Buchen hilft Nepal

Das Schulprojekt begeistert Reinhold Messner

Vier Jugendliche und Lehrer Daniel Schäfer reisten nach Nepal - Realschüler helfen nach dem Erdbeben beim Schulaufbau

06.11.2017 UPDATE: 07.11.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 11 Sekunden

Vier Schüler einer Schülerfirma der Abt-Bessel-Realschule reisten zusammen mit Lehrer Daniel Schäfer nach Nepal, wo sich die Schüler für den Bau von acht Schulen engagieren. Nach einem schweren Erdbeben wurden dort die meisten Gebäude zerstört. Das Bild zeigt den Schulbau bzw. das Betonieren des Daches im Bergdorf Gati. Fotos: privat

Buchen. Die "Namaste Nepal sAG", eine Schülerfirma der Abt-Bessel-Realschule, kam am vergangenen Freitag von einer ganz besonderen Reise zurück. Die Schüler Justine Lösch, Marco Grasberger, Pauline Kuhn und Hannah Helter besuchten gemeinsam mit ihrem Lehrer Daniel Schäfer das Bergdorf Gati, abseits von Tourismus, nahe an der tibetischen Grenze. Dort engagieren sie sich seit dem schweren Erdbeben vor zwei Jahren zusammen mit dem Freiberger Geschwister-Scholl-Gymnasium (Sachsen) in einem losen Schülernetzwerk, zu dem mittlerweile fünf Schulen in Deutschland und Holland gehören. Die Freiberger sind schon seit 2005 aktiv und haben sich über die Unterstützung aus Buchen sehr gefreut. Denn der Distrikt Gati lag im Epizentrum und so wurde nahezu jedes Gebäude zerstört, mit Ausnahme des von den Schülern gebauten erdbebensicheren Kindergartens und eines Schulerweiterungsbaus.

Der berühmte Bergsteiger Reinhold Messner war begeistert, als er von dem Engagement der Buchener Schüler gehört hatte: "Hilfe zur Selbsthilfe ist in Nepal lebenswichtig. Das Schülernetzwerk Namaste Nepal leistet Gewaltiges. Nach dem großen Erdbeben redet es nicht über Hilfe, es schafft Schulen. Das Schülernetzwerk Namaste Nepal hat meinen ganzen Respekt."

Die nepalesische Regierung schrieb nach dem schweren Erdbeben vor zwei Jahren vor, dass Projekte auf Regionen ausgeweitet werden müssen. So übernahm das Schülernetzwerk den gesamten Distrikt. Eine große Aufgabe, die bedeutet, alle acht Schulen im Gebiet wieder aufzubauen. Die Kinder des Schülernetzwerkes sammelten in den vergangenen zwei Jahren insgesamt stattliche 430.000 Euro zusätzliche Erdbebenhilfe. Da in Nepal derzeit überall Baumaterialien benötigt werden, sind die Baupreise enorm gestiegen. Ein Sack Zement kostet zum Beispiel doppelt so viel wie in Deutschland, berichtet Justine Lösch. Schon jetzt ist klar, dass die gesammelten Spenden nicht für alle acht Schulen ausreichen werden.

Das Projekt erhält große Aufmerksamkeit, denn das Konzept funktioniert nachhaltig. Die Schule in Gati steht in der Rangliste von 150 Bergschulen auf Platz eins und ist nach dem Erdbeben eine der wenigen, die den Schulbetrieb wieder vollständig aufgenommen haben. Im Sommer haben hier 40 Schüler ihr Examen gemacht und es haben alle bestanden. Der Landesschnitt liegt gerade einmal bei 60 Prozent.

Im ersten Teil der Reise ging es auf eine Wanderung im Annapurna-Gebiet, dem Mardi Himal Trek. Die Schüler lernten Land, Leute und Kultur kennen und tauschten sich an den Abenden mit den anderen Schülern des Netzwerkes aus und planten das weitere Vorgehen.

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Im Anschluss reisten sie mit dem Bus in das abseits vom Tourismus, nahe an der tibetischen Grenze liegende Gati. Die letzte Stunde mussten sie zu Fuß zurücklegen, doch auf halber Strecke erwartete sie eine Überraschung. 250 Schüler und das gesamte Dorf wartete bereits zwei Stunden auf sie, um sie mit Musik, Jubel und zahlreichen Blumenkränzen zu empfangen. "Es war unglaublich. Ich habe Gänsehaut bekommen" beschreibt Marco Grasberger diesen Moment.

In Gati schliefen die Schüler in Gastfamilien. Kaum jemand hatte nach dem Erdbeben das Geld sein Haus wieder aufzubauen und so wohnten die Kinder mit der Familie gemeinsam in sehr einfachen Behelfsunterkünften aus Wellblech. Der Schulbau in Gati kommt gut voran und die Schüler haben geholfen das Dach zu betonieren. "Man stellt sich das recht einfach vor, jedoch geschieht dies ohne Baugeräte. Der gesamte Beton wird handgemischt und in Körben den Berg hinauf auf das Dach getragen. Eine unglaubliche Leistung", so Lehrer Daniel Schäfer. 150 Helfer aus dem Dorf und alle Schüler sowie Betreuer halfen mit.

Für drei Tage waren die Buchener alleine mit einer Projektkoordinatorin unterwegs. Die Abt-Bessel Realschule hat eine der acht Schulen, die Grundschule in Sotang, die ebenfalls zerstört wurde, als Partnerschule übernommen. Deshalb war ein Besuch wichtig, aber absolutes Neuland. Bisher war noch kein Europäer in dem 600 Meter höher gelegenen Bergdorf zu Besuch. "Am Anfang hielten die Bewohner Abstand und beobachteten uns nur. Dann fingen wir an, mit den Kindern Armbänder zu basteln, und gewannen so ihr Vertrauen", erklärt Pauline Kuhn. Die Dorfbewohner organisierten gar ein gemeinsames Fest.

Vor Ort galt es auch, Probleme zu lösen und mit der eigens gegründeten Hilfsorganisation, den Dorfbewohnern und den Schulkommittees in Meetings zu diskutieren. Beispielsweise haben die Schüler ein Kaffeeprojekt in Gati gestartet. Kaffee ist ein recht neues Geschäft, aber für Nepal eine große Chance, denn die Pflanzen wachsen in großer Höhe und haben eine außerordentlich hohe Qualität. Derzeit kaufen die Schüler den Kaffee noch von Bergbauern aus Pokhara ein. In Gati werden die Bewohner aber seit einiger Zeit im Anbau geschult und betreut. "Dies ist nicht immer einfach, da die Bauern ihre eigenen Methoden gewohnt sind, aber für den Kaffeeanbau umdenken müssen", berichtet Hannah Helter. Die Schüler hoffen, in wenigen Jahren den Kaffee aus Gati beziehen zu können. "Die Reise war ein unglaubliches Erlebnis und hat meine Sicht auf die Welt verändert.", so Justine Lösch.

Info: Die Schüler der Schülerfirma "Namaste Nepal sAG" laden alle, die mehr über das Projekt und die Reise erfahren möchten, am Donnerstag, 9. November, um 19 Uhr in die Realschule zu ihrem Nepal-Abend ein, an dem sie in einem Bildvortrag ausführlich berichten werden. Hier gibt es auch die Gelegenheit, den besonderen Kaffee zu kaufen und zu probieren.

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