"Eskalation und Chaos" in der Halloween-Nacht
Die Hintergründe der Randale in Walldorf sind noch unklar - Bürgermeisterin ist entsetzt - Augenzeuge berichtet von Vermummten

Donnerstagmorgen in Walldorf: Nach den Vorkommnissen der Halloween-Nacht hat die Polizei den Parkplatz vor der Sporthalle in der "Sozialen Mitte" abgesperrt, damit die Spurensicherung nochmals tätig werden kann. Foto: Rößler
Von Armin Rößler
Walldorf. "Das war laut, ein richtiger Feuerball" - ein Augenzeuge berichtete von einer "riesigen Stichflamme". Er habe dann auf dem Platz zwischen Schillerschule und Sporthalle in Walldorf eine Masse von Jugendlichen gesehen, möglicherweise die 30 bis 40 von der Polizei gemeldeten, "es könnten aber auch deutlich mehr gewesen sein". Darunter "einige völlig Vermummte", die nach den Eindrücken des Augenzeugen "gewaltbereit" waren. Er spricht von "Eskalation" und "Chaos", die Vorfälle hätten "organisiert" gewirkt.
Wie gestern von der RNZ berichtet, hatten größere Gruppen von Jugendlichen in der Halloween-Nacht in Walldorf randaliert. Zunächst wurden Molotowcocktails gegen den Polizeiposten am Rathaus geworfen, später gegen die holzvertäfelte Wand der Sporthalle in der "Sozialen Mitte".
Ein Ehepaar, das die Täter zur Rede stellte, wurde von den Jugendlichen geschlagen und getreten. Während die Frau vor Ort behandelt wurde, musste der Mann mit Kopfverletzungen und Prellungen ins Krankenhaus gebracht werden. Laut Polizei konnte er die Klinik inzwischen wieder verlassen. Gestern war nochmals die Spurensicherung der Kriminalpolizei vor Ort. Jetzt wird nach Angaben von Polizeisprecher Norbert Schätzle nicht nur wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung, sondern auch wegen Brandstiftung ermittelt. Neben den Schäden, die durch Molotowcocktails an der Sporthalle verursacht wurden, hatten es die Jugendlichen auch auf den Polizeiposten im Walldorfer Rathaus abgesehen. Hier war eine Säule am Eingang Ziel, außerdem wurde ein Brandsatz gegen die Fensterfront geworfen.
An zwei Türen der Sporthalle dokumentierte die Spurensicherung mehrere Schmierereien: Neben "190" (wohl mit Bezug auf den ehemaligen Jugendtreff "Babylon 190") und "Es geht noch weiter" auch "ACAB" für "All cops are bastards", wörtlich "Alle Polizisten sind Bastarde". Weitere Schmierereien sollen an den Gabionenwänden zwischen Neubaugebiet und L 723 hinterlassen worden sein. "Trotz dieser neuen Spuren sind die Hintergründe noch unklar", sagte Norbert Schätzle der RNZ. In der Nacht war ein 19-Jähriger aus St. Leon-Rot vorläufig festgenommen worden.
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Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab zeigte sich gegenüber der RNZ "entsetzt" von den Vorfällen. "Wir können uns nicht erklären, was dahintersteckt", sagte die Bürgermeisterin. Deshalb müsse man sich die Frage stellen: "Wo kommt diese Aggressivität her?" Für die Bürgermeisterin ist eine Kategorie von Gewalt erreicht, "die wir nicht für möglich gehalten haben".
Für den Augenzeugen ist die Halloween-Nacht dagegen sogar der "unrühmliche Höhepunkt von unschönen Dingen, die in den letzten zwei Jahren in der Sozialen Mitte passiert sind". Seit an der Drehscheibe, wo es gehäuft zu Ruhestörungen und Sachbeschädigungen gekommen war, 2015 eine Videoüberwachung installiert wurde, hätten sich die Probleme hierhin verlagert. "Viele Anwohner fühlen sich bedroht und verunsichert, aber es passiert nichts", so der Mann weiter.











