann keine Sorgen machen. "Wir dürfen so lange bleiben, wie wir können. Das hat man uns versprochen", so die Oberin. "An unserer Arbeit ändert sich nichts."

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